Das Investment: Revolution bei der Rente? Schön wär’s ja …

sjb_werbung_das_investment_300_200Der Polit-Wahnsinn lässt nicht nach. Jetzt gibt es doch tatsächlich die Schnapsidee, dass der Staat die Rentenbeiträge des Volkes am Finanzmarkt anlegen soll – und breite Teile der Bevölkerung fänden dies sogar gut. Das zeigt einmal mehr, wo in diesem Land das Haupt-Problem liegt, meint Redakteur Andreas Harms.

Bei manchen Meldungen würden sich mir immer wieder die Haare sträuben – wenn ich denn welche hätte. So lese ich ganz aktuell auf Welt Online, dass die Deutschen angeblich Sehnsucht nach einer Renten-Revolution haben. Vor allem 80 Prozent der 18- bis 25-Jährigen finden demzufolge die Idee gut, dass der Staat einen Fonds auflegt, in dem er Rentenbeiträge zentral verwaltet.

Grund dafür sind die abgeschafften Zinsen und daraus folgende Ratlosigkeit bei der Geldanlage. Und was macht man, wenn die Karre im Dreck steckt? Man weint und ruft nach Papi Staat. Denn Papi kann alles und regelt das schon. Und man kann sich dann wieder um die wirklich wichtigen Dinge kümmern.

Eines muss ich an dieser Stelle mal sagen: Das ist eine schwachsinnige Idee! Dass Staaten seit Jahren erfolgreich Geld anlegen – siehe etwa in Norwegen oder Singapur – heißt noch lange nicht, dass man sämtliche Vorsorge-Sparer einfach in einem Fonds zusammenführen kann. Vorsorge bleibt genau wie Geldanlage generell eine sehr persönliche Sache. Sie hängt von der eigenen Lebenslage und dem subjektiven Risikoempfinden ab.

Eine Lösung von der Stange für alle zugleich kann und darf es auch nicht geben. Selbst wenn es nicht nur einen staatlichen Rentenfonds, sondern drei oder vier in verschiedenen Risiko-Kategorien gäbe. Das wäre in etwa so, als würde die Bundesregierung ein einheitliches Auto für alle Deutschen entwickeln und in drei Motor-Varianten anbieten. Reicht doch auch, oder? Ach nein, mit Autos kennen sich die Deutschen ja aus, sie sind ein Teil ihrer Selbstverwirklichung.

Es ist wieder das alte Problem: Der deutsche Anleger hat einfach keine Lust, sich ernsthaft mit seinen Finanzen zu beschäftigen. Man redet in diesem Land noch immer nicht über Geld – warum auch immer. Dabei kann man sich prima in das Thema hineinlesen, ist gar nicht soooo kompliziert. Stattdessen geht es in den Pausen-Gesprächen außer um Autos vor allem um Smartphones oder die Bestandteile unserer Nahrung.

Und wie immer, wenn man keine Lust auf etwas hat, soll es der Staat richten. Doch was kann der schon leisten? Selbst wenn er sich Top-Leute als Fondsmanager heranholt, wird der Staatsfonds nicht besser laufen als normale, heute schon im Handel erhältliche Investmentfonds. Die richtigen Produkte für eine saubere Altersvorsorge gibt es heute schon. Überall. Man muss sich nur mal mit ihnen befassen.

Was sollte der Staat stattdessen tun? Er sollte endlich dafür sorgen, dass jeder Vorsorge-Sparer selbst bestimmen kann, wie er vorsorgen will. Ich zum Beispiel möchte Aktienfonds ohne störende, teure Garantien. Ich bin noch halbwegs jung und habe Zeit. Warum kann ich meine Sparbeiträge nicht von der Steuer absetzen wie ein Riester-Sparer? Warum kriege ich keinen Zuschuss?

Es fehlt ein allgemeines, begünstigtes und steuerlich gleichbehandeltes Vehikel, das jeder selbst mit der passenden Anlage befüllen kann. Für Geringverdiener und Eltern gibt es direkte, unbürokratische Zuschüsse. Es könnte ein bestimmtes Depot sein, in dem eine Rentenversicherung genauso Platz hat wie ein einzelner Aktienfonds. Ein Kriterium könnte ja gerne sein, das daraus eine lebenslange Rente zu speisen ist. Ist ja der Sinn der Sache.

Das wäre mal eine Revolution. Aber sie wäre nicht so schön bequem.

Von: Andreas Harms

Quelle: DAS INVESTMENT.

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