Pressemitteilung Charlemagne Capital (UK) Limited: Saudi Arabien öffnet sich für Anleger

teaser_charlemange-capital_300_200 Charlemagne | London, 22.06.2015.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir freuen uns, Ihnen die aktuellen Monatsberichte der Magna Fonds zur Verfügung stellen zu können. Außerdem beachtenswert: Ein Interview mit Stefan Böttcher auf DasInvestment.com zum Thema Marktöffnung in Saudi-Arabien:

dasinvestment.com. Saudi Arabien öffnet sich für Anleger: Experte rechnet mit Wachstumsraten von 15 Prozent und mehr

Ein Gongschlag für Schwellenland-Kenner: Am 15. Juni öffnet Saudi Arabien seinen Markt für ausländische Investoren. Aus aktuellem Anlass führte DAS INVESTMENT ein Interview mit Stefan Böttcher, Fondsmanager beim Emerging-Markets-Spezialisten Charlemagne Capital.

Herr Böttcher, als Portfolio-Spezialist für Schwellenländer sind Sie viel in Saudi Arabien unterwegs. Man hört oft von einer strikten Geschlechtertrennung dort. Würde eine Fondsmanagerin, also eine Frau, Ihre Aufgabe genauso gut leisten können wie Sie?

Stefan Böttcher: Das denke ich schon, ja. Auf Konferenzen vor Ort treffen wir mehr und mehr Fondsmanagerinnen. In den Hotels gibt es allerdings zum Beispiel ein Stockwerk nur für Frauen. Da ist man schon getrennt. Aber dass man zum Beispiel nicht zusammen in einem Auto sitzen darf, habe ich aus eigener Erfahrung nicht erlebt. Vieles ist liberaler geworden.

Ein Beispiel?

Bei meinem ersten Besuch sah man so gut wie keine nicht verschleierte Frau. Also wirklich voll verschleiert, nur mit einem kleinen Sehschlitz zum Rausgucken. Das ist in den letzten fünf Jahren etwas entspannter geworden. In Geschäftszentren sieht man mehr und mehr nicht verschleierte Frauen. Frauen sind auch immer mehr in den Arbeitsmarkt integriert. Die Regierung schickt jetzt junge Studenten zum Studieren ins Ausland, auch Frauen.

Wie sieht denn ein typisches Geschäftstreffen mit Ihren saudischen Partnern aus?

Die Management-Teams, mit denen wir zusammenarbeiten, haben viel internationale Erfahrung. Da sind die Umgangsformen ganz anders als im Alltag. Die Herren haben in Saudi Arabien typischerweise ein weißes Gewand an. Wenn sie nach London kommen, sind sie aber genauso angezogen wie wir. Und das gilt auch typischerweise für die Damen im Management-Team: In Saudi Arabien sind sie verschleiert. Wenn sie in den Westen kommen, sind sie angezogen wie westliche Business-Damen.

Kennzeichnen Sie doch bitte einmal den saudischen Markt für uns.

Saudi Arabien ist mit 560 Milliarden US-Dollar ein sehr großer liquider Markt. Unter den Emerging Markets ist er etwa der siebtgrößte mit einer täglichen Liquidität von etwa 2,3 Milliarden US-Dollar. Damit liegt er wahrscheinlich unter den Top 5 der Schwellenländer. Im Moment machen Privatanleger etwa 90 Prozent der Umsätze aus. Inländische Anleger können bisher nur bedingt im Ausland investieren und ausländische Anleger nur bedingt in Saudi Arabien. Entsprechend hoch ist die Liquidität. Im Moment hat der Markt knapp 170 gelistete Unternehmen in 15 verschiedenen Branchen. Die bedeutendste Branche ist die Petrochemie. Sie macht 20 Prozent der Marktkapitalisierung aus.

Am 15. Juni öffnet das Land seinen Markt für internationale Investoren. Können Sie kurz beschreiben, was das konkret bedeutet?

Das bedeutet erst einmal, dass alle qualifizierten Investoren in den Markt investieren dürfen. Man braucht einen QFI-Status (Qualified Foreign Investor, die Red.), so wie in vielen anderen Emerging Markets. Es gibt Auflagen, um diesen Status zu bekommen. Noch kann nicht jeder Kleinanleger in Saudi Arabien direkt investieren, aber ich sehe das als ersten Schritt zur totalen Öffnung.

Sie verfolgen ein Bottom-up-Prinzip. Wie gehen Sie bei der Recherche zu den einzelnen Portfolio-Werten vor?

