Wer sich verbessern will, muss sich verändern, wusste schon der britische Staatsmann Winston Churchill. Daran nimmt sich die Investmentbranche seit 20 Jahren ein Beispiel. Zur Perfektion – Churchills Ziel – fehlt allerdings noch das ein oder andere Detail, meint DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf.
Janus und Henderson werden eins – Start einer neuen Fusionswelle, die die Welt des Asset Managements kräftig durcheinanderwirbelt? Diesen Eindruck kann durchaus gewinnen, wer die aktuellen Schlagzeilen zum Themastudiert. Schließlich reagieren die beiden Traditionshäuser auf ein in den vergangenen Jahren grundlegend verändertes Umfeld, das auch den meisten Konkurrenten zu schaffen macht. Zumindest dann, wenn das eigene Geschäftsmodell auf aktivem Management beruht statt auf dem Angebot kostengünstiger ETFs.
Im Grunde genommen ist dieser Eindruck jedoch Blödsinn, denn: Die Investmentbranche befindet sich seit 20 Jahren im Umbruch. Wer sich diesen Wandel vor Augen führen möchte, muss nur einmal einen Blick auf Fonds-Statistiken aus dem Herbst 1996 werfen. Hier eine kleine und beileibe nicht vollständige Auswahl von mittlerweile längst übernommener oder aus anderen Gründen verschwundener Anbieter, die damals mit ihren Produkten prominent auf dem deutschen Markt präsent waren: Adig Investment, BfG-Investment, Deutscher Investment Trust, Flemings, Franken-Invest, Frontrunner, Gartmore Investment, Gerling Investment, Hypo Invest, Main Anlage Trust, Mercury Asset Management, Münchner Kapitalanlage, Nordinvest, Orbitex, SMH Investment, Zürich Investment.
Wohlgemerkt, eine kleine Auswahl. Wer kann sich darüber hinaus noch an Fonds wie ABN Amro German Equity, Aetna Asian Equity, GAM Universal DM, GT Telecommunication, Sun Life American Growth oder Von Ernst UK Smaller Companies erinnern? Lauter Fonds, die Mitte der 90er Jahre bei den damals in Mode kommenden Investment-Awards regelmäßig Preise abräumten und in der Folge landauf, landab zum Kauf empfohlen wurden.
Was heißt das für die Zukunft? Dass aktuelle Top-Seller wie Ethna-Aktiv,Flossbach von Storch Multiple Oppportunities, Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen oder Loys Global L/S in 20 Jahren schon längst wieder Geschichte sein werden? Nicht unbedingt. Gerade kleinere, inhabergeführte Boutiquen halten sich mitunter viel länger am Markt als andere, von einem Konzern zum anderen weitergereichte Kapitalanlagegesellschaften mittlerer Größe. Das Gleiche gilt für ihre Fonds: Auflegungsdaten wie August 1987 (FMM-Fonds), November 1989 (Carmignac Patrimoine) oder Juni 1991 (Comgest Monde) sprechen hier eine deutliche Sprache.
Was viele Gesellschaften in diesem Prozess permanenter Veränderung versäumt haben, ist es, Marken aufzubauen – und vor allem zu pflegen. Auch da lohnt es, einmal zurückzuschauen. An welche Werbekampagne einer Investmentgesellschaft aus den vergangenen 20 Jahren können Sie sich erinnern? Mir fällt ad hoc keine ein, und ich habe viele gesehen. Kein „Wer wird denn gleich in die Luft gehen?“ oder „Sie baden gerade ihre Hände drin.“ Zugegeben, beides hätte nicht unbedingt gepasst. Aber ein bisschen „Da weiß man, was man hat“ oder “Und läuft. Und läuft. Und läuft.” wäre schon gut gewesen.
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Quelle: Das Investment