Pressemitteilung Ökoworld AG: “Prozess des Umdenkens in Bewegung setzen”

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 Ökoworld|Hilden, 17.07.2015.

Die Investmentboutique Ökoworld AG, Hilden, feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Cash. sprach aus diesem Anlass mit Alfred Platow, Gründer und Vorstandsvorsitzender, sowie mit dem Co-Vorsitzenden des unabhängigen Anlageausschusses des Flaggschiff-Fonds Ökovision, R. Andreas Kraemer, der zudem Gründer und Director emeritus des Ecologic Instituts und Senior Fellow am IASS Potsdam ist.

Vierzig Jahre nachhaltiges Investment, was waren für Sie die Meilensteine?

Platow: Meilenstein war und ist nach wie vor die Unfähigkeit der Politik, unter einem Demokratieverständnis mit Finanzen umzugehen. Finanzen sind für mich Basis des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Die heutigen Politiker von China bis Amerika machen ausschließlich personenbezogene Politik und keine menschenbezogene.

Für uns war es entscheidend, sich von dieser personenbezogenen Politik zu trennen und den Schwerpunkt unserer Wahrnehmung und unserer Vision auf den Menschen zu legen und auf die Entwicklung des Menschen im 21. Jahrhundert. Wir verlassen die Auseinandersetzung mit den Politikern un mit der Politik und wir konzentrieren uns auf das, was möglich ist, nämlich innerhalb des kapitalistischen Wirtschaftssystems mit Kapital Einfluss zu nehmen.

Geht das, losgelöst von der Politik?

Platow: Es geht, wenn Sie unabhängig sind. Meine Kollegen und Kolleginnen und ich sind und waren keine Parteimitglieder, auch wenn wir natürlich zu verschiedenen Foren der Bundestagsfraktion die Grünen eingeladen worden sind, haben wir immer eine eigene Position vertreten. Aber bei einer gewissen Parteinähe oder bei einer gewissen Parteiabhängigkeit würde es nicht funktionieren.

Kraemer: Für mich war die Motivation, Gelegenheit zu haben zu beweisen, dass es nicht einen Interessenausgleich oder -widerspruch gibt zwischen Renditestreben im Investment und sinnvollem Umbau der Wirtschaftsstrukturen, der Industriestrukturen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung, sondern dass man im Gegenteil, wenn die richtigen Produkte da sind, wenn die richtigen Technologien eingesetzt werden, wenn die richtige Wirtschaftsweise da ist, ass das sowohl gut ist für Menschen und den Planeten als auch gut ist für die Erträgeder Fondsanleger.

Wie stark ist das Thema nachhaltiges Investment basierend auf den Säulen Ethik, Ökologie und Soziales in Deutschland mittlerweile verankert?

Platow: Meinem politischen Anspruch entsprechend müsste es im institutionellen Bereich, damit meine ich Banken und Versicherungen, mit ihrem Eigenkapital oder mit dem Kapital ihrer Kunden wesentlich stärker verankert sein. Das, was die großen Banken und die großen Versicherungen hierzulande mit ihrem Geld machen, ist pseudo-ethisch und wird auch so über die Lobbys transportiert. Eine reale Verankerung wäre nur dann möglich, wenn das, was die Gesellschaften mit hrem Investment tun, auch an die Kunden der Bank oder an die Kunden der Versicherungsgesellschaften transportiert würde. In diesem Prozess sind wir mit der hauseigenen Kapitalanlagegesellschaft Ökoworld seit zwanzig Jahren nterwegs und schon deutlich weiter. Derzeit konzentrieren wir uns auf zwei, drei große Versicherungsgesellschaften in Europa, um mit diesen zusammen das Ziel zu erreichen, dass sie in ihren Aussagen gegenüber ihren Kunden auch eine politische bereinstimmung mit den Inhalten ihrer Investments erreichen. Das zu erzielen ist nicht leicht. Schließlich sind es geschätzt erst rund 200.000 Menschen, die über Sparkassen, Genossenschaftsbanken und sonstige Vertriebsstellen in nsere Fonds investiert sind. Das ist ein sehr kleiner Ausschnitt von in etwa einem Prozent in Deutschland.

