Das Investment: „Zinsentscheidungen bewegen die Märkte nicht”

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 SJB | Korschenbroich, 01.04.2015. Das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank scheint derzeit wichtiger für die Rentenmärkte als die drohende Pleite Griechenlands. Wie investiert man in so einem Umfeld? Ein Gespräch mit Michael Fredericks, Co-Manager des BGF Global Multi-Asset Income Fund von Blackrock.

DAS INVESTMENT.com: Griechenlands Geld reicht laut EU-Kommission noch bis Anfang April. Die Reformliste, Bedingung für die Auszahlung der letzten Kredittranche, liegt noch nicht vor. Rechnen Sie mit einem Grexit, einem Ausstieg Griechenlands aus dem Euro?

Michael Fredericks: Griechenlands Schulden wären bei einem Grexit aufgrund seines dann in Drachmen zu bewertenden und damit de facto abgewerteten Bruttoinlandsprodukts noch weniger tragfähig. Um einen noch viel größeren Schuldenschnitt würde man dann wohl nicht herumkommen.

Außerdem könnte die Eurozone wegen der hohen Schuldenlast diverser anderer Mitgliedsländer bei einem Grexit vor der Wahl stehen, entweder zuzusehen, wie andere überschuldete Euro-Länder im Sog Griechenlands an den Rand des Staatsbankrotts und eines möglichen Euro-Austritts gedrängt werden, oder aber gemeinschaftlich für ihre Schulden zu haften, um ein Auseinanderbrechen der Eurozone zu verhindern. Beides wäre zweifellos schlimmer als eine unter strengen Auflagen gewährte begrenzte und gestaffelte Senkung der Schulden. Für uns steht darum eher die Frage im Vordergrund, welche Auswirkungen eine Pleite Griechenlands auf andere Asset-Klassen in unserem Portfolio hätte.

Und?

Bisher stand die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, bis mindestens September 2016 Anleihen im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro zu kaufen, bei den Marktteilnehmern im Vordergrund. Das kann allerdings in vier Monaten schon ganz anders sein, wenn die Verhandlungen über die nächste Finanzierungsrunde für Griechenland anstehen. Dann könnte die Volatilität an den Märkten deutlich höher ausfallen.

Wie bewegen die Zinsschritte die Märkte?

Die eigentlichen Zinsentscheidungen bewegen die Märkte gar nicht mehr. Es ist die Kommunikation der Notenbank-Chefs. Unsere Aufgabe besteht darin, vorherzusehen, welche Auswirkungen beispielsweise kleinste Veränderungen in den Statements von US-Notenbank-Chefin Yellen haben.

Auf der Suche nach Rendite kaufen viele Rentenfondsmanager derzeit verstärkt Anleihen der Peripherieländer. Sie auch?

Nein, wir halten keine Anleihen oder Aktien der Peripherieländer, weil wir sehr großen Wert auf Risikominimierung liegen. Viele Unternehmen aus der Peripherie sind unheimlich hoch bewertet. Und die Wahrscheinlichkeit eines Kapitalausfalls ist uns einfach zu hoch.

Wie sind Sie aufgestellt?

Im kurzfristigen Bereich der US-Anleihen sehen wir das Risiko, dass Zinserhöhungen nicht ausreichend eingepreist sind. Die Märkte rechnen damit, dass die US-Notenbank die Zinsen eher früher als später erhöht, und zwar in kleinen Schritten. Wenn sie aber wartet und wartet, bis das Wirtschaftswachstum sehr stark ist und dann in einem Schritt ordentlich die Zinsen anzieht, geraten Aktien- und Anleihenmärkte unter Druck. Das kann durchaus passieren. Wir haben unser Portfolio darum entsprechend abgesichert. Das gilt auch für Europa und Japan.

Das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank ist Anfang März gestartet. Damit haben Sie einen sicheren Abnehmer etwa für deutsche Papiere. Ist das attraktiv?

Für uns als Investoren nicht. Wir haben beispielsweise keine deutschen Staatsanleihen im Portfolio. Bei Ankündigung des Programms sind die Renditen bereits gefallen. Nur dadurch war es überhaupt möglich, dass Deutschland eine fünfjährige Anleihe mit negativer Rendite auf den Markt bringt. Das ist historisch gesehen einmalig. Deutschland kann sich also verschulden und wird dafür auch noch bezahlt. Aber warum sollten wir das Geld unserer Anleger dafür nutzen, Deutschland fürs Schuldenmachen zu bezahlen.

Aus Gründen der Risikominimierung oder Streuung?

Dafür nutzen wir lieber Cash als teure Anleihen. Derzeit liegt unsere Barquote bei etwa 7 Prozent. Und mit rund 2.500 Titel im Portfolio sind wir sowieso breit gestreut. Das ist das Grundprinzip des Fonds: Wir suchen attraktive Themen und lassen uns dann die besten Titel von den 15 spezialisierten Blackrock-Teams liefern.

Wie sind Sie in Europa aufgestellt?

Grundsätzlich sind wir in Europa auf der Aktien- und Anleihenseite vor allem in Unternehmen investiert, die global aufgestellt sind.

Die Schwellenländer sind aktuell überhaupt nicht im Portfolio vertreten. Warum?

Sie sind noch zu teuer beziehungsweise das Risiko ist zu hoch. Zum Jahresende hin könnte das aber schon wieder anders aussehen.

Welche Segmente der Emerging Markets haben Sie speziell im Blick?

Asiatische Anleihen. China, Indien aber auch Brasilien schauen wir uns derzeit genauer an. Auf der Aktienseite wird Japan wieder attraktiver.

Welches ist derzeit das wichtigste Thema, das Sie im Portfolio umsetzen?

Dass die US-Wirtschaft derzeit mit nominell 5 Prozent stark wächst. Wir haben viele Unternehmen im Portfolio, die an amerikanische Konsumenten verkaufen. 10 Prozent des Portfolios sind allein im Bereich US-Immobilien investiert, darunter Immobilienaktien und traditionelle Hypothekenpapiere.

Von: Astrid Lipsky

Quelle: DAS INVESTMENT.

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