SJB | Korschenbroich, 11.03.2015. Cormac Weldon wechselte vor rund einem Jahr von Threadneedle zu Artemis. Dort managt der Ire drei neue US-Aktienfonds. Im Gespräch mit DER FONDS erklärt er, warum er an weiter steigende Kurse glaubt und warum aktive Manager jetzt wieder bessere Chancen auf Outperformance haben.
DER FONDS: Der US-Aktienmarkt hat seinen Aufwärtstrend 2015 fortgesetzt. Wird sich das im Laufe des Jahres ändern?
Cormac Weldon: Wir sind optimistisch, dass der Trend hält. Die US-Wirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich um rund 3 Prozent wachsen. Die Arbeitslosigkeit sinkt, niedrigere Benzinpreise kommen einer Steuersenkung gleich und das Verbrauchervertrauen nimmt zu. Die Unternehmensgewinne befinden sich weiter auf gesundem Niveau.
Von Risiken ist weit und breit nichts zu sehen?
Doch, natürlich – die gibt es in jedem noch so freundlichen Umfeld. Die Fed könnte zum Beispiel die Geldpolitik zu schnell zu stark straffen. Und die geopolitischen Krisen sorgen für Unsicherheit. Alles in allem erwarten wir aber, dass sich der Bullenmarkt in diesem Jahr fortsetzt.
US-Aktien gelten als teuer.
Sie sind sicher nicht mehr günstig. Aber teuer im Vergleich zu was? Sie sind nicht teuer im Vergleich zu Anleihen und auch nicht zu diversen anderen Anlageklassen. Wir sind auf jeden Fall in der Lage, Aktien zu finden, die nach unserer Einschätzung sehr werthaltig sind.
Warum war es in den vergangenen Jahren so schwer für aktive Fonds, den S&P 500 zu schlagen?
Die lockere Geldpolitik der Notenbank hat bei Investoren eine Die-Flut-hebt-alle-Boote-Einstellung ausgelöst. Hinzu kam das Wachstum der Indexfonds. Als Folge sind qualitativ schwache Unternehmen aus unserer Sicht nun überbewertet. Jetzt, da die Fed ihre Anleihekäufe eingestellt hat und wir uns auf Zinserhöhungen zubewegen, glauben wir, dass aktive Investoren den Index wieder schlagen werden.
Wie werden sich die steigenden Zinsen konkret auf die Aktienmärkte auswirken?
Das hängt davon ab, wie stark und wie schnell die Fed die Zinsen erhöht. Ein kleiner Anstieg von vielleicht 0,25 Prozent im Laufe des zweiten Halbjahres ist wahrscheinlich schon eingepreist. Insgesamt hoffe ich, dass die Investoren die Normalisierung der Zinsraten als Zeichen einer wirtschaftlichen Erholung begrüßen.
Die Konjunkturerholung in den USA war – zumindest teilweise – von der Schieferöl- und Schiefergasproduktion und den damit verbundenen niedrigeren Energiepreisen in den USA angetrieben. Wie wirkt sich der weltweite Fall der Ölpreise auf die US-Wirtschaft aus?
Investitionen in den US-Aktienmarkt und die US-Wirtschaft sind vor allem deshalb so attraktiv, weil beide sehr breit und vielfältig sind. Zwar hat das Fracking tatsächlich zu günstigeren Öl- und Gaspreisen geführt, was wiederum die Investitionen angetrieben hat. Dies war aber nur für einen relativ kleinen Teil des Wirtschaftswachstums verantwortlich. Wir erwarten, dass die US-Verbraucher von den günstigeren Benzinpreisen profitieren. Sie können mehr sparen, Schulden abbezahlen und mehr Geld ausgeben. Auf der anderen Seite sehen wir noch nicht genügend Value im US-Energiesektor und lassen ihn deshalb untergewichtet.
Welche Art von Aktien bevorzugen Sie stattdessen?
Wir mögen multinationale Unternehmen mit guten Geschäftsmodellen, die Preiserhöhungen durchsetzen können. Apple ist hier ein sehr gutes Beispiel. Was hat Apple gemacht, als sich der Dollar gegen das Unternehmen wendete? Es hat die Preise erhöht. Zudem mögen wir Aktien, die vor allem in den USA ihr Geld verdienen. Jetblue, die umgestaltete und revitalisierte nationale Fluggesellschaft, ist dafür ein Paradebeispiel.
Welche Unternehmen außerhalb des Energiesektors sind ebenfalls weniger attraktiv?
Viele Industrieunternehmen haben jahrzehntelang in Regionen expandiert, die nun wirtschaftlich angeschlagen sind, zum Beispiel Europa oder einige Schwellenländer. Zusätzlich haben energieverbundene Investitionen die Unternehmen gefordert. Folglich sind wir im Industriesektor untergewichtet.
Welcher Ihrer drei Fonds wird 2015 die beste Performance erzielen – der Artemis US Equity Fund, der Artemis US Select Fund oder der Artemis US Smaller Companies Fund?
Der US Select Fund. Er vereint die besten unserer Anlageideen über alle Unternehmensgrößen.
Von: Sabine Groth
Quelle: DAS INVESTMENT.