Das Investment: „Wir mögen unterschätzte, unterbewertete und ungeliebte Unternehmen“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 22.07.2014. Dividendenstrategien sind beliebt. Uwe Zöllner, Manager des Franklin European Dividend Fund, erklärt, warum er gern abseits des Mainstreams investiert, er Risiken vor Chancen betrachtet und die Teamkultur als Wettbewerbsvorteil sieht.

DAS INVESTMENT.com: Euroland hat die Rezession verlassen. Die Erholung erhält jedoch immer wieder Dämpfer. Ist Europa auf einem guten Weg?

Uwe Zöllner: Wir denken, dass Europa seine Strukturreformen erfolgreich fortsetzt. Die Krise in den Peripherieländern dürfte die Talsohle erreicht haben. Die Haushaltdefizite haben sich deutlich reduziert, die meisten Länder erzielen erste Überschüsse. Wir halten an unserer These fest, dass sich Europa in einer frühen Phase einer mehrjährigen Erholung befindet.

Die Unternehmensgewinne dürften in den kommenden Jahren deutlich steigen. Daher bleiben wir grundsätzlich optimistisch für die europäischen Aktienmärkte und nutzen Kursrückschläge für den Einstieg in eine langfristige Investmentstory.

Wie wichtig ist die makroökonomische Entwicklung für Ihre Aktienauswahl?

Wir sind reine Bottom-up Investoren. Wir versuchen nicht, die wirtschaftlichen Entwicklungen zu prognostizieren und entsprechend zu investieren. Vielmehr wollen wir die Risiken senken, indem wir einzelne Unternehmen analysieren und prüfen, was in deren Geschäftsmodell schief laufen könnte.

Die Chancen sind nicht so wichtig?

Doch, natürlich. Aber ich halte es für mindestens ebenso wichtig, kostspielige Fehler zu vermeiden, wie Outperformer-Aktien zu finden. Wir versuchen, Abwärtsrisiken gezielt zu minimieren, indem wir hochwertige Unternehmen, die wir für unterbewertet oder vom breiten Markt übersehen halten, bevorzugen. Zudem hilft unsere einzigartige Teamkultur, die Risiken zu senken. Sie unterscheidet uns meiner Ansicht nach von allen anderen Mitbewerbern.

Das müssen Sie erklären.

Wir sind acht Leute im europäischen Aktienteam. Wir diskutieren jede Anlageidee sehr detailliert und nutzen so das spezielle Know-how der einzelnen Team-Mitglieder. Wir analysieren mögliche Abwärtsrisiken, in dem wir viele Fragen stellen, und jeder offen seine Einschätzung gibt. Zusätzlich holen wir uns von unseren Partnern vom Franklin Templeton Performance Analysis and Investment Risk Team eine Meinung zum gesamten Risikoniveau unseres Portfolio ein.

Unsere Philosophie ist: Je mehr Augenpaare auf eine Anlageidee schauen, desto eher werden mögliche Fallstricke erkannt, und desto weniger Fehler machen wir letztendlich. Dieses kollektive Prinzip gilt nicht nur beim Kauf, sondern auch für den idealen Verkaufszeitpunkt.

Abbildung 1: Performance: Den Index abgehängt
Seit Auflage Ende Juli 2011 hat der Franklin European Dividend Fund bis Ende Juni 2014 um 46,3 Prozent zugelegt, der MSCI Europe nur um 41,2 Prozent. (Quelle: Franklin Templeton)

Wann wird verkauft?

Wir legen schon bei Kauf einer Aktie einen Zielpreis fest, bei dem wir verkaufen. Nähert sich der Aktienkurs dem anvisierten Ausstiegspreis, prüfen wir im Team, ob die ursprüngliche Argumentation noch greift oder ob noch mehr Potenzial vorhanden ist, und wir den Zielkurs hochsetzen. Auch Fondsmanager sind nur Menschen und lassen sich eventuell von der Dynamik eines Kursanstiegs mitreißen. Dann ist es gut, wenn man auf die Meinung mehrerer Kollegen zurückgreifen kann. Es ist leichter sich von einem gut laufenden Titel zu trennen, wenn die Teammitglieder überzeugende Gründe nennen, die Gewinne mitzunehmen und zu verkaufen.

Bevor Sie verkaufen, müssen Sie erst einmal kaufen. Welche Unternehmen schaffen es ins Portfolio?

Der Fonds investiert in Unternehmen aus Kontinentaleuropa und Großbritannien. In der Regel haben wir 40 bis 60 Titel im Portfolio. Wir suchen Unternehmen mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen, soliden Bilanzen und einem ausreichenden Cashflow. Neben etablierten Firmen haben auch Außenseiter und weniger bekannte Unternehmen bei uns eine Chance. Wir tendieren zur Antizyklik.

Unsere Anlagephilosophie führt uns häufig zu Unternehmen, die der restliche Markt gerade nicht mag. Bewertung ist für uns ein sehr wichtiges Kriterium. Wenn Sie ein gutes Unternehmen zu teuer einkaufen, ist es schnell nur noch ein mittelmäßiges Investment. Auf den Punkt gebracht: Wir mögen unterschätzte, unterbewertete und ungeliebte Unternehmen.

Welche Rolle spielt die Dividende?

Sie ist ein zentrales Auswahlkriterium beim Franklin European Dividend Fund. Wir bevorzugen Unternehmen, die dauerhaft eine hohe Dividende ausschütten. Insgesamt soll das Portfolio eine Dividendenrendite ausweisen, die mindestens 10 Prozent höher als die des MSCI Europe ist. 2013 beispielsweise war sie sogar 40 Prozent höher. Die Dividende ist ein wichtiger Performance-Baustein.

Die aktuelle Dividendenrendite europäischer Aktien von im Schnitt über 3 Prozent ist deutlich höher als die Rendite von Bundesanleihen. Und sollte die Inflation steigen, bieten Unternehmensausschüttungen einen besseren Schutz als der Anleihezins.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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