Kraemer: Vielleicht noch ein Wort zuraktuellen Entwicklung aus einer etwas anderen Perspektive. Es ist ein Punkt, zukunftsfähiges Investment als eine Nische zu verstehen, aber positiv zu definieren, was man haben will. Daneben haben wir ganz aktuell die Entwicklung, dass Unternehmen, von denen wir seit Jahrzehnten wissen, dass sie gegen die Prinzipien von Nachhaltigkeit, ökologischer wie auch sozialer Nachhaltigkeit, verstoßen haben, massiv an Wert verlieren. Und wenn man das mit hinzurechnet, sozusagen die wirtschaftlichen Auswirkungen von nicht nachhaltigem Handeln, dann sind wir deutlich über dem einen Prozent. Stichwort „Carbon Bubble“: Im Moment macht sich eigentlich jeder Fondsmanager Tag und Nacht Gedanken darüber, wie er aus diesen großen Unternehmen, die in den Indizes immer noch eine große Rolle spielen, rauskommt, und zwar schneller als seine Kollegen beziehungsweise Wettbewerber. Das ist ein ein anderer Blick auf die gleiche Thematik, zeigt aber, dass es dort sehr viel Dynamik gibt, die wir vor drei Jahren so nicht hatten.

Gibt es denn ausreichend Alternativen?

Kraemer: Es gibt in der Tat nur wenige Anlagemöglichkeiten. Bei erneuerbaren Energien gibt es weltweit kaum Unternehmen, die so viel Kapital aufnehmen können wie Fondsmanager aus den großen Versorgungsunternehmen oder aus den Kohleunternehmen oder Ölunternehmen abziehen müssten. Das liegt daran, dass diese Unternehmen noch nicht groß genug geworden sind, die Kapitalakkumulation hat noch nicht so weit funktioniert. Es ist aber auch die Frage, ob das jemals funktionieren wird und ob es nicht eher dazu kommt, dass wir über ganz andere Formen von Crowd Funding, über völlig neue Formen, auch völlig neue Strukturierungen im Kapitalmarkt nachdenken. Ich glaube, die Zukunft wird auch strukturell anders sein, nicht nur was die Industriezweige betrifft. Es wird völlig neue Intermediäre geben zwischen denjenigen, die sparen und das Kapital akkumulieren im Kleinen, und denjenigen, die es nachher verwerten in Form von Unternehmen, die geführt werden müssen. Die intermediären Finanzsysteme verändern sich, und sie werden in Zukunft zahlenmäßig zunehmen und viel kleiner sein als in der Vergangenheit.

Warum tut sich Deutschland so schwer?

Platow: Sehen Sie, ich habe seit 15 Monaten ein hundertprozentiges Elektroauto. Das habe ich privat geleast, und der Hersteller teilt mir mit, Herr Platow, nach Ablauf des Leasingvertrages von 28 Monaten stellen Sie sich das Auto in Ihren Garten, wir wollen es nicht zurück haben. Das ist eigentlich die praktische Antwort auf Ihre Anfrage. Hier wird nicht überlegt, was getan werden kann. Es ist einfach das Schlafen von VW, von Mercedes, von Audi. BMW hat es probiert, aber auch nur 2.665 Autos zugelassen, den 3i. Das ist typisch deutsch. Wir sind nicht in der Lage, uns mit der Realität auseinanderzusetzen, geschweige denn überhaupt darüber nachzudenken, dass der Strom, den ich zu Hause aus der Steckdose in mein Auto transportiere, dass der nach wie vor Atomstrom oder Braunkohlestrom ist und bleibt. Trotz meiner PV-Anlage auf dem Haus ist das keine Lösung. Es wird nicht langfristig vorausgedacht, weil wir – und damit komme ich auf den Kapitalismus zurück – ein System haben, das Politiker und auch die Vorstände in börsennotierten Unternehmen nur auf die Dauer von vier Jahren denken lässt.

