Das Investment: „Der Templeton Growth war damals ein Geheimtipp“

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Die Fondsgesellschaft Franklin Templeton unterhält nun seit 25 Jahren eine Niederlassung in Deutschland. Geschäftsführer Reinhard Berben über teure Aktien, Mittelabflüsse, Value-Aktien und das Schwellenländerteam.

DAS INVESTMENT: 1992 waren Sie bei Sal. Oppenheim. Kannten Sie Franklin Templeton da schon?

Reinhard Berben: Ja, aber nur den Templeton Growth. Er war damals ein Geheimtipp, den eine besondere Aura umgab. Ein sehr erfolgreicher globaler Aktienfonds mit Value-Ansatz und Sir John Templeton am Ruder.

Zurzeit leidet sein Nimbus, was auch an der langjährigen allgemeinen Value-Schwäche liegt. Sollten Sie nicht auch mal ein paar Quality-Growth-Fonds als Gegengewicht auflegen?

Berben: Der Fonds ist über 60 Jahre alt. Selbst eine relative Schwäche gegenüber dem Index von einigen Jahren ist für uns kein Anlass, die Strategie zu ändern. Der Value-Ansatz des Templeton Growth ist nach wie vor klar, leicht verständlich und auf lange Sicht erfolgreich. Aber sicherlich werden wir gerade in diesem Bullenmarkt gefragt, ob man die Rally der Tech-Werte nicht besser mitgenommen hätte. Das wurde Fondsmanager Mark Holowesko im Jahr 2000 auch gefragt.

Berben: Richtig. Und auch heute gilt: Wenn uns Aktien nach unseren Messmethoden zu teuer erscheinen, dann sind wir eben nicht dabei, sondern investieren lieber in Ländern Europas, wo wir vernünftigere Bewertungen finden. Viele Anleger verstehen unser langfristiges Denken und schauen nicht jedes Jahr auf den Index. Wir wollen mit unserem Ansatz besser abschneiden als der Markt, wenn es mal rappelt, und damit den Grundstein für langjährige Outperformance legen. Ein Crash würde Ihnen also helfen.

Berben: Den wünscht sich in unserer Branche hoffentlich niemand. Aber natürlich wäre es für den Templeton Growth gut, wenn Aktien wieder auf angemessene Bewertungsniveaus zurückfänden. Das ist in weniger euphorischen Zeiten der Fall und würde das Stockpicking des Fonds wieder stärker bezahlt machen.

Deutsche Anleger fahren auf Mischfonds ab. Ist ein globaler Aktienfonds überhaupt noch zeitgemäß?

Berben: Ein klares Ja. Die Aktienanlage ist und bleibt der Motor eines jeden Portfolios, übrigens auch in Mischfonds. Es geht bei der Aktienanlage um den Marathon, nicht den Sprint. Mit einem Aktienfonds hat sich der Anleger für einen Marathon entschieden. Ein flexibler Mischfonds kann auch mal für einen Sprint von wenigen Jahren genutzt werden.

Hätte Sie nicht ein paar Mischfonds mehr auflegen sollen, um besser mitmischen zu können?

Berben: Wir haben eine ganze Reihe von Mischfonds. Dazu gehören unsere Franklin Diversified Fonds von Matthias Hoppe, die konkrete Renditeziele und Schwankungsbandbreiten haben, oder auch der Franklin Global Fundamental Strategies Fund, auch Marathon-1-Strategie genannt, in der rund 1,5 Milliarden Euro deutsches Kundengeld liegen. Der Fonds basiert auf einer sehr einfachen und wirksamen Struktur. Er rebalanciert alle drei Monate und ermöglicht Anlegern so ein antizyklisches Investieren. Der Marathon 1 vereint die langfristig erfolgreichen Strategien von drei unserer Investmenthäuser – Templeton, Franklin und Mutual Series – je zu einem Drittel in einem Produkt.

Die Basiswährung der Marathon-Strategie ist der Dollar, und für Deutsche gibt es eine währungsgesicherte Euro-Anteilsklasse. Da gehen aber derzeit für die Sicherung fast 2 Prozent im Jahr drauf. Wie wäre es mit Fonds, die von vornherein aus Euro-Sicht gemanagt werden?

Berben: Wir bieten ebenso eine Reihe von europäischen Aktien- und Rentenfonds, bei denen die Basiswährung der Euro ist. Auch bei den Franklin Diversified Fonds ist das so. Bei den Produkten, deren Fondswährung der US-Dollar ist, können unsere Kunden sehr gut damit leben, entweder über die H1-Klassen die Rendite in Euro bei den genannten Kosten zu übertragen oder einfach zu sagen: Ich nehme den Wechselkurs bewusst in Kauf und sichere nichts ab, weil ich davon ausgehe, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro aufwerten wird.

Wichtig ist aber hervorzuheben, dass Währungen enorme Renditebringer sein können, so zum Beispiel in den Fonds von Anleihechef Michael Hasenstab und seinem Team. Unser H1-Hedging bezieht sich auf die Übertragung des Dollar-Ergebnisses in Euro. Diese Sicherung ist wegen der hohen Zinsdifferenz aktuell recht teuer. Dies kann sich auf längere Zeiträume gesehen wieder ändern.

