Infrastruktur-Investments statt geldpolitischer Lockerung: Wenn Politiker demnächst vom Quantitative Easing abkommen und auf neue wirtschaftsfördernde Maßnahmen setzen, wird ein bestimmtes Aktienmarkt-Segment davon besonders profitieren, sagt Aron Pataki. Die entsprechenden Titel hat der Fondsmanager des BNY Mellon Global Real Return bereits im Blick.
DAS INVESTMENT.com: Herr Pataki, geben Sie uns bitte einen Ausblick: Welche positiven Entwicklungen sehen Sie an den Kapitalmärkten – und was bereitet Ihnen Sorge?
Aron Pataki: Es gibt einige große strukturelle Herausforderungen, die einem Wachstum entgegenstehen. Geldpolitik allein ist nicht imstande, diese Probleme zu lösen. Es sind tiefergehende Reformen nötig. Die Geldpolitik der letzten Jahre hat die Assetpreise in die Höhe getrieben. Das sehen wir bei Immobilien, Aktien und in anderen Bereichen. Wir haben allerdings keine größeren Auswirkungen auf die Wirtschaft gesehen.
Dafür sind die unerwarteten Folgen dieser Politik sehr signifikant. Ich denke, dass die Notenbankpolitiker allmählich merken, dass eine unorthodoxe Geldpolitik wie das QE-Programm vielleicht nicht auf die Weise funktioniert, wie sie sie vorgesehen haben.
BNY Mellon Global Real Return A EUR
ISIN: IE00B4Z6HC18
Performance 1 Jahr: 3,4%
Volatilität 1 Jahr: 5,2%
Wie sähe denn eine Alternative aus?
Pataki: Man könnte sich von dieser Politik verabschieden und stattdessen andere Pläne verfolgen: mehr Steuerausgaben, Ausgaben für Infrastruktur – also Steueranreize im weiteren Sinne.
Es wurde auch über Helikopter-Geld und dessen Auswirkungen auf die Finanzmärkte gesprochen. Ich denke, diese Art von Politik hätte nicht dieselben Auswirkungen auf den Markt wie das Quantitative Easing. QE hat die Anleihezinsen gedrückt und Aktienpreise in die Höhe getrieben. Wohingegen steuerliche Anreize und Ausgaben für Infrastruktur eher eine Auswirkung auf bestimmte Teilbereiche innerhalb von Kapitalmärkten haben könnten.
Welche Bereiche, meinen Sie, könnten von einer veränderten Anreiz-Politik profitieren?
Pataki: Zum Beispiel Unternehmen, die an Infrastrukturvorhaben beteiligt sind, die Baumaterialien liefern. Wenn Sie an QE denken: Das Quantitative Easing hatte einen weitgehend gleichmäßigen Effekt auf den Markt. Es verursachte eine Neubewertung vieler Sektoren gleichzeitig, des Aktienmarktes insgesamt. Außer bei Banken – auf diese hatte die Geldpolitik der vergangenen Jahre negative Auswirkungen.
Wenn man aber Ausgaben zielgerichtet einsetzt in bestimmten Bereichen, zum Beispiel in die Infrastruktur investiert, dann lässt das nicht alle Aktienpreise in die Höhe schnellen. Es befördert nur bestimmte Segmente, die dann besser dastehen als andere.
Ich denke, unser Investmentansatz passt darauf sehr gut. Wir halten uns nicht an bestimmte Indizes oder Benchmarks. Wir kaufen individuelle Wertpapiere mit bestimmten Charakteristiken. Unter diesen Bedingungen funktioniert ein Stockpicking-Ansatz sehr gut.
Das Portfolio Ihres BNY Mellon Global Return hat eine zweigeteilte Struktur, erklärten Sie uns kürzlich.
Pataki: Wir haben einen Kern, der Rendite erwirtschaftet. Darum herum halten wir Positionen, die das Portfolio stabilisieren und Kapital sichern sollen. So möchten wir auch die Volatilität des Portfolios insgesamt eindämmen. Die Gewichtung dieser beiden Schichten innerhalb des Portfolios kann sich im Laufe der Zeit ändern. Zurzeit halten wir etwa ein Drittel in renditeträchtigen Positionen und etwa zwei Drittel in Sicherheiten.
In welche Richtung bewegen Sie sich momentan: Gehen Sie zurzeit eher ins Risiko oder reduzieren Sie es?
