nova funds | München, 22.03.2017.
Schwedische Winter sind lang. Und kalt. Scheinbar passende Bedingungen, um dem Wohlbefinden mit einem Stück vollmundiger Schokolade auf die Sprünge zu helfen. Ganz nebenbei soll das Naschen nicht nur glücklich, sondern auch schlau machen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein?
Dr. Franz H. Messerli, ein in New York praktizierender Schweizer Kardiologe, veröffentlichte 2012 einen Artikel1 im renommierten „New England Journal of Medicine“, in dem er einen erstaunlichen Zusammenhang herstellt: Je höher der Pro-Kopf-Konsum an Schokolade einer Nation ist, desto mehr Nobelpreisträger bringt sie hervor. Gestützt wird die Untersuchung auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die den im Kakao enthaltenen Flavonoiden unter anderem einen positiven Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit zusprechen.
Messerli überträgt diesen bei Einzelpersonen gefundenen Zusammenhang auf die Gesamtbevölkerung eines Landes. Als Surrogatmarker (von lateinisch surrogatum, deutsch ‚Ersatz‘, und englisch marker, deutsch ‚Kennzeichen‘) diente die Zahl der Nobelpreisträger des jeweiligen Landes (bis einschließlich 10. Oktober 2011). Insgesamt 23 Länder wurden in der Untersuchung berücksichtigt.
Es ergibt sich eine signifikante, lineare Korrelation zwischen dem Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade und der Zahl der Nobelpreisträger pro zehn Millionen Einwohner. Allen voran steht die Schweiz an der Spitze der Statistik. Sowohl der prozentuale Anteil der Nobelpreisträger als auch der Schokoladenkonsum sind hier am höchsten. Kein Wunder bei der leckeren Schweizer Schokolade. Die Schweizer haben es mal wieder erfunden und die besten Ideen dazu kommen scheinbar nach ausgiebigem Schokoladenverzehr. Bis Oktober 2011 hatte das Land insgesamt 32 Nobelpreisträger pro 10 Millionen Einwohner vorzuweisen, der jährliche Schokoladenkonsum lag bei sage und schreibe 12 kg pro Kopf. Messerlis Studie zufolge müsste der Schokoladenkonsum um jährlich 0,4 kg pro Person ansteigen, um dem entsprechenden Land einen zusätzlichen Nobelpreisträger einzubringen.
Einzige Ausnahme der Statistik ist Schweden: Bei einem vergleichsweise geringen Schokoladenverzehr (6,4 kg) brachten sie ebenso viele Nobelpreisträger hervor wie die Schweizer. Zwei Erklärungen zieht Messerli hierfür in Betracht: Entweder müsse man dem Nobelpreis-Komitee in Stockholm eine gewisse patriotische Voreingenommenheit in Bezug auf die Bewertung der Kandidaten unterstellen oder den Schweden eine besondere Sensibilität für Schokolade, sodass bereits kleinste Mengen eine enorme Steigerung der kognitiven Fähigkeiten zur Folge haben.
Da die Untersuchung bisher allein auf hypothetische Überlegungen beruht, schlägt Messerli vor, die Ergebnisse anhand einer prospektiven, randomisierten Studie zu überprüfen.
Es bleibt darzulegen, ob die gefundene positive Korrelation zwischen der Höhe des Schokoladenkonsums und der Zahl der Nobelpreisträger eines Landes weiteren Untersuchungen standhält. Denkbar wäre auch in umgekehrter Kausalität, dass eine verbesserte Hirnleistung den landesweiten Schokoladenkonsum ankurbelt. Beispielsweise könnten Personen mit überdurchschnittlich hoher kognitiver Leistungsfähigkeit sich in besonderer Weise der gesundheitsfördernden Wirkung von Flavonoiden bewusst sein und darum deren Einnahme steigern, räumt Messerli in der Diskussion seines Abstracts ein. Zugrundeliegende unabhängige Faktoren wie Unterschiede im sozioökonomischen Standard, klimatische oder geographische Faktoren müssen auch in Erwägung gezogen werden, scheinen aber in Anbetracht der deutlichen positiven Korrelation eher vernachlässigbar.
Dr. Messerli selbst genehmige sich täglich dunkle Schokolade, eine Mengenangabe oder eine genaue Angabe des enthaltenen Kakaoanteils wurde in dem Artikel nicht aufgeführt.
Der tatsächliche Schokoladenkonsum der Nobelpreisträger ist natürlich nicht bekannt, doch trotz des augenzwinkernden Tonfalls in Messerlis Artikel sind die zugrundeliegenden wissenschaftlichen Beobachtungen nicht irrelevant. Bestimmte Inhaltsstoffe der Schokolade erwirken scheinbar eine Steigerung der Hirnfunktion. Die sogenannten Flavanole (Polyphenole), eine Untergruppe der Flavonoide sind neben Kakao in unterschiedlichen Konzentrationen auch in Früchten, Rotwein sowie grünem und schwarzem Tee enthalten. Bei regelmäßigem Verzehr sollen diese sekundären Pflanzenstoffe unter anderem eine neuroprotektive Wirkung aufweisen.
Ob die Schweden wirklich eine höhere Sensibilität für die Flavanol-Wirkung aufweisen? Auch das wäre sicher ein interessanter Ansatz für weitere Studien.
von Dr. med. Sarah Nagel
1) Messerli FH, M.D.: Chocolate Consumption, Cognitive Function, and Nobel Laureates. N Engl J Med 2012; 367:1562-1564 October 18, 2012
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