“Alles kommt zu dem, der warten kann.”
Brasilianisches Sprichwort
Genauso verhält es sich mit Anleihen. Wenn man mittelfristig investiert und sich von den Schwankungen nicht irritieren lässt, sind vor allem in Südamrika Rendite von über 6% möglich. Wie, darüber berichtet Simon Lue-Fong, Manager der FondsEmpfehlung Pictet Latin American Local Currency Debt WKN A0Q17D in der Verwaltungsstrategie SJB Liquidität Int.
Marktbericht Der Index verzeichnete im 3. Quartal ein Plus von 6,5% auf USD-Basis. Rund die Hälfte trugen die Kursgewinne von Lokalwährungsanleihen bei, während die Währungsgewinne vom
schwächeren US-Dollar gestützt wurden. Brasilien legte 10,8% zu. Mehr als die Hälfte des
Zugewinns steuerten die Kurse von Lokalwährungsanleihen bei, weil die Leitzinsen aufgrund der
niedrigeren Inflation um insgesamt 200 Bp gesenkt wurden.
Mexiko zog 1,3% an, denn die Unsicherheit bezüglich der NAFTA und die restriktivere Geld- und Fiskalpolitik dürften sich auf das Wachstum auswirken. Chile verbuchte trotz der Herabstufung der Bonität durch Fitch von A+ auf A ein Plus von 3,2%, das zum Teil auf den sprunghaften Anstieg der Kupferpreise zurückzuführen war. Argentinien büsste 4,1% ein, denn wegen der bevorstehenden
Parlamentswahl nahmen die Schwankungen zu. Höhere Rohstoffpreise verhalfen Kolumbien zu
einem Plus von 5,4%.
Performanceanalyse
Der Fonds entwickelte sich im Quartal unterdurchschnittlich. Den grössten Belastungsfaktor der
relativen Performance stellten unsere aktiven Untergewichtungen bei Währungen dar. Unsere
aktiven Positionen an den lokalen Zinsmärkten schlugen hingegen nur leicht negativ zu Buche.
Der Zeitpunkt der Untergewichtung des brasilianischen Real wirkte sich negativ auf die relative
Performance aus, da die Entscheidungsträger signalisierten, dass die geldpolitische Lockerung
einen moderaten Pfad einschlagen würde.
Darüber hinaus wurde der ehemalige Präsident Lula da Silva für schuldig befunden, was die Anleger als Pluspunkt werteten, weil er dadurch bei der Präsidentschaftswahl 2018 nicht antreten dürfte. Nachteilig war auch die Untergewichtung des chilenischen Peso. Trotz der Herabstufung der Bonität durch Fitch, die auf die lang anhaltende Konjunkturschwäche verwies, boten der schwächere Dollar und der geringere Zinssenkungsdruck Unterstützung. Die Untergewichtung des mexikanischen Peso belastete die Performance leicht.
Portfolio-Aktivität – Über- und Untergewichtungen
Zu Quartalsbeginn erhöhten wir die Untergewichtung von Währungen, weil wir erwarteten, dass
die Reduzierung der Zentralbankbilanzen zu Volatilität führen und eine Kehrtwende der jüngsten
Rally bewirken würde. Wir gingen Anfang September bei diesen Positionen jedoch überwiegend
zu einer neutralen Gewichtung über. Die weitere US-Dollar-Schwäche und die starken
Kapitalzuflüsse in die Anlageklasse bedeuteten, dass viele der untergewichteten Positionen kein
positives Alpha erzielten.
Beim mexikanischen Peso gingen wir in den ersten Septembertagen zu einer neutralen Gewichtung über. Gleiches galt für die Untergewichtung des chilenischen Peso. Die Untergewichtung des brasilianischen Real, die sich auf Sorgen über die langsameren wirtschaftlichen Verbesserungen, steigende Arbeitslosigkeit und Korruptionsskandale gründete, wurde auf eine neutrale Gewichtung gegenüber der Benchmark umgestellt.
Marktaussichten
Nach unserer Einschätzung zeigten sich die Anleger vorsichtiger. Grund waren die geopolitischen
Spannungen um Nordkorea, die anhaltenden Sorgen über die Ölpreise und die weniger
entgegenkommende Haltung der Zentralbanken, aufgrund derer die zehnjährige US-Treasury-
Rendite 30 Bp anzog.
Die Anlageklasse verzeichnete 2017 die stärksten Zuflüsse seit fünf Jahren, und die Erträge waren 2017 erstmals jeden Monat positiv oder traten auf der Stelle. Der Markt ist unseres Erachtens zu weit gelaufen und daher korrekturanfällig. Gleichzeitig verlangsamte sich die Verbesserung der Schwellenmarktdaten, die jedoch robust blieben. Wenngleich die Schwellenmarktexporte die stärkste Erholung seit Jahren verzeichneten, zogen die Einzelhandelsumsätze insgesamt kaum an, und die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in rohstoffexportierenden Ländern bleiben unter Druck.
Die US-Treasury-Renditen dürften sich zwar in einer Spanne entwickeln, allerdings könnte eine neuerliche USD-Stärke Druck auf die Anlageklasse ausüben. Die Disinflation in den Schwellenmärkten dürfte sich dem Ende zuneigen, wenngleich weitere Zinssenkungen in Lateinamerika nicht auszuschliessen sind. Insgesamt sind die langfristigen Aussichten im Vergleich zu anderen festverzinslichen Anlageklassen nach wie vor attraktiv, weil sich hier die Möglichkeit bietet, bei tendenziell unterbewerteten lateinamerikanischen Währungen in Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating und einer Rendite von 7% zu investieren.
Portfoliostrategie
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Kommentars gingen wir zu einer Untergewichtung bei
Währungen über, sind aber inzwischen etwas konstruktiver eingestellt, wobei unsere
Untergewichtungen kurzfristiger taktischer Natur und unsere Übergewichtungen eher strategisch
ausgerichtet sind. Lokale Zinsprodukte haben wir leicht untergewichtet, und zwar hauptsächlich in
Mexiko aufgrund der restriktiven Haltung der Zentralbank.
Den attraktiven Anlagechancen an den lokalen Zinsmärkten wie z.B. in Brasilien steht die Abwägung gegenüber, in welchem Masse Entwicklungen bereits eingepreist sind und wie sich steigende US-Staatsanleiherenditen auswirken. Bei Währungen, die stärker von der Entwicklung der Rohstoffmärkte, einem schleppenden Wachstum und politischen Risiken betroffen sind wie z.B. der brasilianische Real, bleiben wir vorsichtig.