Das Investment: „Die Zeit des synchronen Wachstums der Weltwirtschaft ist vorbei“

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Im Interview erläutert Christian Heger, warum er die Politik von Europas Währungshütern gelassen sieht. Anleger sollten sich allerdings auf hektische Zeiten einstellen, rät der Chefanlagestratege bei HSBC Global Asset Management. DAS INVESTMENT: Die Zinswende in Europa hat es nicht eilig. Wie bewerten Sie die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen auf ihrem Niveau zu belassen, die Anleihekäufe aber demnächst einzustellen? Christian Heger: Im Gegensatz zu den USA hat sich die wirtschaftliche Dynamik in der Eurozone seit dem Jahreswechsel abgeschwächt. Auch die Inflation bewegt sich weiter deutlich unterhalb der angestrebten Marke von zwei Prozent.

Die EZB findet daher genügend Gründe für einen nur behutsamen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik. Mit Blick auf eine mögliche Konjunkturabschwächung in den USA in 2020 droht der Zinserhöhungszyklus zudem eher mager auszufallen. Anleger sollten sich daher auch längerfristig nur wenig Hoffnung auf höhere Geldmarktzinsen machen.

Politisch geht es derzeit unruhig zu: Turbulenzen in Italien, Strafzölle der USA und das aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran: Ändert das Ihren Blick auf die Kapitalmärkte?

Heger: Die Zeit des synchronen Wachstums der Weltwirtschaft ist vorbei. Zwar wächst die globale Konjunktur weiter solide und alle Regionen der Welt sind nach wie vor auf dem Expansionspfad, den durchweg positiven Trend gibt es aber nicht mehr. Der Zenit des höchsten Momentums ist überschritten.

Ist das jetzt der schon länger befürchtete Stimmungsumschwung?
Heger: Die jüngsten Stimmungsindikatoren lassen noch keinen generellen Trendwechsel erkennen. Auf der positiven Seite stehen zum Beispiel die USA, die vom Fiskalimpuls der kräftigen Steuersenkung zu Jahresbeginn profitieren. Auf der negativen Seite stehen die europäischen Länder. Hier haben sich im Mai die Stimmungsindikatoren weiter getrübt, der wieder schwächere Euro und ein robuster privater Konsum dürften jedoch ein Abrutschen unter die 50-Punkte-Marke verhindern. Kritisch für die Kapitalmärkte wird es vermutlich erst zum Jahresende. Dann könnte die Zeit der Liquiditätsspritzen der internationalen Notenbanken zu Ende gehen.

Was raten Sie Anlegern mit Blick auf die zweite Jahreshälfte?
Heger: Noch dürfte es für eine generelle Trendwende an den Aktienmärkten zu früh sein. Anleger sollten sich aber auf volatilere Zeiten einstellen. Zurzeit ist eine neutrale Aktiengewichtung gerechtfertigt, steigende Kurse könnten jedoch zu einem Abbau von Aktienpositionen genutzt werden. Kommt es dann zu einer Korrektur an den Börsen, haben Anleger Mittel für Zukäufe frei.

Von: Redaktion
Quelle: Das Investment

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