Das Investment: Serie Bric-Länder: Teil 1 Brasilien

sjb_werbung_das_investment_300_200  SJB | Korschenbroich, 28.06.2012. Mit seinem Reichtum an Rohstoffen und der konsumfreudigen Bevölkerung geht die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas einer goldenen Zukunft entgegen. Brasilien macht den Anfang zur Bric-Serie.

Fast bis auf die Grundmauern haben Arbeiter das Estádio Nacional de Brasilia, das Nationalstadion Brasilias, abgerissen. Aber nur, um es wieder aufzubauen.

Besser, schöner und größer soll es werden. Statt 42.200 sollen hier in zwei Jahren 70.042 Zuschauer Platz haben. Dann, wenn die Nationalmannschaften aus England, Deutschland und Spanien hier um den Weltmeistertitel kicken.

Der Stadion-Neubau, der um die 240 Millionen Euro kostet, ist Teil der Vorbereitung Brasiliens auf die Fußball-WM 2014. Das Land rüstet auf. Rund 13 Milliarden Euro sind für den Ausbau der Infrastruktur geplant. 2 Milliarden davon gehen in neue, bessere Stadien, 4,5 Milliarden in den städtischen Nahverkehr, noch mal 2 Milliarden Euro in ausgebaute Flug- und Seehäfen. Der Rest wandert unter anderem in neue Hotels.

Die brasilianische Regierung schätzt, dass das Großereignis der heimischen Wirtschaft einen Gewinn von etwa 71 Milliarden Euro bescheren wird. Wichtiger noch: 710.000 neue Jobs werden geschaffen, 330.000 davon dauerhaft. Die Gehälter werden um 2,6 Milliarden Euro steigen. Und das ist gut für den Konsum.

„Konsum ist der Haupttreiber des Wachstums der brasilianischen Wirtschaft“, sagt Victor Arakaki, Produktspezialist im Management-Team des HSBC GIF Brazil Equity. „Die Ausgaben des Staates und der privaten Haushalte machen derzeit rund 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.“ Die Mittelschicht wächst weiter. Etwa 30 Millionen der insgesamt 195 Millionen Einwohner können jetzt mehr Geld für Wein, Handys oder Fernseher ausgeben. Derzeit haben nur 38 Prozent der Brasilianer einen Fernsehanschluss, 40 Prozent ein Auto. Die Inflation geht zurück

Unterstützt wird der Konsumtrend von einer klugen Geld- und Fiskalpolitik der brasilianischen Regierung. Sie hat vor allem die Inflation in den Griff bekommen. Lag die Teuerung 1993 bei 2.477 Prozent, sind es jetzt 6,5 Prozent.

Brasilien ist nicht nur mit einem anziehenden Binnenkonsum gesegnet, sondern auch mit immensen Rohstoffvorräten. Gerade wurden neue Ölfelder vor der Küste gefunden, die die Reserven um rund 8 Milliarden auf 19 Milliarden Barrel erhöhen.

Aber auch Eisenerz, Sojabohnen und Kaffee gibt es am Zuckerhut zuhauf. Größter Abnehmer ist China. Das ist angesichts des langfristigen Wachstumstrends dort zwar gut. „Wenn sich die BIP-Prognosen in China aber weiter verschlechtern, könnte das brasilianischen Rohstofftiteln schaden“, erklärt Arakaki.

Unternehmen wie der Ölkonzern Petrobas und der Bergbauriese Vale sind  Schwergewichte im brasilianischen Leitindex. Sie haben mit 11,5 beziehungsweise 12,0 Prozent den größten Anteil am 68 Titel fassenden Bovespa. 2011 hat der Index aus Sicht eines Euro-Anlegers etwa 26,5 Prozent verloren, im laufenden Jahr liegt er 11,6 Prozent im Minus.

