Im Januar 2018 tritt die EU-Finanzmarkt-Richtlinie Mifid II in Kraft. Danach werden unabhängige Asset Manager von Brokern keine Zuwendungen mehr in Form von Investment Research entgegennehmen dürfen. Das wird vor allem Folgen für kleine Vermögensverwalter sowie Aktiengesellschaften im Small-Cap-Bereich haben, meint Wolfgang Blättchen, Gründer und Gesellschafter von Blättchen Financial Advisory.
Nach Mifid II müssen die Kosten für Research-Leistungen, die Broker für unabhängige Vermögensverwalter erbringen, von der Handelsprovision entkoppelt werden. Bislang stellten die Broker den Vermögensverwaltern Research-Berichte kostenlos zur Verfügung. Kam es zu einer Transaktion, wurden die Research-Kosten in den Transaktionsgebühren berücksichtigt.
Nach dem Inkrafttreten von Mifid II werden Broker diese Kosten den Vermögensverwaltern gesondert berechnen müssen, erklärt Wolfgang Blättchen, Gründer und Gesellschafter der Beratungsgesellschaft Blättchen Financial Advisory in einer Kolumne für den Weiterbildungs-Anbieter Going Public. Die Asset Manager hätten dann die Wahl, die Research-Kosten selbst zu tragen oder ihren Kunden nach deren Zustimmung in Rechnung zu stellen. Im letzteren Fall müssen sie aber zusätzlich das erwartete Kundennutzen regelmäßig überprüfen und dem Kunden offenlegen.
Für große Vermögensverwalter wird es keine Probleme geben
Für große Vermögensverwalter wäre das kein Problem, ist Blättchen überzeugt. Auch große und mittlere Aktiengesellschaften werden vermutlich nicht über einen Mangel an Analysten-Aufmerksamkeit klagen müssen. Kleine Asset Manager und Small-Cap-Unternehmen hingegen dürften Probleme bekommen, prophezeit der Finanzexperte.
Kleine Vermögensverwalter vom Research abgeschnitten
„Kleinere Vermögensverwalter werden die Analysen nur noch in den seltensten Fällen selber tragen beziehungsweise ihren Kunden in Rechnung stellen können“, so Blättchen. Er geht davon aus, dass diese Vermögensverwalter in Zukunft von den Research-Dienstleistungen abgeschnitten werden.
Small Caps werden Research kaufen müssen
Und was passiert mit den Small Caps? Für sie wird es noch schwieriger als bisher, ein nicht direkt bezahltes Research zu erhalten, ist der Finanzexperte überzeugt. Daher werden sie verstärkt auf gekauftes Research von unabhängigen Analystenhäusern zurückgreifen und diese Research-Studien einem breiten Publikum – institutionellen Investoren, großen und kleinen Family Offices sowie Privatanlegern – zur Verfügung stellen müssen.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: Das Investment