SJB | Korschenbroich, 16.04.2015. Die wachsende weltweite Mittelschicht treibt nicht nur den Konsum an, sondern auch Investitionen in eine sauberere Umwelt, meint Pascal Dudle. Der Manager des Vontobel Clean Technology spricht über die wichtigsten Themen in diesem Wachstumsmarkt.
Pascal Dudle versteht sein Geschäft: Der Vontobel Clean Technology (ISIN LU0384405519) ist der beste aktiv gemanagte Fonds im aktuellen Crashtest von 36 Umwelttechnologiefonds.
DER FONDS: Was sind derzeit die wichtigsten Umwelttechnologie-Trends?
Pascal Dudle: Investitionen in die Infrastruktur und in saubere Technologien steigen überdurchschnittlich stark. Diese Entwicklung voran treibt eine wachsende urbane Mittelschicht mit zunehmender Kaufkraft, die nach mehr Lebensqualität strebt. Gerade in den immer dichter besiedelten Städten gibt es striktere Regeln, was ressourceneffiziente Abläufe oder Emissionsstandards betrifft. Das eröffnet Chancen für Anbieter von sauberen Technologien, und zwar in sechs Kernbereichen.
Welche Bereiche sind das?
Das erste ist die stark steigende Nachfrage nach sauberem Wasser. Zweitens gibt es striktere Standards in der Gebäudetechnologie, die Investitionen in vorhandene Technologien wie intelligente Beleuchtung, Isolierung, Heizung und Klimatisierung erfordern. Ein drittes Thema ist der Transport. Dazu gehört der Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme, aber auch der Trend zu schadstoffärmeren und zum Teil elektrifizierten Autos. In der Industrie schaffen optimierte Abläufe und die effizientere Nutzung von Anlagen und natürlicher Ressourcen wichtige Wettbewerbsvorteile. Weitere Bereiche sind das Abfallmanagement und eine saubere Energie-Infrastruktur.
In einigen Ländern feiert die Atomkraft ihr Comeback. In anderen Ländern schwindet die staatliche Förderung für regenerative Energien. Sind saubere Energien überhaupt noch ein gutes Investment?
Wir sehen ganz klar eine globale Veränderung hin zu einem Energie-Mix, der die Versorgungssicherheit gewährleistet, finanzierbar ist und die Anforderungen erfüllt, die die Bevölkerung hinsichtlich weniger Luftverschmutzung und Klimagase hat. Die Staaten verfolgen dabei leicht unterschiedliche Strategien. Einheitlich ist jedoch, dass saubere Energieträger zu den Gewinnern gehören: Ihr Ausbau jagt von Rekord zu Rekord. Gerade Länder wie die USA, China, Japan oder Indien setzen inzwischen stark auf erneuerbare Energien. Ob dieses Thema ein gutes Investment ist, hängt jedoch primär davon ab, ob attraktive Margen und Gewinne erwirtschaftet werden. Dies war aufgrund der starken Überkapazitäten zu Beginn der Finanzkrise nicht der Fall. Inzwischen hat sich die Lage jedoch verbessert, und die führenden Unternehmen erzielen wieder attraktive Gewinne.
Wie setzen Sie die Trend-Themen in Ihrem Fonds um?
Der Fonds investiert in die führenden Anbieter der Technologien und Dienstleistungen, die es zum Beispiel ermöglichen, eine höhere Wasserqualität, mehr Energieeffizienz und weniger Emissionen zu erreichen. Diese Anbieter finden sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie aufgrund ihres technologischen Vorsprungs nicht nur höhere Margen erzielen, sondern auch schneller wachsen als ihre jeweiligen Endmärkte. Zum Beispiel profitieren Autozulieferer von der steigenden Nachfrage nach verbrauchssenkenden Komponenten, die die Autohersteller benötigen, um die vorgegebenen CO2-Emissionsziele und Standards zu erreichen.
Macht Ihnen der niedrige Ölpreis zu schaffen?
In einer ersten Phase hat der fallende Ölpreis viele Titel, die in irgendeiner Weise vom Energie- oder Strommarkt abhängig sind, nach unten gezogen. In der Zwischenzeit zeichnet der Markt jedoch ein differenzierteres Bild. Schließlich dient Öl im Energiesektor vorwiegend als Treibstoff und nur sehr begrenzt zur Stromproduktion. Der tiefere Ölpreis bricht nicht den klaren Trend zur Elektrifizierung und lockert auch nicht striktere Standards im Gebäudebereich oder bei Automobilen.
Im Solarbereich haben wir es bereits erlebt: Läuft Asien den Industriestaaten in der Umwelttechnologie den Rang ab?
Die Branche hat sich zuerst in den Ländern entwickelt, in denen die Energiepreise am höchsten oder die Gesetze am strengsten sind. Hierzu zählen Europa, Japan und Nordamerika. Zudem war und bleibt die Innovationsfähigkeit ein zentraler Faktor, um künftig in diesem Wachstumsmarkt vorn mitspielen zu können. Einige Länder, insbesondere China, haben dies erkannt und versuchen, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich denke jedoch, dass wir in Europa, oder generell in der entwickelten Welt, durchaus sehr gute Chancen haben, unsere Technologieführerschaft zu verteidigen, wenn wir auf Innovation und Wettbewerbsfähigkeit setzen. Qualität, Vernetzung und weitere für den Kunden wichtige Dienstleistungen zählen. Bei der Herstellung günstiger Massenprodukte können wir schon aufgrund der hohen Lohn- und Produktionskosten kaum mithalten.
Die besten Umwelt T-Aktienfonds.
Von: Sabine Groth
Quelle: DAS INVESTMENT.