NN | Frankfurt, 03.01.2018.
• Wird 2018 das dritte Jahr in Folge, in dem die Aktienmärkte der Schwellenländer besser abschneiden als die der entwickelten Staaten? Wahrscheinlich ja.
• Die Wachstumsaussichten sind angemessen und die Risiken scheinen überschaubar.
• Die interessanteste Entwicklung ist das sich beschleunigende Kreditwachstum in fast allen Schwellenländern – Konsum und Investitionen ziehen nach vielen rückläufigen Jahren wieder an.
• Risiken scheinen nun primär länderspezifisch zu sein – vor allem in Südafrika, Mexiko, Brasilien und der Türkei – und sind für die Schwellenländer insgesamt kein Hemmnis.
Maarten-Jan Bakkum, Senior Stratege Emerging Markets bei NN Investment Partners
Nach fünf unterdurchschnittlichen Jahren, die durch eine starke Wachstumsabkühlung, Kapitalabflüsse und Sorgen über das chinesische Finanzsystem bedingt waren, kam es im Jahr 2016 in den Schwellenländern zu einer Trendwende. Zwar streute Ende 2016 die Wahl von Donald Trump Sand ins Getriebe, aber die Bedenken hinsichtlich protektionistischer Maßnahmen in den USA hielten nicht lange an. 2017 wird als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem der Welthandel stark zulegte, sich die chinesische Politik eines ausgeglicheneren Wachstumsmodells zur Verringerung der Kreditabhängigkeit der Wirtschaft bestätigte und – sehr wichtig – sich das Kreditwachstum in den restlichen Schwellenländern erholte. Wie bereits 2016 endete aber auch das Jahr 2017 etwas ernüchternd: Auf-grund der leichten Korrektur chinesischer Internetaktien und steigender Zinserwartungen in den USA haben Schwellenländeraktien ein Drittel ihrer bisherigen Outperformance des Jahres wieder eingebüßt.
Das Aktienjahr 2018 dürfte für die Schwellenländer aus den gleichen Gründen ungewiss beginnen: Der IT-Sektor ist weiter nervös – Technologieaktien machen mittlerweile 30 Prozent des MSCI Emerging Markets Index aus – und die Sorgen über die US-Zinspolitik nehmen zu. Beides sind jedoch eher kurzfristige Probleme. Letztlich zählen die langfristigen Wachstumsperspektiven, und diese sind gut. Außerdem wird die Fed die Zinsen zwar anheben, aber vermutlich kaum mehr als es bereits eingepreist ist. Das würde bedeuten, dass sich der positive Trend an den Aktienmärkten der Schwellenländer fortsetzt. Denn das Wachstum des Welthandels ist aktuell sehr robust und zeigt keine Anzeichen von Schwäche. Das ist für die Schwellenländer immer eine wichtige Stütze. Zugleich bedeutet die Beschleunigung des Kreditwachstums, dass auch Konsum und Investitionen in den meisten Schwellenländern an-ziehen – das erste Mal seit 2011.
Aktuell scheinen die größten Risiken nicht mehr mit der US-Zinspolitik oder dem chinesischen Finanzsektor zusammenzuhängen. Heute sollten Anleger in den Schwellenländern ihre Aufmerksamkeit vielmehr folgenden Faktoren schenken: den Wahlen in Mexiko im Juli und Brasilien im Oktober, dem politischen Richtungskampf in Südafrika und den ersten Stressanzeichen in der überhitzten Wirtschaft der Türkei. Für diese Länder wird das kommende Jahr aufregend und vermutlich für einen längeren Zeitraum richtungsweisend werden. Die größte Herausforderung für Anleger in Schwellenländern besteht 2018 damit im Umgang mit den Risiken und Chancen in diesen vier Staaten.
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