Pataki: 2015 und im ersten Halbjahr 2016 haben wir das Risiko in unserem Portfolio stark heruntergefahren. Wir haben Aktienpositionen verkauft und die Hedging-Positionen erhöht. Kurz nach der Brexit-Entscheidung haben wir einigen Gewinn aus unseren Sicherheitspositionen mitnehmen können. Einigen Profit haben wir auch über unsere Goldminen-Titel mitgenommen – überhaupt mit Investments, die mit dem Goldpreis zusammenhängen.
Substanziell haben wir aber das Risikoprofil des Fonds nicht geändert. Wir haben ein wenig mehr zyklisches Risiko hineingenommen, weg von defensiven zu mehr zyklischen Titeln, die potenziell von der unorthodoxen Geldpolitik profitieren. Die Netto-Aktien-Gewichtung auf Fondsebene ist allerdings ungefähr gleich geblieben. Wir haben also nicht mehr Aktien ins Portfolio geholt, sondern eher eine leichte Umgewichtung vorgenommen und Profit über Versorgungsunternehmen und Healthcare-Unternehmen mitgenommen. Zudem haben wir Profit von Unternehmen erhalten, die ein stabiles Cashflow-Profil haben, weil die Bewertung solcher Unternehmen sehr stark nach oben gegangen ist. Sie haben eine starke Rally hingelegt. Nach dem Referendum in Großbritannien haben wir in einige interessante Gelegenheiten im Bereich „Binnenkonsum“ investiert.
Ausgerechnet in Großbritannien, das durch das Votum doch bei vielen Anlegern als unsicherer Kandidat gilt?
Pataki: Es gab sehr viele Sorgen um die Zukunft im britischen Konsumbereich. Einige Titel sind um 20 Prozent gefallen. Wir haben Unternehmen identifiziert, die sehr günstig bewertet waren. Ein anderer Bereich des Aktienmarkts, wo wir gute Gelegenheiten sehen, sind Unternehmen, die von Infrastruktur-Ausgaben profitieren. Baufirmen oder Baustofffirmen. Das sind die Unternehmen, die auch durch wirtschaftsstimulierende Maßnahmen potenziell gewinnen können.
Und auf Anleihe-Ebene: Es ist heutzutage anspruchsvoll, hier Rendite zu generieren. Wie gehen Sie da vor?
Pataki: Wir müssen zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen unterscheiden. Unternehmensanleihen sind bei uns Teil des nach Rendite strebenden Kerns. Unser Exposure dort liegt bei nur etwa 3,5 Prozent. Das ist vergleichsweise niedrig. Nach der Bankenkrise hatten wir schon einmal etwa 20 Prozent Unternehmensanleihen im Portfolio. Momentan haben wir sie schwach gewichtet, da wir uns um den Kreditzyklus sorgen. Die verstärkte Kreditvergabe wurde diesmal nicht durch Banken, sondern durch die Kapitalmärkte befördert. Finanzinstitute haben individuelle Kredite zu Paketen geschnürt, in ETFs zum Beispiel, und haben sie an ein großes Publikum verkauft. Das kann zu Liquiditätsproblemen führen. Das ist der Grund dafür, dass wir bei Unternehmensanleihen skeptisch sind – wir suchen sie sehr genau aus.
Was Staatsanleihen betrifft: Wir haben nach dem Brexit-Votum unseren Anteil an lang laufenden US-Anleihen heruntergefahren. Auch unser Exposure gegenüber Treasuries mit fünfjähriger Laufzeit haben wir zurückgenommen. Die Instrumente hatten sehr gut abgeschnitten vor dem Hintergrund sinkender Zinsen.
Glauben Sie an einen baldigen Zinsanstieg?
Auch wenn es auf Zinsebene in den letzten Wochen ganz moderate Normalisierungstendenzen gibt: Alle Länder der Welt sind hoch verschuldet. Daher sehen wir die Zinsen von Staatsanleihen nicht sehr viel vom heutigen Niveau aus steigen. Ein Zinsanstieg hätte negative Folgen für die Wohnungsmärkte und würde allgemein der Wirtschaft schaden. Das würden Politiker nicht wollen. Unserer Ansicht nach gibt es eine Begrenzung nach oben, bis zu der Zinsen maximal steigen können.
Quelle: Das Investment