“Die Zeit Frisst Stahl und Eisen.” unbekannt
Warum genau dieses Zitat? Weil es verdeutlicht, dass wir immer und überall Rohstoffe benötigen, einfach um den status quo zu erhalten. Umso verwunderlicher, dass beim Thema Rohstoffe die meisten Analysten davon ausgehen, wir würden sie nicht mehr brauchen und mit den entsprechenden Unternehmen könnte man nie wieder Geld verdienen.
Denn auch wenn es wünschenswert ist, dass in Zukunft der EInzelne weniger verbraucht oder schonender mit seiner Umwelt umgeht, so ist ebenso klar, dass eine wachsende Weltbevölkerung zumindest ihren Standard aufrecht zu erhalten versucht.
Was dies für die Bewertung von Rohstoffaktien bedeutet und was in diesem Bereich noch aktuell ist, stellt Markus Bachmann, Manager der FondsEmpfehlung Craton Global Resources Fund WKN A0RDE7 in der Verwaltungsstrategie SJB Stars Z9+ dar.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed am 16. Dezember nun endlich die Leitzinsen erhöht, ist während des Berichtsmonats hochgeschnellt. Dies stärkte den US Dollar und schwächte Rohstoffpreise noch mehr. Eine unstimmige OPEC Organisation und darum anhaltend sinkende Ölpreise verstärkten die Angst der Anleger.
Das Sentiment ist nun schon seit einiger Zeit der bestimmende Faktor für Metallpreise und Minenunternehmen. Fundamentale Aspekte spielen in diesem Anlageumfeld eine untergeordnete Rolle. Dies offeriert Quantfonds und Leerverkäufern ein offenes Spielfeld. Dies sind auch die Marktteilnehmer, die derzeit die Richtung der Metall- und Minenaktienpreise bestimmen, mit verheerenden Konsequenzen. Institutionelle oder fundamentale Käufer und Verkäufer sind im jetzigen Markt abwesend. Was dieses Jahr auch auffiel, war das Auftauchen von sehr aktiven chinesischen Fonds. Shorts in chinesischen Aktien sind momentan unterbunden unter Androhung von scharfen Konsequenzen bei Nichteinhaltung, aber Leerverkäufe in Rohstoffen sind weiterhin erlaubt.
Weitverbreitete Shortpositionen, sich austobende computergesteuerte Handelsprogramme, miese Stimmung und Minenunternehmen, die ums Überleben kämpfen – es scheint, dass in der zweiten Jahreshälfte 2015 die Insassen selber das Irrenhaus betreiben. Um das düstere Bild zu verdeutlichen: Nach Schätzungen sind derzeit 70% der Nickelunternehmen unprofitabel, 23 Kohlenminen wurden in den vergangenen 18 Monaten geschlossen, und 50% der australischen Kohlenminen schreiben trotz schwacher Lokalwährung Verluste. Der ehemals stolze Bergbaukonzern Anglo American will sich nahezu
kastrieren und einen Grossteil des Geschäfts aufgeben, um überleben zu können. Es gab einmal Bergbaugiganten, aber diese tragen selber eine grosse Schuld an ihrem Niedergang!
Die derzeitige Rohstoffmisere wird mitunter der stotternden chinesischen Wirtschaft zugeschrieben. Die populäre Wahrnehmung ist, dass das Wirtschaftswachstum kollabiert. Es mag daher gewisse Marktkreise überrascht haben, dass Kupferimporte im November auf ein 22-Monatshoch gestiegen sind. Vielleicht entspricht dies einem opportunistischen Wiederauffüllen der Lagerbestände, aber Importe von anderen Basismetallen und sogar Eisenerz waren auch solide. Die Lager der London Metals Exchange zeigten einen steten Abbau und dies steht, ohne viel in diesen Trend lesen zu wollen, in Widerspruch zu den derzeitigen Metallpreisen. Diese versetzen viele Firmen in eine prekäre Finanzlage und noch 10% tiefere Preise wird sie in grosse Schieflage bringen.
Das Kupferunternehmen First Quantum ist dafür bezeichnend. Bei einem Kupferpreis von 2 US Dollar pro Pfund kann Bilanz und Anlageopportunität als toxisch betrachtet werden. Eine Erholung des Kupferpreises auf 2.5 Dollar pro Pfund würde jedoch den erwarteten Ertrag um etwa 200% steigern. Würde der Preis sogar auf 3 Dollar ansteigen, dann erhöhte sich dieser erwartete
Gewinn um nahezu 500%. Das Beispiel illustriert sehr anschaulich, an welchem Wendepunkt sich die Industrie befindet.
Der Pessimismus für den Sektor steht auf einem Allzeithoch und überhaupt kein positives Szenario ist reflektiert. Jegliche Entwicklung, die dieser negativen Erwartungshaltung widerspricht, wird einen substanziellen Einfluss auf den Sektor haben. Sollte ein Umschwung stattfinden, dann mit Vehemenz.