Das Investment: Rumänien auf Wachstumskurs: Mit großen Schritten zum Euro

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 SJB | Korschenbroich, 15.05.2015. Der rumänische Markt gilt nach wie vor als Grenzregion. „Das rasante Wirtschaftswachstum und die Veränderungsambitionen offizieller Stellen könnten das Land jedoch schneller als gedacht auf Schwellenmarktstatus heben“, sagt Grzegorz Konieczny, Chief Executive Officer Romania bei der Templeton Emerging Markets Group.

Das Wirtschaftswachstum in Rumänien hat das der meisten anderen europäischen Länder im letzten Jahr überholt. Unserer Meinung nach wird die rumänische Wirtschaft mit ähnlichem oder sogar höherem Tempo als den 2,8 Prozent Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2014 weiter wachsen. Rumänien hat Zugang zu Strukturfonds der Europäischen Union (EU). Diese sind die mitunter wichtigsten Instrumente der EU zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftswachstums bei gleichzeitigem Abbau von Ungleichgewichten zwischen den Regionen der EU.

Wir sind überzeugt, dass das zukünftige Wachstum in Rumänien weitgehend von der Absorption dieser EU-Mittel abhängen wird. Sie sind signifikante Finanzierungsquellen für aktuelle und zukünftige Projekte, aber auch für staatliche Investitionen in dringend erforderliche Infrastrukturprojekte.

Viele Prognosen für Rumänien sind derzeit vielversprechend. Schätzungen der Weltbank zufolge wird die Wirtschaft Rumäniens in den Jahren 2015 bis 2017 mit durchschnittlich 3 Prozent pro Jahr wachsen. Treiber ist die starke Binnennachfrage.

Wir denken, eine neue Kreditvereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte dem Wirtschaftswachstum in Rumänien ebenfalls zugutekommen. Denn sie würde die finanzielle Stabilität des Landes verbessern. Gleichzeitig wäre sie mit einer Beaufsichtigung der Implementierung von Strukturreformen verbunden.

Rumänien hat bereits umfassende haushaltspolitische Anpassungen vorgenommen, vor allem durch Kosteneinsparungen und Steuersenkungen. Der Premierminister kündigte Anfang April 2015 an, die Mehrwertsteuer für alle Lebensmittel und nichtalkoholischen Getränke werde ab dem 1. Juni 2015 von 24 Prozent auf 9 Prozent gesenkt. Auch die Mehrwertsteuer für alle anderen Produkte wird zum 1. Januar 2016 von 24 Prozent auf 20 Prozent gesenkt.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s bestätigte kürzlich das Rating Rumäniens für kurz- und langfristige Auslandsschulden als BBB-/A-3 (das niedrigste Investment-Grade Rating) mit stabilem Ausblick. Standard & Poor’s schätzt, dass die rumänische Wirtschaft zwischen 2015 und 2018 aufgrund des zunehmenden Binnenkonsums mit durchschnittlich etwa 3 Prozent pro Jahr wachsen wird.

Obwohl die Verschuldung Rumäniens gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt zwischen 2006 und 2007 erheblich gestiegen ist, bewegt sie sich immer noch auf einem gemäßigten Niveau von etwa 40 Prozent. Der Binnenkonsum stieg signifikant und wir konnten ein starkes Exportwachstum in Rumänien beobachten. Unserer Meinung nach sind die Wachstumsaussichten für 2015 gut, obwohl die Investitionen immer noch zurückbleiben. Wie beim Wirtschaftswachstum allgemein wird jedoch auch die Investitionslage zum Teil von einer besseren Absorption der EU-Mittel unterstützt. Rumänien verzeichnete außerdem in den ersten beiden Monaten des Jahres 2015 einen Leistungsbilanzüberschuss von 285 Millionen Euro. Dem steht ein Leistungsbilanzdefizit in Höhe von 201 Millionen Euro während des gleichen Zeitraums 2014 gegenüber.

Als positiven Faktor für Anleger sehen wir auch den fortwährenden Kampf der rumänischen Regierung gegen die Korruption, der in den letzten Monaten noch intensiviert wurde.