Haben Sie denn Hoffnung, dass sich das in der Zukunft lösen lässt?

Platow: Ich habe die Hoffnung dort, wo wir mit unserer Gesellschaft Einfluss nehmen können, wo wir mit den Unternehmen ins Gespräch kommen, in die wir investiert haben. Wir haben mit unseren insgesamt sieben Fonds jetzt deutlich die Schwelle von einer dreiviertel Milliarde Euro geknackt. Daraus können Sie sich einfach auch ausrechnen, dass es Einflussmöglichkeiten gibt, indem wir mit Vorständen in persönlichen Kontakt kommen, indem wir uns in den Flieger setzen und nach Südamerika fliegen und mit brasilianischen Firmen in Kontakt treten, weil wir, im Unterschied zur DWS, eine Mitarbeiterin haben, die portugiesisch spricht. Das heißt, wir haben die Chance, über unsere Fondsmanager in Luxemburg zusammen mit dem Anlageausschuss etwas in Bewegung zu setzen. Und in den Small Caps oder in den Nano Caps, in denen wir investiert sind, da gelingt es uns, dass Vorstände anfangen zu reflektieren und sagen, ja, Sie haben recht, wir können das eine und das andere anders machen.

Was vermutlich aber ein langwieriger Prozess ist?

Platow: Manchmal geht es auch recht schnell. Ich erinnere diesbezüglich die intensive Diskussion über Tesla bei uns im Haus. Wir haben nächtelang mit dem Anlageausschuss diskutiert. Dabei ging es vor allem um den etwas sehr merkwürdigen Mehrheitseigner dieser Firma, was seine Lebensvorstellung betrifft. Aber er hat zumindest dafür gesorgt, dass das System von Batterien für den Hausgebrauch hinsichtlich eines Anschlusses an eine PV-Anlage oder für mittelständische Unternehmen nach vorn getrieben wird. Das ist einer der Gründe, warum wir bei Tesla investiert sind. Da geht es weniger um das Auto, denn auch da gibt es rückläufige Zahlen, aber es geht darum, dass ein Unternehmer, so schwierig er als Mensch sein mag, sich überhaupt traut, in eine Domäne wie die Energiespeicherung einzusteigen. Das hätte E.ON oder Vattenfall mit links und mit deren Geld vor zehn Jahren bereits tun können, haben sie aber nicht.

Kraemer: Eine kleine Anekdote dazu. Das Berliner Unternehmen Ubitricity stellt kleine Sets her, mit denen man jede Straßenlaterne für etwa 300 bis 400 Euro in eine doppelte Ladestation umwandeln kann und ist damit um Faktor 50 billiger als die Ladestation, die RWE verkauft. Jede Stadt in Deutschland könnte im Grunde genommen für das Wartungsbudget der Straßenlaternen die ganzen Ladestellen schaffen, die wir brauchen, um flächendeckend auf Elektromobilität umzustellen, um dann auch mehr erneuerbare Energien im System zu haben. Trotzdem passiert es nicht. Man hat Angst vor der Veränderung, weil man sie nicht versteht, weil jeder, der irgendwie die Veränderung erleichtert, sich dann auch persönlich für negative Folgen verantwortlich fühlt oder Angst davor hat. Und es gibt wenig Bereitschaft, Dinge auszuprobieren, um auf diese Weise den Prozess zu beschleunigen.

Zurück zur Firmenhistorie, Stichwort 1996, Auflage Ökovision und die Erweiterung der Versicherungsidee. Warum?

