Das Investment: „Mein Worst-Case-Szenario heißt Pensionierung“

SJB | Korschenbroich, 07.10.2014. sjb_werbung_das_investment_300_200Der Fragebogen als Gesellschaftsspiel – wenn Tageszeitungen oder Hochglanzmagazine Prominente zum teils heiteren, teils heiklen Kreuzverhör bitten, kommen Fondsmanager nur höchst selten zu Wort. DER FONDS ändert das. Dieses Mal: Jorry Rask Nøddekaer, Manager des Nordea Emerging Stars.

1. Ihre erste prägende Erfahrung zum Thema Geld?

In der Schule haben wir im Geschichtsunterricht die Depression der 30er Jahre und andere Wirtschaftsereignisse jener Zeit behandelt. Das hat mich sehr interessiert und motiviert, später etwas in dieser Richtung zu studieren. Da ich zu jener Zeit viel mit Freunden ausgegangen bin, musste ich mir zudem bald darauf einen Nebenjob suchen, um eigenes Geld zu verdienen.

2. Wie haben Sie Ihr Studium finanziert?

In Dänemark gibt es keine Studiengebühren. Was Lebenshaltungskosten, Bücher und so weiter betrifft, habe ich eine staatliche Studienbeihilfe mit Nebenjobs kombiniert. Gegen Ende meines Studiums habe ich dann selbst Makroökonomie an der Hochschule unterrichtet. Das war ein großartiger Job, denn er war im Verhältnis zu anderen Nebenjobs gut bezahlt, und ich hatte die Möglichkeit mit anderen jungen Leuten an einem Thema zu arbeiten, das mich sehr interessiert hat

3. Haben Sie ein berufliches Vorbild?

Nein – ich wurde von vielen verschiedenen Leuten geprägt. Wer ein guter Portfoliomanager sein will, braucht breit gefächerte Fähigkeiten und muss für ökonomische Theorien und Informationsquellen sehr aufgeschlossen sein4. Die unsinnigste Börsen-Theorie, die Ihnen je untergekommen ist?

Ich bin sehr skeptisch bei allen Theorien der technischen Analyse. So muss ich zum Beispiel immer schmunzeln, wenn mir jemand erklärt, dass die Märkte gefallen sind, weil es mehr Verkäufer als Käufer gegeben hat

5. Welches Buch sollte jeder Fondsmanager gelesen haben?

Für mich war Financial Theory and Corporate Policy von Thomas Copeland und Fred Weston das Schlüsselwerk. Nicht unbedingt für Fortgeschrittene, aber es gab mir einen guten Einstieg in viele der Konzepte, die ich bis heute anwende

6. Wie motivieren Sie sich, wenn Sie mit Ihrem Fonds einmal hinter der Konkurrenz zurückbleiben?

Seit Auflegung des Nordea Emerging Stars bin ich bisher nicht wirklich hinter der Konkurrenz zurückgeblieben. Es ist uns gelungen, in dem Teil der Rangliste zu landen, in dem es grundsätzlich Spaß macht. Ansonsten: Ich bin von Natur aus sehr ehrgeizig und deshalb sehr fixiert aufs Gewinnen

7. Und die Belohnung, wenn Sie alle anderen abgehängt haben?

Ich belohne mich nicht, wenn ich einen Vorsprung habe, sondern konzentriere mich lieber darauf, diese Position zu halten

8. Ihr bislang schönstes Erlebnis als Fondsmanager?

Da fällt es mir schwer, ein spezielles Erlebnis zu nennen. Worüber ich mich aber immer wieder freue ist, wenn ich nach einem Meeting in einem Unternehmen von den Verantwortlichen um Rat zu einem geschäftlichen Thema gefragt werde. Dann fühle ich, dass ich eine gute Leistung gebracht und Vertrauen gewonnen habe

9. Worüber haben Sie sich in jüngster Zeit so richtig geärgert?

Ich ärgere mich jeden Tag – über eine Aktie, die nicht performt, oder über eine verpasste Kaufgelegenheit bei einem Unternehmen, das sich sehr gut entwickelt oder gute Ergebnisse verkündet

10. Und wem würden Sie gern einmal gehörig die Meinung sagen?

Niemandem. Man lernt aus guten wie aus schlechten Erfahrungen – oft bringen einen die negativen Erlebnisse weiter. So sehr man sich deshalb auch ärgert, man sollte es besser für sich behalten

11. Was sammeln Sie?

Nichts. Ich versuche so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie – Frau und drei Kinder – zu verbringen. Wenn dann noch etwas Zeit übrig bleibt, treibe ich Sport: Fußball, Tennis, Mountainbike fahren und Skifahren im Winter
12. Wann schalten Sie Ihr Handy aus?