Wie läuft es bei Ihrem Dach-Hedgefonds, dem K2-Fonds?

Berben: Wenn man sich seine Vergleichsgruppe innerhalb der Kategorie für liquide alternative Fonds anschaut, dann ist der Franklin K2 Alternative Strategies mit durchschnittlich 1,8 Prozent im Jahr in der währungsgesicherten Anteilsklasse über drei Jahre einer der besten. Und ein jahrzehntelanger Rückblick in der Hedgefonds-Welt zeigt, dass Anleger mit Hedge-Strategien vor allem dann punkten können, wenn die Zinsen steigen und die Märkte weniger liquide sind. Ich denke, die Zeit ist reif für diesen Fonds.

Und dann?

Berben: Wir sondieren gerade mit Kunden, ob Anteilsklassen mit erfolgsorientierter Vergütung auf Interesse stoßen könnten. Außerdem planen wir in Luxemburg eine offene Plattform, auf der sich institutionelle Anleger ihre eigenen Portfolios aus Hedgefonds zusammenstellen können.

Lassen Sie uns über den Absatz sprechen. In den vergangenen drei Jahren lief es nicht sonderlich gut für Sie.

Berben: Aus Aktienfonds floss Geld ab, weil wir, wie schon erwähnt, nicht so aggressiv bei der Aktien-Rally dabei waren wie etwa ein Growth- oder Tech-Fonds. Hinzu kamen Rückgaben bei den Anleihefonds von Michael Hasenstab. Das Jahr 2017 werden wir dank stetiger institutioneller Zuflüsse aber klar positiv abschließen.

Bei den Schwellenländerfonds haben Sie einiges verändert und Fondsmanager Mark Mobius ersetzt.

Berben: Zunächst: Mark hatte für die Fonds schon immer ein großes Team um sich. In den vergangenen 30 Jahren hat er wertvolle Netzwerke aufgebaut und liefert noch immer unglaubliches Wissen durch seine Kontakte und seine Beobachtungen in den Ländern, die er bereist. Er hat sich jetzt aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, und im gleichen Zuge wurde Stephen Dover zum Chief Investment Officer ernannt. Außerdem wurden einige Mitarbeiter, wie von Ihnen angedeutet, in leitende Positionen befördert. So hat beispielsweise Carlos von Hardenberg, der seit Ende der 90er Jahre für das Team arbeitet, die Verantwortung für unsere globalen Emerging-Markets-Fonds übernommen.

Zugleich ist die Wertentwicklung besser geworden.

Berben: Wir hatten den Aufstieg der Technologieaktien in den Schwellenländern zunächst verpasst. Das hat die neue Mannschaft nachgeholt. 2015 hat sie Gewichtungen bei traditionellen Value-Titel aus dem Rohstoffe- und Öl-Sektor zurückgefahren, und starke Hightech-Werte, vor allem auch aus dem Midcap-Bereich aufgestockt. Zudem befassen sich jetzt fünf Analysten ausschließlich mit Werten aus dem Tech-Sektor. Das sollte sich weiter auszahlen. Allerdings arbeiten wir mit der bei uns üblichen Vorsicht, weshalb wir die Aktienindizes in den Schwellenländern kurzfristig gar nicht unbedingt schlagen wollen. Der MSCI-Index für Schwellenländer besteht zu über 30 Prozent aus einigen wenigen Tech-Aktien, hier sehen wir das Risiko für passive Index-Anleger.

Was haben Sie sonst noch vor in Deutschland?

Berben: Ein Meilenstein für die Firma in diesem Jahr war sicherlich die Einführung von Franklin Liberty-Shares in Europa. Das ist unsere Marke, unter der wir ETFs auflegen. Gestartet haben wir im September und Oktober mit fünf Smart-Beta-ETFs, darunter ein globaler Nachhaltigkeits- und ein globaler Schwellenländer-ETF.

Zweitens arbeiten wir daran, beim Thema Nachhaltigkeit stärker wahrgenommen zu werden. Dafür werden wir zum einen die Arbeit unserer aktiven Schwellenländer-Fondsmanager stärker erklären, die sie genau auf Themen wie Corporate Governance und soziale Verantwortung von Firmen in Schwellenländern achten. Zum anderen werden wir auch einen Templeton-Aktienfonds vorstellen, der nur in Firmen investiert, die es mit dem Klimaschutz ernst meinen.

Was hätten Sie rückwirkend in Ihrer Karriere bei Franklin Templeton gern anders gemacht?

Berben: Beim Eintritt in den ETF-Markt hätten wir definitiv schneller sein können.

Und was ist Ihnen in der Zeit besonders gut gelungen?

Berben: Wir sind in Deutschland mit rund 28 Milliarden US-Dollar nach wie vor der zweitgrößte ausländische Anbieter von Publikumsfonds. Wir haben unsere Spitzenposition also auch in schwierigen Zeiten halten können.

Von: Andreas Harms

Quelle: Das Investment

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