Ein Grund hierfür ist die Währung. Der Brasilianische Real hat in den vergangenen Monaten gegenüber Dollar und Euro aufgewertet, das macht der heimischen Wirtschaft zu schaffen. An dieser Stelle kommen aber die Devisenreserven Brasiliens von etwa 350 Milliarden Dollar ins Spiel. Dadurch hat es die Regierung in der Hand, die Wirtschaft zu stützen. Etwa durch die Senkung des Leitzinses um 75 Basispunkte auf zuletzt 9,75 Prozent.

Ein weiterer Grund für das schwächere Abschneiden des Aktienmarkts: „Brasilien wird nach wie vor als riskanter Markt wahrgenommen. Deshalb halten sich Anleger in risikoaversen Phasen eher zurück“, sagt Will Landers, der für Blackrock unter anderem den BGF Latin America managt. Aber: „In der Vergangenheit waren das Kaufgelegenheiten, sobald die Unsicherheiten verschwunden waren.“

Der brasilianische Aktienmarkt ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für den Bovespa von 11,94 recht günstig im Vergleich zu Indiens BSE-Index (14,45) oder Chinas Shanghai Composite Index (12,59). Die Dividendenrendite liegt mit 4,68 Prozent auf attraktivem Niveau.

Für Anleger gibt es eine Reihe von Brasilien- Fonds, die sich über die vergangenen Jahre gut entwickelt haben (siehe Tabelle). Dazu gehört der BNY Mellon Brazil Equity Fund. Manager Rogerio Poppe sucht nach liquiden Firmen mit hohen Erträgen sowie Dividendenrenditen aus wachstumsstarken Branchen.

Spitzenreiter in der Liste der Einzeltitel ist Itausa (7,7 Prozent) – eine Holding, die unter ihrem Dach Finanzfirmen, Holzvertäfeler und Keramikverarbeiter beherbergt. Dahinter reihen sich Petrobras (5,3 Prozent), der Spritkonzern Ultrapar (4,8 Prozent) und Vale (4,1 Prozent) ein. Damit sind Vale und Petrobras im Vergleich zum Bovespa deutlich untergewichtet. Manager setzen auf Konsumaktien

Das ist auch beim HSBC-Fonds von Victor Arakaki der Fall, der beste Brasilienfonds auf Drei-Jahres-Sicht. Arakaki schaut sich mit seinem Team Unternehmensbilanzen an und nimmt gut aufgestellte Firmen mit langfristigen Wachstumschancen ins Portfolio. Aktuell gefällt ihm CCR (Anteil: 6,6 Prozent). Die Gruppe finanziert ein Infrastrukturprojekt über 2.437 Kilometer Autobahn. Die Schnellstraßen werden ausgebaut, und CCR kassiert die Maut.

Andere Titel im Portfolio profitieren vom Konsum, wie der Kaufhaus-Konzern BR Malls Participaes (5,9 Prozent) und der Lebensmittelproduzent Brasil Foods (4,3 Prozent). „Petrobras wird von vielen analysiert, da wird es schwierig, einen Mehrwert für Anleger zu erreichen“, sagt Ansgar Guseck, Vorstand bei Sauren Fonds-Research. „Die spannenderen Geschichten finden sich in der zweiten und dritten Reihe.“

Anleger sollten sich aber bewusst sein, dass der brasilianische Markt relativ stark schwankt – über die vergangenen 250 Handelstage lag die Volatilität bei 25,8 Prozent im Vergleich zu 19 Prozent beim Shanghai Composite und 20,1 Prozent beim indischen Sensex. Damit ist auch die Performance von Brasilien-Fonds nicht schwankungsarm.

„Die Volatilität eines Fonds ist bei der Einschätzung des tatsächlichen Risikos für uns nicht so interessant, wenn wir Produkte für die Sauren- Dachfonds auswählen“, so Guseck. Ökonomische Risiken stünden im Vordergrund. „Wenn ich mir Brasilien ins Portfolio hole, bin ich indirekt auch den Entwicklungen in China ausgesetzt, weil China der wichtigste Handelspartner Brasiliens ist. Darüber muss man sich im Klaren sein.“

Von: Karen Schmidt

Quelle: DAS INVESTMENT.

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