Platow: Die Auflegung des Ökovision war die logische Weiterentwicklung des Altersversorgungsgedankens. Denn die Versicherungsgesellschaften waren nicht in der Lage, ihre Kapitalanlagepolitik in Richtung nachhaltigen Investierens auszubauen. Gemeinsam mit der Ökobank Frankfurt haben wir 1992 begonnen, die Idee für eine professionelle Beratung zu entwickeln. Und so ist der Anlageausschuss entstanden. Denn unser Flaggschiff Ökovision investiert nur dann in Unternehmen, wenn der Anlageausschuss Ja gesagt hat. Das verstehen die anderen Kapitalanlagegesellschaften gar nicht. Wenn Sie sich das Umfeld in Deutschland ansehen, dann hat sich das einfach in den letzten Jahren, und damit meine ich die Jahre 1998 bis heute, immer positiv entwickelt. Mit dieser Stärke und leider mit der Schwäche der Ökobank Ende des letzten Jahrhunderts ist es uns dann gelungen, trotz aller Probleme diese Kapitalanlagegesellschaft Ökoworld Lux S.A. am Leben zu erhalten, anders kann man es nicht formulieren. Und der Erfolg hat sich insbesondere in den letzten eineinhalb Jahren gezeigt. Immer mehr Stadtsparkassen, immer mehr Genossenschaftsbanken, immer mehr Banken vermitteln Ökoworld Investmentfonds, weil das die Bedürfnisse der Menschen befriedigt, die dann da in der Vermögensberatung bei irgendeiner Sparkasse sitzen. Und das gibt uns Hoffnung für die Zukunft, insbesondere vor dem Hintergrund der letzten 40 Jahre. Die kommenden 40 werden viel spannender werden. Denn wir versuchen, unsere Söhne und Töchter mit ins Boot zu holen und vielleicht kann dazu Herr Kraemer ein wenig mehr sagen.

Kraemer: Eine Frage, die man sich bei allen Unternehmen stellen muss, die in einem gewissen gesellschaftlichen Kontext gegründet und groß geworden sind: Altern sie mit der Generation der Gründer oder gibt es eine dauerhafte Zukunft, weil diese Unternehmen eben nicht nur eine Modeerscheinung sind? Wir sind uns alle sicher, dass sowohl Ökoworld als auch Ökovision Dinge sind, die auf Dauer Bestand haben werden. Aber sicher kann man sich eigentlich nur sein, wenn es attraktiv ist für die nächste Generation. Und da sind wir auf einem guten Wege, über Gespräche mit jüngeren Menschen herauszufinden, ob die Kriterien von Ökovision noch zeitgemäß sind. So ein Test ist notwendig, um sicherzustellen, dass auch der Wertewandel in der Gesellschaft, der sich auch im Generationswandel ausdrückt und sich in der Folge auch in den Produkten und in der Anwendung der Kriterien niederschlägt, zukunftsfähig ist. Dies muss behutsam gemacht werden, aber es muss aktiv betrieben werden, um das richtige Maß an Geschwindigkeit in der Veränderung zu finden.

Kommen wir zum Anlageausschuss und seiner Rolle für das Fondsmanagement.

Kraemer: Der Anlageausschuss besteht aus elf Mitgliedern mit einer großen Bandbreite. Die Frauenquote beträgt 30 Prozent. Die älteste Vorsitzende ist eine Frau, aber gleichzeitig ist das jüngste Mitglied auch eine Frau. Über die Jahre haben wir den Anlageausschuss nicht wirklich verjüngt, aber immer dafür gesorgt, dass eine große Bandbreite nicht nur an Interessen und an Kenntnissen, an Erfahrungen dabei ist, sondern eben auch an Lebensalter. Das ist eine Gruppe von Menschen, die alle Alphas sind, die alle sehr starke Meinungen haben und die diese auch sehr stark artikulieren. Auf der anderen Seite haben sie gelernt, miteinander zu kooperieren und gemeinsam um Lösungen ringen. Ich nehme die
drei Termine im Jahr gerne wahr, da sie die interessantesten und effektivsten Fortbildungsveranstaltungen sind. Ich lerne von den anderen, während die anderen zehn Kollegen von mir lernen.

