Managersichten SJB Stars: Long Term Investment Fund (SIA) – Natural Resources (WKN A0ML6C) April 2020 – Teil 2

Urs Marti, FondsManager des Long Term Investment Fund (SIA) – Natural Resources

Im Zuge der massiven Kursverwerfungen an den globalen Aktien- und Rohstoffmärkten aufgrund der Corona-Krise musste der global anlegende LTIF Natural Resources (WKN A0ML6C, ISIN LU0244072335) von der schweizerischen SIA (Strategic Investment Advisors Group) deutlich schwächere Notierungen hinnehmen. Seit Jahresbeginn ist ein Kursverlust von 43 Prozent des Fonds mit Value-Ansatz zu verzeichnen,  der nicht nur in Rohstoffaktien wie Energieproduzenten und Minentitel investiert, sondern auch Lebensmittelproduzenten  in sein Portfolio aufnimmt. FondsManager Urs Marti berichtet im zweiten Teil seines jüngsten Quartalsreports, wie sich Angebot und Nachfrage im Zuge der Corona-Krise geändert haben und inwieweit Rohstoff-Investoren die Worte Warren Buffetts im Hinterkopf haben sollten. 

Eingeschränktes Angebot und die Nachfrage nach der Krise Wie gehen wir damit um?

Eine physische Unze eines Edelmetalls wird mit hohen Aufschlägen auf die offiziellen Kurse gehandelt, da das Angebot knapp und die Verfügbarkeit nicht gewährleistet ist. Die Nachfrage steigt weiter, aber die Produktion sinkt. Möglicherweise ist dies ein wichtiger Indikator für andere Rohstoffe, da die Nachfrage im weiteren Jahresverlauf wieder zurückkehren wird.

Sollte sich die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen wieder normalisieren, was sicherlich der Fall sein wird, könnte es bei den meisten Rohstoffen zunehmend Probleme auf der Angebotsseite geben, weil die weltweiten Produktionskapazitäten im Bereich Bergbau/Erdöl heruntergefahren sind.

Der Markt für Uran ist ein gutes Beispiel hierfür. Selbst vor Covid-19 war der Markt bereits um 30% unterversorgt und Versorgungsunternehmen schliessen schon seit Jahren weniger Geschäfte ab. Auch die Produktion ist wegen zu geringer Investitionstätigkeit und Schliessungen seit Jahren rückläufig und hat inzwischen ein bedenkliches Niveau erreicht. Selbst die grossen Bergwerke in Kanada, Kasachstan und Namibia stellen die Produktion ein oder reduzieren sie. Kazatomprom liefert Lagerbestände und Cameco kauft dieses Jahr etwa 25 Millionen Pfund auf dem Spotmarkt, um seine Verträge zu erfüllen. Das sind etwa 20% des normalen Angebots aus Bergwerken.

Aber die Zeiten sind nicht normal. Cameco verfügt über einige der besten Bergwerke der Welt mit einem Gütegrad von 15%. Das Unternehmen sollte Uran produzieren und liefern, nicht kaufen. Unserer Ansicht wird der Bärenmarkt des Uranpreises enden und in den kommenden Jahren wird es Angebotsprobleme geben.

Zu dieser Situation könnte es auch bei anderen Rohstoffen kommen. SIA versucht schon seit Längerem, dies zu erläutern. Seit 2011 sind die Investitionen stark zurückgegangen und Covid-19 bedeutet, dass sich die rückläufige Phase fortsetzen wird. Bergbau (Erdöl ist ebenfalls eine Sonderform des Bergbaus) zeichnet sich dadurch aus, dass kontinuierliche Investitionen erforderlich sind, um Rückgänge zu ersetzen. Ohne Investitionen gehen etwa 3-4% der jährlichen Produktion verloren.

Angesichts dieser Entwicklungen gehen wir bei Edelmetallen, anderen Metallen und Erdöl von steigenden Preisen aus. In realen Werten (Gold) waren die Ölpreise seit Beginn des Erdölzeitalters noch nie so niedrig. Ohne Covid-19 wäre die Erdölproduktion in den USA wegen der Rückgänge bei Schieferöl und den Investitionskürzungen gesunken. Jetzt wird sie weitaus stärker als gemeinhin erwartet einbrechen.

Schliesslich erscheint die Erklärung von Saudi-Arabien mehr als fragwürdig. Etwa ein Drittel seiner Produktion stammt aus Ghawar, dem grössten Ölfeld der Welt. Dort werden etwa 3,8 Mio. Barrel pro Tag gefördert und das zweitgrösste Ölfeld produziert etwa 1,5 Mio. Barrel pro Tag. Die saudi-arabischen Ölfelder starteten ihre Produktion vor etwa 60 bis 70 Jahren. Wegen mangelnder Transparenz sind ihre Reserven, ihre Produktion und ihre Rückgangsraten äusserst umstritten.

Eine Erhöhung um 2 Mio. Barrel pro Tag würde bedeuten, dass die Regierung irgendwo über ein verborgenes Ghawar verfügt, das bereits erschlossen und einsatzbereit ist (eine Woche später kündigte Aramco übrigens 20-prozentige Investitionskürzungen an…). Es ist schon schwierig genug, ein Ölfeld zu finden und zu erschliessen, aber das geht nur, wenn man Geld dafür ausgibt. Für eine gewisse Zeit werden sie wohl einige 100.000 Barrel pro Tag mehr aus den vorhandenen Ölfeldern oder ihrem Lagerbestand herausdrücken können. Aber 2 Mio. Barrel pro Tag ist mehr als fragwürdig.

Buffet, immer wieder Buffet
„Etwa alle zehn Jahre ziehen dunkle Wolken am wirtschaftlichen Himmel auf, und für kurze Zeit regnet es Gold. Bei solchen Regengüssen müssen wir mit Wäschekübeln und nicht mit Teelöffeln nach draussen rennen.“

Warren Buffett, Brief an die Anteilinhaber von Berkshire

Buffet beschreibt Aspekte der Wirtschaft und der Aktienmärkte auf einmalige Weise. Vor allem zwei seiner Sätze sollte man im Hinterkopf behalten:

1) „Ich hoffe, dass ich noch viele Rezessionen erleben werde.“ Und damit meint er nicht, dass er noch länger leben will, sondern dass Berkshire Hathaway seine besten Investitionen in Zeiten einer Rezession getätigt hat.

2) „Alle zehn Jahre regnet es Gold, rennen Sie dann mit Wäschekübeln nach draussen.“

Wir sind uns bewusst, dass dies schwierig ist inmitten einer Gesundheits- und Wirtschaftskrise und in Zeiten der Nachrichtenüberflutung, in denen Kommentatoren (wie bei jeder Krise) die grösste Krise der Geschichte voraussagen. Aber bei den derzeitigen Preisen sollte man sich nicht täuschen, wir müssen kaufen.

Kann der Aktienmarkt noch viel stärker purzeln? Dies ist sicherlich jederzeit möglich. Aber die aktuellen Kursstände haben eine normale Rezession bereits einkalkuliert und unser Basisszenario ist eine Rezession über zwei Quartale ohne tiefgreifende oder strukturelle Beeinträchtigung der Arbeitskräfte oder der Finanzierungsströme.

Wir sollten also nach draussen rennen und uns das Gold holen!

Siehe auch

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