SJB | Korschenbroich, 08.06.2015. Staatsanleihen, auch deutsche, sind kein absolut sicherer Hafen. Auch sie bergen Verlustrisiken, wie die vergangenen Wochen gezeigt haben. Dennoch steht der Markt vor einer grundsätzlichen Wende, meint Thomas Buckard, Vorstand von Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen.
Vor wenigen Wochen hat der US-Fonds-Manager William („Bill“) Gross die Märkte einmal kräftig durchgerüttelt. Er hatte öffentlich auf einen fallenden Kurs bei deutschen Staatsanleihen gesetzt – was denn auch eingetreten ist, aber wohl wesentlich schneller als erwartet. Binnen weniger Tage sackten die Bundesanleihen je nach Duration um vier bis 14 Prozent ab.
Denn Bill Gross’ Aussage, Bundesanleihen seien „short of a lifetime“ – also eine große Chance, mit Leerverkäufen Gewinne zu generieren – stimmten verschiedene Fonds-Manager zu. Und schon setzte eine Verkaufswelle ein.
Dieses Beispiel zeigt eindringlich, dass auch Staatsanleihen aus „sicheren Häfen“ keine risikolose Anlageklasse sind. Aber im Gegensatz zu beispielsweise Aktien ist deren Risikoaufschlag sehr gering, und Anleger haben Staaten für minimale Zinsen Geld geliehen. Das hat vor allem mit den Eingriffen seitens der Europäischen Zentralbank zu tun.
Aber es scheint sich ein Wandel abzuzeichnen, wobei noch nicht von einer echten Zinswende zu sprechen ist. Die Tiefstände an den Anleihemärkten sind vorbei, der Zinsanstiegseffekt wird erst einmal anhalten – auch wenn freilich keine vier, fünf oder mehr Prozent in Sicht sind. Die grundsätzliche konjunkturelle Situation – und damit einhergehend eine tendenziell steigende Inflation – werden den Zins dauerhaft regulieren und stabilisieren. Ohne dass die Europäische Zentralbank alle Vorgänge beherrschen kann.
Deshalb sollten Anleger sich mit größeren Engagements in Anleihen noch etwas gedulden. Es ergibt noch keinen Sinn, auf lang laufende Bonds zu setzen, denn wer sich zehn oder sogar 30 Jahre bindet, setzt sich unkalkulierbaren Risiken aus. Besser ist es hingegen, Anleihen mit kurzen und mittleren Laufzeiten ins Portfolio aufzunehmen, um auch kurzfristig durch gezielte Zu- und Verkäufe Gewinnchancen zu realisieren. Das bedeutet: Wer in Bonds mit überschaubaren Durationen investiert, erwirtschaftet vielleicht erst einmal weniger Rendite. Aber er hat eine höhere Rückzahlungssicherheit für seine Anleihen und kann viel schneller über seine Liquidität verfügen – und damit dann beispielsweise stark im Wert gesunkene, lang laufende Staatsanleihen kaufen. Denn ein günstiger Einstieg ist die beste Rendite. Die Chancen sind nämlich in solchen Sondersituationen gut, an Kupon und Kursanstieg mitzuverdienen.
Apropos Sondersituationen: Diese sollten bei den Auswahl von Anleihen fürs Anleger-Portfolio generell im Mittelpunkt stehen. Denn solche Lösungen bieten immer wieder ein gutes Renditepotenzial und können ein Portfolio absichern und stabilisieren. Die Aufgabe Ihres Vermögensverwalters ist es, solche Lösungen für Sie zu finden – in einer weiterhin grundsätzlich schwierigen Marktsituation.
Von: Thomas Buckard
Quelle: DAS INVESTMENT.