Platow: Ein Wort zur Größenordnung. Wir haben uns seit 1992, also deutlich vor dem Start von Ökovision 1996, insgesamt mit 2.500 börsennotierten Unternehmen weltweit beschäftigt. Es wurden immer wieder Vorlagen durch unsere Forschungsabteilung unter Leitung von Dr. Karl-Heinz Brendgen erstellt, um zu diskutieren, ob ein Unternehmen investierbar ist oder nicht und haben dabei auch immer veränderte Bedingungen berücksichtigt. Mittlerweile haben wir fast eine Million Euro ausgegeben, um daraus ein Managementinformationssystem zu machen, um das, was sich in den 22 Jahren an Diskussionen, an Positionen ergeben hat, in einer Datenbank zu speichern und für die Forschungsabteilung und eben auch für den Anlageausschuss mit einer Zugriffsmöglichkeit zu versehen. Um jetzt mal abzuschweifen, das ist der Coca-Cola-Sirup der Ökoworld AG. Niemand auf der Welt, und das kann ich hiermit behaupten, verfügt über eine Forschungsabteilung, die so viele Wahrheiten über Investmentmöglichkeiten gesammelt hat wie die Ökoworld AG. Das liegt an der einmaligen Kontinuität des Anlageausschusses dieser elf Personen über diesen langen Zeitraum, und die Hälfte davon macht das jetzt schon über zwanzig Jahre.

Die Fluktuation der Personen ist also sehr gering, wie sieht es mit den Themen aus?

Kraemer: Die Themen fluktuieren, auch wenn es natürlich Dauerbrenner wie etwa die Atomkraft gibt. Neue Themen sind allerdings schon eine Herausforderung. Beispiel Gentechnik: Man kann diese entweder aus Prinzip ablehnen oder man kann fragen, gibt es nicht auch Anwendungen in der Gentechnik, die sinnvoll sind, zum Beispiel in der medizinischen Diagnostik oder auch in der Umweltdiagnostik. Und schon haben Sie eine Ausdifferenzierung hinsichtlich der Frage, können wir mit gentechnisch veränderten Instrumenten unter Umständen im medizinischen Bereich oder bei der Herstellung von Enzymen in geschlossenen industriellen Anlagen einen Nutzen erzeugen, der die Gefahren überwiegt? Das sind Abwägungsprozesse, denen wir uns stellen. Am Anfang, als die Technologie aufkam, wusste niemand, wie kompliziert es werden würde. Zunächst konnte man noch aus dem Bauch heraus entscheiden. Heute gibt es einen Erfahrungsschatz, der es erlaubt, über konkrete Unternehmen, Technologien oder Produkte differenziert zu diskutieren.

Platow: Was Herr Kraemer eben sagte, finde ich extrem wichtig, weil wir ja des Öfteren auch mal von Unwissenden als die Verzichtserklärer in die Ecke gestellt werden. Das ist absoluter Blödsinn, denn wir sind nicht gegen alles, sondern für vieles und noch viel mehr. Und das ist nämlich auch so nach dem Motto, das wissen wir alles nicht, wir sind ja gegen alles. Das stimmt so nicht. Und ich glaube, was er eben beschrieben hat, zeigt auch, wie stark differenziert man vorgehen muss und was für eine Leistung dahinter steckt. Die elf Personen bereiten sich schon im Vorfeld darauf vor, um dann in die Diskussion einsteigen zu können. Es gibt keinen Verzicht, keinen Dogmatismus.

Kommen wir zur aktuellen Lage. Jüngsten Mitteilungen Ihres Hauses zurfolge war das letzte Jahr sehr erfolgreich.