Fortschritte im Bereich Privatisierungen

Wir finden die Privatisierungsmaßnahmen in Rumänien ermutigend. So erfolgten erst vor kurzem Börsengänge einiger größerer staatlicher Unternehmen aus dem Energiesektor an der Bukarester Börse. Einige dieser Unternehmen werden über globale Depository Receipts (GDR) auch an der Londoner Börse notiert. Es werden für die Zukunft noch weitere Börsengänge erwartet, darunter auch der eines großen rumänischen Erzeugers hydroelektrischer Elektrizität.

Rumänien gilt laut dem Indexanbieter MSCI derzeit als Grenzmarkt. Offizielle Stellen in Rumänien scheinen jedoch entschlossen, die Veränderungen umzusetzen, die erforderlich sind, um auf Schwellenmarktstatus hinaufgestuft zu werden. Wir sehen die Bestrebungen der rumänischen Regierung zur weiteren Verbesserung ihrer Kapitalmärkte positiv. Es gibt mehrere Initiativen der Regierung, der lokalen Börse, der Stelle zur Marktregulierung und diverser anderer Beteiligten am rumänischen Kapitalmarkt zur Beschleunigung der Entwicklung dieses Marktes. Eine konkrete Initiative hat zum Ziel, acht Barrieren zur Entwicklung der Kapitalmärkte zu identifizieren und zu beseitigen. In Verbindung mit einer anderen Initiative, die von der den Markt regulierenden Finanzaufsichtsbehörde auf den Weg gebracht wurde, haben die Programme zum Ziel, Anlegern den Zugang nach Rumänien zu erleichtern.

Rumänien hat einen äußerst ehrgeizigen Corporate Governance Kodex für staatliche Unternehmen eingeführt. Dieser hat bei mehreren Unternehmen zu positiven Resultaten geführt, beispielsweise verbesserte Finanzleistung, bessere operative Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit sowie höhere Transparenz und Rechenschaftspflicht des Managements und von Vorständen. Unserer Meinung nach müssen diese Bestrebungen zur Stärkung der Corporate Governance fortgesetzt werden. Denn sie spielt bei der Optimierung der Leistungsfähigkeit staatlicher Unternehmen eine wichtige Rolle und gibt potenziellen Anlegern das Vertrauen, dass staatliche Betriebe sich auf einem nicht umkehrbaren Weg der Umstrukturierungen befinden.

Staatliche Betriebe sind ein wichtiger Aspekt der rumänischen Wirtschaft. Der Prozess der Effizienz- und Rentabilitätsverbesserung muss unserer Meinung nach fortgesetzt werden. Wir sehen die Umsetzung von Corporate Governance Standards als einen Schritt in die richtige Richtung. Bei der Unabhängigkeit von Vorständen, der Professionalität von Managern und Börsengängen sind jedoch noch dringend Verbesserungen erforderlich.

Ausländische Investitionen und Kapitalmärkte

Die ausländischen Direktinvestitionen in Rumänien stiegen laut der rumänischen Zentralbank (BNR) während der ersten zwei Monate des Jahres 2015 um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 409 Millionen Euro.

Strukturreformen werden unserer Meinung nach das Anlegervertrauen in Rumänien steigern – beispielsweise Initiativen für eine bessere Vorhersagbarkeit der Haushaltspolitik in Verbindung mit einer neuen IWF-Vereinbarung. Wir denken auch, dass die Maßnahmen, die zur Erleichterung des Anlegerzugangs zum lokalen Kapitalmarkt ergriffen wurden, positiv sind. Denn so können mehr ausländische Investitionen nach Rumänien gebracht werden.

Wir denken, die Entwicklung des Kapitalmarkts und eine höhere Liquidität der Bukarester Börse wären hilfreich, um mehr ausländische Anleger ins Land zu bringen. Wir sehen auch die berechenbare Haushaltspolitik als äußerst wichtig zur Anregung von Investitionen. Die Verabschiedung neuer Gesetze beziehungsweise die Änderung bestehender Gesetze durch Dringlichkeitsanordnungen muss daher vermieden werden. Unseres Erachtens müssen alle Änderungen das Parlament und einen öffentlichen Konsultationsprozess durchlaufen. Das muss zu einer grundlegenden Komponente des legislativen Prozesses werden.

