Im Zuge der massiven Kursverwerfungen an den globalen Aktien- und Rohstoffmärkten aufgrund der Corona-Krise musste der global anlegende LTIF Natural Resources (WKN A0ML6C, ISIN LU0244072335) von der schweizerischen SIA (Strategic Investment Advisors Group) deutlich schwächere Notierungen hinnehmen. Seit Jahresbeginn ist ein Kursverlust von 43 Prozent des Fonds mit Value-Ansatz zu verzeichnen, der nicht nur in Rohstoffaktien wie Energieproduzenten und Minentitel investiert, sondern auch Lebensmittelproduzenten in sein Portfolio aufnimmt. FondsManager Urs Marti berichtet in seinem jüngsten Quartalsreport, was die wichtigsten Veränderungen im FondsPortfolio waren. Zugleich analysiert der Rohstoffexperte die aktuellen Entwicklungen im Commodities-Sektor und beschreibt, wie sich die im Fonds enthaltenen Titel im Einzelnen entwickelt haben.
LTIF Natural Resources: Kann ein diversifizierter Fonds das grosse Los sein?
Der Fonds LTIF Natural Resources ging im ersten Quartal 2020 um 48% zurück. Im April verbesserte er sich leicht auf einen NIW von 60 EUR je Anteil. Seit Jahresbeginn ist ein Rückgang von 43% zu verzeichnen. Trotz des gewaltigen Rückgangs ist diese Entwicklung in einer Rezession relativ normal, weil Energie und Bergbau sowie im Allgemeinen auch Bodenschätze zyklische Sektoren sind, die sich während einer Krise normalerweise schlechter entwickeln.
Besonders beeinträchtigend war der Energiesektor (33% des Fonds LTIF Natural Resources) mit einem Rückgang von 60%. Er entwickelte sich schlechter als unsere Anlagen im Bergbau (47% des Fonds), die um 35% sanken, sowie in Nahrungsmittel (15% des Fonds) mit einem Rückgang von nur 22%. Der Bereich Infrastruktur hat mit 5% einen geringeren Anteil am Fonds. Genauso wie Bergbau verlor er 35%.
Unser Fonds LTIF Natural Resources investiert nicht in grosse Unternehmen (weder im Energie- noch im Bergbausektor). Daher schneiden wir bei einer Rezession in der Regel schlechter ab. Wir besitzen zahlreiche Unternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung. In den kommenden Jahren haben sie bei höheren Preisen für Erdöl, Kupfer und Nickel ein höheres Potenzial für eine positive Kursentwicklung. In einer Wirtschaftskrise hilft dies jedoch nicht.
Für den Natural Resources Fund haben wir den gleichen Stresstest durchgeführt. Das Ergebnis ist eindeutig: Alle Einnahmen im Bereich Bergbau und Energie werden 2020 stark beeinträchtigt. Für das Jahr 2021 sehen wir aber auch eine Besserung, wenn die Ölpreise bis Ende 2021 bei 70 USD liegen und Kupfer und Nickel wieder das Preisniveau erreichen, das sie vor der Krise hatten.
In Bezug auf die Bilanzen haben wir den Fonds in drei Stressstufen unterteilt, mit dem Ergebnis, dass 70% unserer Unternehmen keine Solvenz- oder Liquiditätsprobleme haben. Bei 23% haben sich die finanziellen Bedingungen hingegen verschärft. Sie kommen aber zurecht, indem sie Vermögenswerte verkaufen oder Märkte erschliessen. Nur bei 7% kann man sagen, dass sie unter finanziellem Stress stehen.
Die Unternehmen California Resources, Occidental Petroleum und Panoramic – ein kleiner Nickelproduzent – stufen wir als „gefährdet“ ein. Bei allen Beteiligungen setzen wir allerdings auf einen positiven Ausgang, da wir davon ausgehen, dass sich die Preise für Erdöl, Kupfer und Nickel zum Jahresende erholen werden.
Unsere Ansicht in Bezug auf Erdöl und den Energiesektor erwähnten wir bereits. Auch der Bergbau wird in den kommenden zwölf bis 18 Monaten nach unserer Überzeugung wieder zur Normalität zurückkehren. Zurzeit werden etwa 20% der weltweiten Kupferkapazitäten gewartet und instandgehalten. Dies gleicht den Nachfragerückgang nahezu wieder aus. Bei Nickel und Zink sehen die Zahlen ähnlich aus und steigen. D. h. das Angebot passt sich schnell an den Nachfragerückgang an, was eine erneute Ausbalancierung erleichtert.
Der Zeitpunkt und die Geschwindigkeit der Erholung von Angebot und Nachfrage (und die Abarbeitung von Überbeständen) lassen sich jedoch kaum vorhersagen. Eines kann man aber sagen: Bei den zurzeit niedrigen Rohstoffpreisen besteht ein Investitionsrisiko und bei einer Verlangsamung der Investitionsausgaben kann das Angebot nur schwer mit der für 2021 und 2022 erwarteten Nachfrageerholung Schritt halten. Nicht vergessen sollte man, dass bei den meisten Rohstoffen 50% der Nachfrage aus China kommt, das als erstes Land die Beschränkungen des öffentlichen Lebens beendete. Darüber hinaus erwarten wir riesige Infrastrukturausgaben zur Unterstützung der Wirtschaft. Dies könnte erneut zu einer Phase wie in den Jahren 2009-2011 nach der globalen Finanzkrise führen, als Rohstoffe wegen der Nachfrage aus China wieder Höchststände erreichten.
Zu Jahresbeginn war unser Fonds LTIF Natural Resources mit 106 EUR je Anteil äusserst günstig. Inzwischen wird er mit 60 EUR gehandelt. In dieser Hinsicht kann man fast von einem grossen Los sprechen, denn unsere Schätzungen deuten auf einen internen Zinsfuss für Investitionen von über 35% und einen Anlagewert von 200 EUR je Fondsanteil hin. Bei unseren Berechnungen gehen wir bei allen Rohstoffen von Preisen auf Anreizniveau aus. Wir betrachten dies als einmalige Chance. Der Fonds nutzte die derzeitige Volatilität übrigens für eine Neuausrichtung des Portfolios und tauschte Engagements in defensiveren Sektoren wie etwa Nahrungsmittel und Lachs gegen eine Erhöhung des Engagements im Erdölsektor. In den kommenden Wochen werden wir dies voraussichtlich fortsetzen.