Wie können deutsche Fondsanleger 2016 noch Geld verdienen – trotz oder gerade wegen der Kurseinbrüche zum Jahresbeginn? Wie vier wichtige Manager milliardenschwerer Portfolios diese Frage vieler Privatkunden aktuell beantworten, haben wir für Sie in einer Bilderstrecke zusammengefasst.
Unter der Moderation von Dachfonds-Manager Eckhard Sauren diskutierten wieder vier erfahrene Fondsmanager über aktuelle Themen und Entwicklungen an den Finanzmärkten. Diesmal auf dem Podium beim Fonds-Kongress in Mannheim: Peter E. Huber, Bert Flossbach, Klaus Kaldemorgen und Bernd Ondruch. Hier sehen Sie einen Videomitschnitt des Fondsmanager-Gipfels:
Wichtige Aussagen der Experten und ihre Ratschläge für Fondsvermittler, die in Beratungsgesprächen die aktuellen Turbulenzen am Aktienmarkt erklären müssen, haben wir in der folgenden Bilderstrecke für Sie dargestellt:
Viele Aktionäre hätten den „Glauben an die Zentralbanken“ verloren, sagte Klaus Kaldemorgen. Demnach schwinde das Vertrauen, dass die Notenbanker die Aktienmärkte weiterhin mit ihrer Politik des billigen Geldes stützen können. „Im besten Fall werden die Zentralbanken nicht schaden.“
Statt den Börsen zu helfen, dürften die Eingriffe der Zentralbanken künftig eher größere Schwankungen verursachen, insbesondere an den Währungsmärkten. Kaldemorgen sieht die Volatilität allerdings positiv, solange sie in beide Richtungen wirkt, damit auch Phasen steigender Kurse genutzt werden können.
Rückkehr der Rohstoffmärkte
Als „willkommene Alternative zu Aktien“ sieht der Manager des nach ihm benannten DWS-Mischfonds High-Yield-Anleihen. Außerdem setzt er auf eine Rückkehr der Rohstoffmärkte, von denen insbesondere die Unternehmen aus den Emerging Markets Russland und Brasilien abhängig sind.
„Ich erwarte, dass sich der Ölpreis zum Jahresende stabilisiert“, prognostiziert Kaldemorgen. Die Aktien der Produzenten und Dienstleister der Ölbranche hätten daher das „Potenzial, nach oben zu drehen“. Konkret hält er Kurssteigerungen um 20 bis 30 Prozent für möglich.
Weniger optimistisch blickt Bernd Ondruch, Gründungspartner der Investment-Boutique Astellon Capital Partners (ACP) mit Sitz in London, auf Branchen, die von den Rohstoffpreisen abhängig sind. Er werde hier aber „über die Short-Seite Geld verdienen“, so der Manager, der sowohl Long- als auch Short-Positionen im Portfolio umsetzen kann.
Über Wetten auf Kursverluste („Short-Seite“) soll Ondruch zufolge mindestens die Hälfte der ACP-Zielrendite erzielt werden. Denn insgesamt betrachtet seien die kurzfristigen Aussichten für den Aktienmarkt eher schlecht: „Der Zyklus hat gedreht.“ Als wesentlichen Treiber für die gute Entwicklung der Aktienmärkte in der Vergangenheit sieht er insbesondere die enormen Geldspritzen der Zentralbanken an, die nun ihre Wirkung verlieren dürften.
Größtes Risiko in China
Das aktuell größte Risiko für die Aktienmärkte sieht Ondruch in China. So hält er auch eine stärkere Abwertung der chinesischen Währung Renminbi für eine mögliche Entwicklung, welche deflationäre Tendenzen für die globale Wirtschaft mit sich bringen würde.
Um dennoch auch im laufenden Jahr positive Erträge erzielen zu können, sei ein flexibler Investment-Ansatz wichtig, der sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen kann: „Kehrseite des niedrigen Rohölpreises ist ein Werttransfer hin zu den Verbrauchern“, erklärt der Absolute-Return-Fondsmanager. Daher gehe er insbesondere bei „europäischen konsumentennahen Titeln“ derzeit verstärkt Long-Positionen ein.
Nahezu alle Kapitalmarktkommentatoren waren sich in ihren Ausblicken auf das Börsenjahr 2016 einig, dass die Kursschwankungen in den kommenden Monaten zunehmen werden. Vor einer in diesem Jahr deutlich höheren Volatilität an den Aktienmärkten warnt auch Bert Flossbach die Anleger. Doch das müsse nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten: „Man muss Volatilität von Risiko unterscheiden.“
Ebenso wie Peter E. Huber sieht Flossbach die jüngste Korrektur an den Aktienmärkten nämlich als Chance zu attraktiven Kursen die Investitionen im Aktienmarkt zu erhöhen. Die Aktienquote der von ihm verwalteten Mischfonds habe er nach einem Tief im vierten Quartal 2015 aktuell wieder durch selektive Käufe erhöht.
Risiken bei Hochzinsanleihen
Nicht zuletzt der Mangel an Alternativen spreche für Aktien: Staatsanleihen böten „keine Rendite- sondern nur Verlustmöglichkeiten“. Deutlich höhere Renditen böten zwar Hochzinsanleihen, doch gleichzeitig warnte er auch vor Risiken, die mit diesen Investments einhergehen.
Im Fonds FvS Multiple Opportunities setzt er stattdessen auf Unternehmensanleihen, beispielsweise von Volkswagen oder Goldminenbetreibern, die derzeit „um die 6 Prozent Rendite“ versprächen. „Die Risikoprämien sind aktuell viel besser als noch vor neun Monaten.“
Der Kölner Vermögensverwalter sieht ebenso wie Bernd Ondruch zwar durchaus Probleme in China. Flossbach erwartet jedoch keine dramatische und plötzliche Abwertung der chinesischen Währung. Statt der teilweise genannten 30-prozentigen Wertverluste sei ein Minus von 5 bis 10 Prozent realistisch.
Verhalten optimistisch blickt auch Peter E. Huber nach Fernost: „Ich sehe die Lage in China nicht so negativ“, erwidert der Managers des international investierenden Rentenfonds Starcap Argos der allgemeinen Skepsis vieler seiner Berufskollegen.
Huber sieht den Transformationsprozess Chinas hin zu einer Ausweitung des Dienstleistungsbereich zwar als durchaus schmerzhaft an. Er glaube aber langfristig an die positiven Wachstumsaussichten Chinas sowie der asiatischen Märkte.
Überzeugter Antizykliker
Außerdem erkenne Huber als überzeugter Antizykliker in den zuletzt stark gefallenen Aktienkursen an Chinas Festlandbörsen vor allem Vorteile: „Ich kann eine Krise nicht vorhersagen, aber ich kann sie nutzen.“ Er freue sich über sinkende Kurse und stehe dann auf der Käuferseite, um zu gesunkenen Kursen Positionen aufzubauen.
Der Rentenfondsmanager sucht angesichts „langfristig niedriger Zinsen“ ebenso wie Flossbach nach Alternativen zu Staatsanleihen, bei denen nur noch Negativrenditen zu erwarten seien. Huber erkennt aber eine „gespaltene Entwicklung am Rentenmarkt“.
Interessante Investitionsmöglichkeiten böten derzeit Anleihen aus der Energie- und Rohstoffbranche. Nachdem diese Titel teilweise deutliche Kursrückgänge verzeichneten, versprächen sie nun attraktive
Renditen.
Von: Christian Hilmes
Quelle: DAS INVESTMENT.