Platow: Wir sind mit 2014 in der Tat sehr zufrieden. Vor zehn Jahren haben wir mit meiner Initiative den Versuch gestartet, aus der Deutschland-Abhängigkeit herauszukommen, indem wir mit der holländisch-belgischen Gruppe Fortis einen
strategischen Partner gefunden haben. Wie Sie wissen, ist der ganze Laden 2009 den Bach runtergegangen, wir haben uns über fünf Jahre sehr, sehr schwer getan mit unserer Existenzberechtigung hier, und wir sind 2014 das erste Mal wirklich völlig aus diesem Tal herausgekommen und haben zur alten Stärke zurückgefunden, die Sie in unseren Geschäftsberichten von 1995 bis 2000 nachvollziehen können. Alle Mitarbeiter haben ihr Bestes getan. Das gilt für den Außendienst, der die Banken betreut, den Marketing- und PR-Manager genauso wie für den Innendienst, der die 50.000 Privatkunden betreut. Und es gilt insbesondere für die Mitarbeiter in Luxemburg, die sich von morgens bis abends um Käufe und Verkäufe kümmern. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Es ist richtig persönliches Engagement. Vor vier Wochen habe ich auf ein Flipchart geschrieben, wir verkaufen a) mit Beziehungen, b) mit Emotionen, c) mit politischer Übereinstimmung. Das ist im Grunde genommen unser Prinzip und das ist auch das Erfolgreiche Uns ist es gelungen, dies für 2014 auch wirtschaftlich positiv umzusetzen, zur Freude unserer Aktionäre. 70 Prozent der 2.000 Aktionäre der börsennotierten Ökoworld AG sind übrigens Kunden der Ökoworld AG, und deshalb sprechen wir auch nicht von Aktionären, sondern wir sprechen von Miteigentümern. Ich habe damals 1995 gesagt, wir wollen den Versuch unternehmen, auf genossenschaftlicher Ideenbasis eine börsennotierte Aktiengesellschaft umzusetzen, und das ist uns in gewisser Form gelungen.

Mittlerweile bietet Ökoworld sieben Fonds an. Es waren schon mal mehr.

Platow: Wir haben uns vor eineinhalb Jahren von zwei Fonds getrennt. Der eine war ein Bondfonds. Dort haben wir jahrelang unser Bestes gegeben, der Anlageausschluss hat sich gequält, aber das Anleihen-Geschäft passt nicht zu unseren Absichten. Darüber hinaus hatten wir einen speziellen auf Europa konzentrierten Fonds. Auch dort haben wir festgestellt, dass die Konzentration allein auf Europa – diesen Fonds hatten wir vor zehn Jahren für die Versicherungswirtschaft hierzulande entwickelt – zu kleinkariert ist. Mit sieben Fonds haben wir jetzt exakt die Bandbreite, die man tatsächlich braucht. Wir haben Ökoworld Ökotrust als vermögensverwaltenden Fonds und einen Garantiefonds, der bis zum Jahre 2020 läuft und der auch in erster Linie von Lebensversicherungsgesellschaften genutzt wird oder von Menschen, die ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, was ihre Kapitalanlage betrifft. Wir haben zwei hervorragende Themenfonds, die sich mit Klima und Wasser beschäftigen, und wir haben seit zweieinhalb Jahren den einzigen ehrlichen echten, Emerging- Market-Fonds mit dem Namen Ökoworld Growing Markets 2.0. Von den Schwellenländerfonds, die Sie ja in der Morningstar-Liste unter Emerging Market finden, ist er seit zweieinhalb Jahren ganz oben und häufig die Nummer eins.

Gibt es Ideen für neue Fonds?

Platow: Nein, wir sind mit unseren sieben Fonds gut aufgestellt. Und wir haben jetzt das nächste Ziel, über die dreiviertel Milliarde an die ganze Milliarde zu kommen und sind auf der Suche nach den nächsten 250 Millionen Euro. Das ist eine der Hauptaufgaben für die nähere Zukunft.

Das Gespräch führte
Frank O. Milewski, Cash 8/2015

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