Das Leben ist am Ölmarkt zurückgekehrt: Nach wochenlangen Preisrückgängen erlebte der Ölpreis am vergangenen Freitag einen heftigen Preisschub: Bei der US-Sorte WTI kletterte der Preis am Freitag um rund 8%. Am Montag setzte sich der Aufschwung mit einem weiteren Plus von 3% fort. Die Marke von 51 Dollar pro Barrel rückt wieder in greifbare Nähe. Der Preis für die in Europa maßgebliche Sorte Brent ist auf über57 Dollar und damit den höchsten Stand seit Anfang Januar gestiegen.
Aber was steckt hinter diesem Preisanstieg? Es könnte durchaus eine rein technische Reaktion sein. Nach massiven Abstürzen ist eine starke Gegenbewegung eine häufige Ausprägung. Auslöser sind meist Großspekulanten, die auf den Terminmärkten große Positionen halten. Wenn Spekulanten dann auch noch auf einen weiteren Preisrückgang spekuliert haben und einer erster kleiner Preisanstieg folgt sind diese gezwungen ihre Positionen aufzulösen. Im Fachjargon spricht man von einem „Short-Squeeze“.
Fundamental allerdings hat sich das Bild nicht wirklich verbessert: Der weitere Anstieg der US-Lagerbestände auf ein Rekordniveau setztein klares Zeichen: Es gibt mehr Öl als aktuell verbraucht wird. Punkt. Allerdings fehlt beim Öl zur Zeit der komplette Risikoaufschlag. Aktuell erscheint dass nahezu alle Risikofaktoren beim Öl einfach ausgeblendet worden sind. Dabei bestehen Risiken: Hier sind vor allem die unsichere Lage im Nahen Osten und in den wichtigen Ölförderländern zu nennen. Und: In letzter Zeit ist der entscheidende Ölmarkt die USA: Dort sprudelte – Fracking sei Dank – so viel Öl aus dem Boden wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die USA exportieren sogar Öl. Die neue Unabhängigkeitserklärung der Amerikaner. Es zeigen sich aber erste Anzeichen für eine deutlich nachlassende Wachstumsdynamik. So wurden in den vergangenen Wochen weniger neue Bohrlöcher gestartet. Damit dürfte der große Zuwachs beim Öl aus den USA auch vorerst vorbei. Bis sich dies am Markt auswirkt, kann es allerdings noch einige Monate dauern. SJB blickt in dieser Woche daher ganz gespannt auf die Bilanzen der großen Ölkonzerne wie Exxon Mobil und BP.