Das Investment: Wachtendorf-Kolumne: Better birthday, Fondak – next time

sjb_werbung_das_investment_300_200Deutschlands ältester Aktienfonds Fondak wird 65 – und wahrscheinlich sieht wieder mal niemand hin. Das könnte unter anderem mit dem Eindruck zu tun haben, der Klassiker sei von seinen Anbietern schon vor Jahren in Pension geschickt worden, mutmaßt DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf.

Eine Produkt-Ikone feiert 2015 runden Geburtstag: Nivea von Beiersdorf. Vor 90 Jahren schuf Juan Gregorio Clausen, damals Werbeleiter des noch weithin unbekannten Hamburger Unternehmens, jene charakteristische, ganz in Blau mit weißem Schriftzug gehaltene Dose, deren Design heute für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ein Begriff ist. Zeitlos sachlich, zeitlos funktional, zeitlos schön.

Falscher Film, falsches Produkt, falsches Jubiläum? Keineswegs. Ich versuche mir nur gerade vorzustellen, was aus Deutschlands ältestem Aktienfonds Fondak hätte werden können, wäre er in den nunmehr 65 Jahren seines Bestehens so kontinuierlich und stringent vermarktet worden wie – nun ja, wie eben diese blaue Dose. Natürlich, zwischen einem Aktienfonds und einem Hautpflegeprodukt gibt es schon noch den einen oder anderen Unterschied. Aber zeitlos sachlich und zeitlos funktional? Das sind doch schon mal gute Voraussetzungen für einen Aktienfonds, um Erfolg zu haben. Schön muss er nicht unbedingt sein, dafür sollte er aber mit einer im Laufe der Jahre immer beachtlicheren Performance glänzen.

Letzteres ist eine Eigenschaft, die der Fondak durchaus besitzt. Das stellt auch die Jubiläumsschrift zum 60. Geburtstag im Oktober 2010 heraus: „Die Erfolgsgeschichte des ersten deutschen Aktienfonds ist einzigartig. Oder hätten Sie gedacht, dass es eine Möglichkeit der Geldanlage gibt, die bei überschaubarem Risiko über 60 Jahre im Schnitt jedes Jahr 10,5 Prozent Rendite bringt? Hätten Sie eine absolute Wertentwicklung seit 1950 von mehr als 38.000 Prozent für möglich gehalten? Zugegeben, schwer zu glauben – aber Realität.“

In den vergangenen fünf Jahren sind noch einmal knapp 54 Prozent oder 9,1 Prozent pro Jahr hinzugekommen. Die zwar nicht einzigartige, aber zweifellos beeindruckende Erfolgsgeschichte geht also weiter. Trotzdem ist das Volumen von 2,1 Milliarden Euro im Oktober 2010 auf 1,8 Milliarden Euro im September 2015 geschrumpft. Das mag dem Performance-Hänger nach Ausbruch der Finanzkrise geschuldet sein – seit 2008 hinkt der Fondak dem Durchschnitt seiner Vergleichsgruppe hinterher. Der Verlust der langjährigen Fondsmanagerin Heidrun Heutzenröder und der Wechsel von Adig zu Allianz GI mag zusätzlich zur Verunsicherung einiger Anleger beigetragen haben.

Das alles jedoch ließ und lässt sich erklären, und deshalb gilt für den Fondak wie für jedes andere unvermittelt in eine Krise geratenes Klassiker-Produkt: Solange die Grundausrichtung stimmt, helfen die einem einstigen Top-Seller geschuldete Fürsorge und ein auf seine langjährigen Stärken ausgerichtetes Marketing früher oder später über die Durststrecke hinweg.

Ich kann mich nicht erinnern, dass es nach 2010 auch nur eine einzige Marketing-Aktion zugunsten des Fondak gegeben hätte. Die Rubrik Fonds im Fokus auf der Webseite von Allianz GI widmet dem Klassiker ebenfalls seit Jahren keine besondere Aufmerksamkeit mehr. Fast scheint es, als wäre Deutschlands ältester Aktienfonds mit den lobenden Worten vom Herbst 2010 in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet worden. Wie sollen so neue Anleger gewonnen werden für – man kann es gar nicht oft genug wiederholen – eine Möglichkeit der Geldanlage, die bei überschaubarem Risiko über 65 Jahre im Schnitt jedes Jahr mehr als 10 Prozent Rendite bringt?

Sei’s drum – ich gratuliere dem Fondak aufs Allerherzlichste zum Jubiläum und wünsche ihm für seinen 70. Geburtstag wieder etwas mehr Wertschätzung. Ist er doch nicht nur zeitlos sachlich und zeitlos funktional, sondern auch der anschauliche Beweis, dass sich der Kauf eines Aktienfonds langfristig lohnt.

Von: Egon Wachtendorf

Quelle: DAS INVESTMENT.

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