Sri Lanka beeindruckt Besucher durch landschaftliche Schönheit, einem hohen Umweltbewusstsein und die freundlichen Bevölkerung. Auch Mark Mobius, Chef der Templeton Emerging Markets Group, ist Fan dieses Reiseziels. Während seines Aufenthalts hat er aber natürlich auch ein Auge auf mögliche Anlagechancen und die Infrastruktur des Landes.
Sri Lanka hat eine faszinierende Geschichte. Die ersten schriftlichen Erwähnungen der Insel finden sich in dem alten indischen Epos „Ramayana“. Dort heißt es, Lanka sei vom göttlichen Baumeister für den Gott des Reichtums erschaffen worden. Das erste bekannte Königreich, Anuradhapura, wurde dort 380 vor Christus etabliert. Der Buddhismus kam etwa 250 vor Christus in das Land und ist noch heute seine wichtigste Religion, was viele Lebensbereiche beeinflusst.
Die Bevölkerung von Sri Lanka zählt 21 Millionen Menschen, und 2014 kam eine Rekordzahl von 1,5 Millionen Touristen ins Land. Tourismus ist also eine sehr bedeutende Einnahmequelle hier. Tatsächlich ist der Fremdenverkehr die drittwichtigste Devisenquelle des Landes, nach den Geldtransfers von Arbeitern aus dem Ausland und den Einnahmen durch den Textilexport.
Autobahnen in perfektem Zustand
Unsere Reise beginnt in der nordwestlichen Küstenstadt Trincomalee. Wegen seiner langen Strände sehen wir hervorragendes Tourismuspotenzial für diesen Teil des Landes. Uns fielen hier bereits einige Strandressorts auf, die auf preisbewusste Touristen und lokale Geschäftsreisende ausgerichtet sind.
Am nächsten Tag ging es mit dem Auto weiter, so hatten wir Gelegenheit, den Straßenzustand zu erkunden. Die Straße erwies sich als zweispurige Autobahn in perfektem Zustand. Unterwegs aßen wir Jogurt aus Wasserbüffelmilch mit Treacle, einer Art Honig aus Kokosnusssaft und lokale Spezialität. Dies zeigt, wie Menschen mit geringem Einkommen ihre Einnahmen aus der Landwirtschaft mit dem Tourismusgeschäft aufbessern können.
Unser Fahrer erklärte, dass die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) während des langen Krieges, der erst 2009 endete, entlang der Straße viele Bomben platziert und ferngezündet hatten, um Regierungssoldaten zu töten.
Reichtum durch Gewürzhandel
Entlang des Weges entdeckten wir große Wasserspeicher, die unter früheren Königen gebaut worden waren, um große Felder für Zuckerrohr und Reis zu bewässern. In der Stadt Matale fielen uns große, opulente Häuser auf. Im Stadtzentrum befindet sich ein sehr aufwendig gestalteter Hindu-Tempel mit Hunderten von Statuen. Ihren Reichtum hat die Stadt dem Gewürzhandel zu verdanken, vor allem mit Zimt.
Die Fahrt von Trincomalee nach Sigiriya dauerte zwei Stunden. Sigiriya (Löwenfels) ist ein alter Palast in 200 Metern Höhe auf einem riesigen Felsblock in der Mitte des Landes. Besonders bedeutend sind die Gärten, die zu den ältesten gestalteten Landschaften der Welt gehören.
Der Legende nach wurde der Ort im Jahr 477 nach Christus von König Kasyapa als neue Hauptstadt ausgewählt. Er baute seinen Palast oben auf den Felsen, schmückte die Seiten mit farbenfrohen Fresken von tanzenden Frauen und ließ oben auf dem Plateau Becken zum Sammeln und Speichern von Wasser anlegen. Auf der Hälfte des Wegs nach oben baute er ein Tor in Form eines riesigen Löwen. Bei dem Ort soll es sich um eines der am besten erhaltenen Beispiele für alte Stadtplanung handeln, und er ist die meist besuchte historische Stätte in Sri Lanka.