Investmentchancen – und Risiken

Rumänische Aktien erscheinen uns im Vergleich zu anderen Ländern der Region generell unterbewertet. Im März 2015 lag beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des BET Index Romania bei 9,9. Demgegenüber lag es im XU100 Index in der Türkei bei 10,1, im WIG Index in Polen bei 14,4 und im BUX Index in Ungarn bei 13,6. Wir halten auch die Dividendenrenditen rumänischer Aktien für attraktiv.

Wir sehen nach wie vor gute Chancen in den Sektoren Energie- und Infrastruktur. Wichtige Treiber müssen weiterhin Privatisierungen (einschließlich Börsengänge staatlicher Betriebe) sein, die in Effizienzoptimierungen, eine bessere Corporate Governance und einer verbesserten Absorption der Rumänien zugewiesenen EU-Mittel resultieren. Wir können bei der allgemeinen Konjunkturerholung auch ein weiteres Wachstum des Binnenkonsums beobachten. Das dürfte die Erholung im Banksektor beschleunigen.

Zu den Risiken von Anlagen in Rumänien zählen die politische Volatilität, die bisher noch ausstehende Neuvereinbarung mit dem IWF, Verzögerungen bei der Umsetzung von Strukturreformen und eine niedrige Absorption von EU-Mitteln. Die unzureichende Vorhersagbarkeit ist ebenfalls nach wie vor ein Problem, das viele Anleger abschreckt. Eine nicht angekündigte Steuer auf Spezialbauten, die die Gewinnspannen von Unternehmen im Energiesektor stark reduziert, wurde kurz nach dem Börsengang eines Unternehmens in diesem Sektor eingeführt. Auch die regulierte Ertragsrate für Stromanbieter wurde nur wenige Monate nach dem Börsengang eines der größten Elektrizitätsunternehmen in Rumänien gesenkt.

Rumänien und der Euro

Rumäniens Ziel, bis 2019 den Euro zu übernehmen, ist unserer Meinung nach realistisch. Voraussetzung dafür ist, dass das Wirtschaftswachstum des Landes sich stetig fortsetzt und sich in einigen Schlüsselbereichen weiter verbessern kann. Zur Beurteilung der Bereitschaft des Landes zur Übernahme des Euro können laut der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mehrere Übergangsindikatoren herangezogen werden. Hierzu zählen die Privatisierung großer und kleiner Unternehmen, die Umstrukturierung von Unternehmen und deren Governance, Preisliberalisierung, Handel, ein Forex-System und eine Wettbewerbspolitik. Im Vergleich zur Situation anderer Länder zum Zeitpunkt der Übernahme des Euro, wie Slowakei (2009), Estland (2011), Lettland (2014) und Litauen (2015), muss Rumänien unserer Meinung nach immer noch einige Korrekturen vornehmen – beispielsweise bei der Umstrukturierung von Unternehmen und deren Governance sowie bei der Wettbewerbspolitik. Fortschritte in diesen Bereichen würden dem Wachstumspotenzial Rumäniens enorm dienen. Außerdem würden sie sicherstellen, dass das Land für sein Ziel – die Übernahme des Euro bis 2019 – besser vorbereitet ist.

Mehr Liquidität für die rumänischen Märkte

Das quantitative Lockerungsprogramm (QE) der Europäischen Zentralbank (EZB) soll den Märkten Liquidität zuführen. Das dürfte sich unserer Meinung nach auch positiv auf den rumänischen Kapitalmarkt auswirken. Außerdem bietet das QE-Programm der rumänischen Zentralbank mehr Handlungsspielraum in Hinsicht auf geldpolitische Lockerungen. So senkte die Rumänische Nationalbank (BNR) ihren Leitzins im März auf einen Rekordtiefstand von 2 Prozent. Gleichzeitig sind wir der Ansicht, dass der Abwärtsdruck als Folge des QE-Programms der EZB auf Einlagezinsen und Staatsanleihen ausländische Investitionen und den Konsum zusätzlich stimulieren wird.

Von: Grzegorz Konieczny

Quelle: DAS INVESTMENT.

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