Unsicherheit rund um US-Gesundheitsreform hat aktiv verwalteten Strategien Renditechancen eröffnet
Scheitern der Gesetzesvorlage, die ObamaCare ersetzen sollte, kommt dem Sektor zugute
Krankenhäuser und andere Dienstleister, die mit dem Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid verknüpft sind, profitieren am meisten
Die Verabschiedung eines neuen Gesundheitsgesetzes schien nach dem Wahlerfolg der Republikaner im November eine ausgemachte Sache. Die neue Regierung hat jedoch ihre erste große Schlappe erlitten, als das neue Gesundheitsgesetz American Health Care Act (AHCA) vor einer Woche im US-Repräsentantenhaus scheiterte. AHCA sollte den Affordable Care Act (ACA), besser bekannt als ObamaCare, abschaffen und ersetzen. ObamaCare trat 2010 in Kraft und eröffnete und erweiterte für Millionen Amerikaner den Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner Paul Ryan, informierte Präsident Trump am 24. März, dass er die AHCA-Gesetzesvorlage zurückziehen würde, da es nicht wahrscheinlich schien, dass sie genug Stimmen erhalten würde, um durch das Repräsentantenhaus zu kommen. Diese Entscheidung ist für die Trump-Administration und die republikanische Partei ein herber Schlag, da die Abschaffung von ObamaCare im Präsidentschaftswahlkampf eine der Kernbotschaften war und zu den obersten Zielen der Republikaner seit der Verabschiedung des Gesetzes 2010 zählt. Allerdings hat sich das Vorgehen der Republikaner, die neue Gesetzesvorlage noch vor der Sitzungspause des Kongresses im April durchzusetzen, für ein so kompliziertes Gesetz als zu aggressiv erwiesen. Es hätte Schätzungen zufolge dazu geführt, dass bis zum Jahr 2018 rund 14 Millionen und bis 2024 sogar rund 24 Millionen Amerikaner ihre Krankenversicherung verloren hätten. Außerdem hätte es viele Amerikaner mit geringerem Einkommen und Bürger ab einem Alter von 50 Jahren benachteiligt. Als klar war, dass die Gesetzesvorlage scheitern würde, wandten sich Präsident Trump und Sprecher Ryan rasch dem nächsten Thema auf ihrer Agenda zu: der Steuerreform.
J.D. Rieber, Leiter des Analystenteams für US-Hochzinsanleihen bei NN Investment Partners: „Viele Unternehmen im Gesundheitssektor haben davon profitiert, dass mit ObamaCare viel mehr Menschen eine Krankenversicherung erhielten. Das Scheitern der Gesetzesvorlage, die ObamaCare ersetzen sollte, kommt dem Sektor also zugute. Krankenhäuser, Notaufnahmen und andere Anbieter, die mit der Ausweitung des Gesundheitsfürsorgeprogramms Medicaid in Verbindung stehen, profitieren am meisten. Bisher haben 31 Staaten plus Washington D.C. dafür gestimmt, Medicaid mit staatlichen Zuschüssen von ObamaCare zu erweitern. Gesundheitseinrichtungen profitierten nicht nur davon, dass immer mehr Amerikaner krankenversichert sind, sondern auch davon, dass sie nicht mehr so oft für die Kosten von Patienten ohne Krankenversicherung einstehen müssen. Diese unversicherten Patienten gehen tendenziell erst dann zum Arzt, wenn sie keine andere Wahl mehr haben. Das führt häufig zu kränkeren Patienten, die die Notaufnahme eines Krankenhauses als erste Anlaufstelle für medizinische Versorgung nutzen und viel höhere Kosten verursachen, die sie oft nicht bezahlen können. Die Krankenhäuser blieben auf diesen Kosten sitzen.“
Wie geht es nach dem Scheitern von AHCA weiter? Wir gehen davon aus, dass das Thema Gesundheitspolitik künftig erneut in Angriff genommen wird, aber in einer weit weniger umwälzenden Form. Es könnte geringere Gesundheitsleistungen und einen reduzierten administrativen Aufwand für das US Gesundheitsministerium beinhalten. Ebenfalls denkbar sind Erleichterungen für die Krankenversicherungsbörsen und die Neugenehmigung des staatlichen Gesundheitsprogramms für Kinder aus einkommensschwachen Familien (SCHIP).
Eine Woche nachdem die Gesetzesvorlage AHCA im Repräsentantenhaus gescheitert ist, bezieht Sebastiaan Reinders, Lead Portfolio Manager für US-Hochzinsanleihen und Senior Portfolio Manager für globale Hochzinsanleihen bei NN Investment Partners, Stellung: „Die Unsicherheit, die die Diskussionen rund um die Gesundheitspolitik auslöste, hatte aktiven Anlegern Chancen eröffnet. Da die Verabschiedung von AHCA gescheitert ist, sollte die Unsicherheit in Bezug auf die Gesundheitsfürsorge nun abflauen. Als fundamental getriebene Anleger gehen wir bei der Titelauswahl sehr selektiv vor und fokussieren uns auf Anlagechancen, die auf den Fundamentaldaten der Unternehmen basieren. In unseren Portfolios halten wir Unternehmen über das gesamte Spektrum des Gesundheitssektors hinweg, die Katalysatoren für eine überdurchschnittliche Wertentwicklung besitzen. Unsere Überzeugung in Bezug auf diese Katalysatoren gründet in unserer tiefgehenden Analyse der Unternehmen. In Szenario-Analysen beurteilen wir mögliche Entwicklungen. Da die größte Gefahr einer umfassenden Gesundheitsreform nun hinter uns liegt, können wir jetzt die Volatilität, die vom nächsten Thema der Republikaner, der Steuerreform, ausgeht, zu unseren Gunsten nutzen.“
Fortsetzung folgt…