Eine Stunde entfernt von Sigiriya befinden sich die Höhlentempel und der Goldene Tempel von Dambulla. Dieser Zwischenstop zeigte die Bedeutung des Buddhismus im Land. Viele Pilger stiegen zusammen mit uns über Stufen 160 Meter den Höhlen hinauf, um den 153 Buddha-Statuen und den Malereien über das Leben von Gautama Buddha ihren Respekt zu erweisen.
Reges Treiben Indikator für Umbruch im Land
Die Reise nach Kandy, der früheren Hauptstadt und zweitgrößten Stadt des Landes dauerte ungefähr zwei Stunden. Hoch gelegen in der Mitte des Landes, ist Kandy Filmfreunden bekannt als der Drehort für Teile des Films Indiana Jones und der Tempel des Todes aus dem Jahr 1984. Doch ihre Hauptattraktion als wichtiges Tourismusziel ist der Zahntempel, einer der heiligsten Orte der buddhistischen Welt. Kandy war die letzte Bastion des letzten Königs von Sri Lanka und konnte bis ins 19. Jahrhundert Invasionen der Portugiesen und der Holländer abwehren, bis 1815 die Briten siegten.
Vor vielen Jahren hatte ich Kandy schon einmal besucht. Damals schaute ich mir die Prozessionen zum „Fest des heiligen Zahns“ an. Dabei wird die Zahnreliquie von Buddha auf einem prachtvoll geschmückten Elefanten durch die Straßen der Stadt getragen, angeführt von traditionellen Tänzern und Trommlern.
Weiter ging es für unser Team nach Negombo an der Westküste. Negombo ist heute ein Strandresort mit etwa 120.000 Einwohnern, günstige 35 Kilometer nördlich von Colombo und nahe am internationalen Flughafen gelegen. Das rege Treiben auf den Straßen in Negombo sahen wir als positives Zeichen. Denn es zeigt uns, dass das Land im Aufbruch begriffen ist und Wachstumspotenziale bietet.
Geschätztes Ziel von umweltbewussten Touristen
Insbesondere umweltbewusste Touristen werden Sri Lanka mögen. Der aktuelle Präsident Maithripala Sirisena war früher Umweltminister und hat ein persönliches Interesse an dem Thema. Das Töten von Wildtieren ist in Sri Lanka verboten, und es gibt diverse Naturschutzgebiete im Land. Bei unserer Reise durch das Landesinnere sahen wir regelmäßig Elefanten am Straßenrand. Auf ihrer Suche nach Nahrung können diese Tiere sehr zerstörerisch sein – sie zertrampeln Felder und manchmal sogar Häuser. Doch die Bevölkerung respektiert diese majestätischen Kreaturen, sodass sie nicht getötet werden.
Unternehmen aber geraten gelegentlich wegen Umweltverstößen ins Visier der Behörden. So wurde der Betrieb in der Fabrik eines multinationalen Getränkeherstellers vorübergehend eingestellt, weil er im Verdacht stand, Abfall illegal entsorgt zu haben. Manche Unternehmen, die über einen Standort in Sri Lanka nachdenken, könnten die Vorschriften im Land etwas kompliziert finden und müssten sich möglicherweise anpassen. Beispielsweise können Umweltfolgenabschätzungen bestimmte Entwicklungsprojekte verzögern.
Unserer Ansicht nach sollte sich Sri Lanka weiterhin darauf konzentrieren, internationale Touristen anzuziehen, zusammen mit großen Marken bei Hotels, Freizeit und Unterhaltung. Mehr Unterhaltungsangebote und integrierte Resorts würden vielleicht nicht nur Umwelttouristen und Budgetreisende anlocken, sondern auch größere Zahlen von ausgabenfreudigeren Touristen, vor allem aus China und Indien.
Quelle: DAS INVESTMENT.