Wir gehen vor Ort und treffen uns mit den Management-Teams, sehen uns Bilanzen im Detail an. Teilweise besichtigen wir die Produktionsstätten oder gehen in ein Hospital. Bei einer Fast-Food-Firma sind wir beispielsweise vor Ort und testen die Produkte.
Für viele Unternehmen ist es eine neue Erfahrung, sich mit Finanzinvestoren auseinanderzusetzen. Man muss natürlich immer ein bisschen vorsichtig sein. Wenn man zu kritisch auftritt, ist das dort nicht immer unbedingt positiv gesehen. Ein Problem ist bei kleinen Unternehmen, dass wir Informationen nicht regelmäßig zeitnah auf Englisch bekommen. Da müssen wir uns teilweise mit den offiziellen Bekanntmachungen auf Arabisch zufriedengeben.

Sie investieren vor allem in saudische Konsumtitel. Welche Werte führen Sie genau?

Konsum heißt hier Konsum im weitesten Sinne. Das umfasst auch Krankenhäuser und den Bildungsbereich. Es gibt in Saudi Arabien nicht genügend Ärzte und zu wenig Krankenhausbetten. Stattdessen beobachten wir einen Medizintourismus in die westlichen Länder. Saudi Arabien ist kulturell benachteiligt. Die Menschen betreiben praktisch gar keinen Sport. Sie ernähren sich sehr schlecht. Saudi Arabien hat die weltweit höchste Übergewichtsquote neben den USA – und gleichzeitig die höchste Diabetesquote.
Auch im Bildungsbereich gibt es Nachholbedarf, bei Sprachen oder IT. Viele Saudis sind relativ gut gestellt und schicken ihre Kinder auf Privatschulen. Der Bildungsbereich ist hier potenziell ein enormer Wachstumsmarkt.

Mit welchen Renditen rechnen Sie für den saudischen Markt?

Der Markt hat ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 16. Damit ist er sicherlich nicht einer der preiswertesten unter den Emerging Markets. Der saudische Real ist an den Dollar gekoppelt, die Zinsen sind auf US-Niveau. Damit sind sie erheblich niedriger als in anderen Emerging Markets, in denen sie sich teils frei vom US-Markt bewegen. Insofern kann Saudi sich auch erlauben, mittelfristig mit höherem Kurs-Gewinn-Verhältnis zu notieren. Auf der Gewinn-Wachstum-Seite sehen wir durchaus Raten im zweistelligen Bereich, sprich von 15 Prozent plus.

Stichwort Sicherheit: Wie sicher stufen Sie die Anlage in saudische Titel ein?

In puncto Währungsstabilität oder Konvertibilität sehe ich absolut kein Risiko. Das ganze System ist ultramodern und birgt relativ geringe Risiken. Ich muss mir auch keine Gedanken machen, dass – wie beispielsweise in Russland vor 20 Jahren – meine Aktien gestohlen werden können. In Saudi gibt es einen Börsenumsatz von über 2 Milliarden Dollar pro Tag. Das heißt, die Börse funktioniert.

Nichtsdestotrotz werden immer wieder Menschenrechtsverletzungen und grausame Details bekannt: Peitschenhiebe für einen Internet-Aktivisten oder die Meldung, dass die Regierung per Stellenanzeige nach Henkern sucht für Amputationen und Hinrichtungen. Ist das für Sie ein Thema – sind Menschenrechte bei der Investition für Sie ein Thema?

Menschenrechte sind immer ein Thema. Das Problem ist natürlich, wo fangen wir an und wo sind die Grenzen. Aus meiner Sicht ist ethisches Investieren sehr wichtig – gar keine Frage.
Wer sich in den Frontier-Märkten oder in den Emerging Markets bewegt, der muss schon sensibilisiert sein in Bezug auf dieses Thema. Wir versuchen zu differenzieren. Und zumindest sicherzustellen, dass die Unternehmen, in die wir investieren, einigermaßen ethisch geführt werden – dass beispielsweise keine Kinderarbeit stattfindet und keine Menschen ausgebeutet werden.

Nach Ihrem Vorstoß nach Saudi Arabien – welche weißen Flecken auf der Finanzweltkarte möchten Sie noch erschließen?

Unser Spezialbereich sind Frontiermärkte. Es gibt so einige Märkte, die sich schon sehr bald öffnen werden, unter anderem Vietnam im August oder September. Und dann ist vielleicht der größte Markt überhaupt, der sich als nächster entwickeln könnte, der Iran. Je nachdem, inwieweit die Sanktionen für den Iran aufgehoben werden, wird auch dieser Markt Ausländern eventuell wieder zugänglich gemacht werden. Und das wäre natürlich phänomenal.

Von: Iris Bülow

Quelle: DAS INVESTMENT.

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