Ziemlich oft! Ich brauche Zeit und Ruhe für analytische Arbeiten

13. Wem folgen Sie auf Twitter?

Nur wenigen – hauptsächlich großen Zeitungen wegen der Eilmeldungen oder interessanten Artikeln

14. Ihre liebste TV-Serie?

Ich habe eine Schwäche für 24 – die von Kiefer Sutherland gespielte Hauptfigur Jack Bauer finde ich ziemlich cool

15. Und wo schalten Sie sofort ab?

Ich bin kein großer Fan von Fernsehwerbung, also schaue ich wenig Privatfernsehen. Ich glaube, es gibt nur eine Ausnahme, bei der ich nicht in der Werbepause wegzappe – die Champions League

16. Was weckt eher Ihre Leidenschaft – Fußball oder Rockmusik?

Ich mag beides, aber mein Herz schlägt sicherlich für Fußball

17. Welches Spiel haben Sie jüngst besucht?

Ende Mai das Freundschaftsspiel zwischen Dänemark und Schweden in Kopenhagen, das unsere Mannschaft mit eins zu null gewonnen hat

18. Auf welchen Luxusartikel würden Sie nur ungern verzichten?

Ich habe nicht viel übrig für Luxusartikel, aber ich gönne mir ab und zu einen schönen Anzug und ein gutes Restaurant. Außerdem mag ich ansprechendes Design und schöne Autos. Deshalb ist ein BMW i8 auf meiner Wunschliste – man darf ja träumen

19. Und wofür würden Sie notfalls sogar Ihr Konto überziehen?

Für einen Hauskauf – wie die meisten Leute

20. Wein oder Bier zum Essen?

Zu asiatischer Küche und schwerem nordischen Essen (oder einem guten Burger) bevorzuge ich ein Bier, aber zur französischen und italienischen Küche trinke ich lieber ein gutes Glas Wein

21. Welches Hilfsprojekt haben Sie jüngst finanziell unterstützt?

Die Pfadfindergruppe in meinem Ort. Und das Dänische Rote Kreuz

22. Wo wollen Sie leben, wenn Sie einmal nicht mehr Fondsmanager sind?

Pensionierung ist für mich so etwas wie das Worst-Case Szenario: Ich kann mir nicht vorstellen nicht zu arbeiten, deshalb werde ich so lange weitermachen, wie mein Hirn funktioniert. Und ich glaube fest daran, dass ich das Beste noch vor mir habe

Über Jorry Rask Nøddekaer: Der 1973 in Kopenhagen geborene Däne studiert nach dem Schulabschluss Wirtschafts- und Finanzwissenschaften in Aarhus und startet seine berufliche Karriere im Dezember 2000 als Portfoliomanager für Schwellenländeraktien bei Bankinvest in Kopenhagen. Im Januar 2006 wechselt er in gleicher Funktion zu New Star Asset Management nach London und im Januar 2008 weiter zu F&C Investment Management. Im Mai 2010 kehrt Nøddekaer nach Kopenhagen zurück und arbeitet acht Monate für Danske Capital, bevor er Anfang 2011 seine heutige Position bei Nordea antritt. Dort verantwortet er neben dem im April 2011 aufgelegten Nordea Emerging Stars Equity Fund, der in den Schwellenländern in klassische Wachstumsunternehmen investiert, auch den Nordea Emerging Markets Focus Equity, den Nordea Asian Focus Equity und als Co-Manager den Nordea Emerging Consumer Fund.

Von: Egon Wachtendorf
Quelle: DAS INVESTMENT.

 

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