Allianz | Frankfurt, 24.07.2015.
Was wären die Kapitalmärkte ohne die Fortsetzung des immer wieder Neuen und doch oft Altbekannten? Themen, die immer wiederkehren, mit neuen Inhalten, neuen Überraschungen und immer mit Auswirkungen auf das Portfolio.
So steht auch die neue Woche unter der Überschrift: Fortsetzung folgt – und das in mehrerlei Hinsicht:
? Die Konjunkturdaten bilden dabei das Kontinuum, welches letztlich das reale Fundament jeglichen Wirtschaftens darstellt. Es ist erfreulich, dass einige der Überraschungsindikatoren (sie messen die Abweichung der harten Fakten gegenüber den Analystenschätzungen) ins Positive gedreht haben.
Gemessen am „Citi Economic Surprise“-Indikator gilt dies besonders für die USA und Japan sowie die aufstrebenden Staaten des pazifischen Beckens, während die ökonomischen Überraschungs-indikatoren für das Euroland und Großbritannien zuletzt auf der Stelle traten. Dabei spricht allerdings der schwache Euro klar die Sprache des Wachstums. Daran erinnern nicht zuletzt die weiter gestiegenen Leistungsbilanz-überschüsse der Eurozone
? Am Montag stehen jetzt die Auftragseingänge in den USA, das breite Geldmengenaggregat für den Euroraum und der ifo-Konjunkturindex für Deutschland an. Am Dienstag folgen der US-Markit-Einkaufsmanagerindex und der Case-Shiller-Hauspreisindex sowie der Leading-Index für China und das Wachstums des britischen Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal. Am Mittwoch kommen das GfK-Konsumentenvertrauen für Deutschland und die Einzelhandelsumsätze Japans. Der Donnerstag wird geprägt von der ersten Schätzung des US-BIPs für das zweiten Quartal und den dortigen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe sowie dem Industrievertrauen der Eurozone und den deutschen Verbraucherpreisen. Den Abschluss bilden am Freitag der Chicago-Einkaufsmanagerindex, die Arbeitslosenquote im Euroraum und das GfK-Konsumentenvertrauen für das Vereinigte Königreich.
? Die Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (was wären die Märkte ohne sie?) dürfte dieses Mal für wenig Überraschung sorgen. Fed-Chefin Janet Yellen ließ sich bei ihren zurückliegenden Anhörungen vor dem Senat und dem Repräsentantenhaus relativ deutlich in die Karten schauen. Die Zeichen stehen auf einen ersten Zinsschritt voraussichtlich noch im September. Bei der Geldpolitik heißt es dennoch „Fortsetzung folgt“: Die Fed bleibt, Zinsanhebung hin oder her, „hinter der Kurve“.
? Kaum ist der Grexit aus den Überschriften verschwunden, schon könnte es in Puerto Rico „Fortsetzung folgt“ heißen. Der US-Bundesstaat weist zwar eine Schuldenquote von nur 100% zum Bruttoinlandsprodukt auf, und die Summe seiner Schulden beläuft sich auf nur 72 Mrd. US-Dollar, aber die strukturellen Probleme der Wirtschaft lassen sich nicht über Nacht lösen, während die Schulden abgebaut werden müssen. Die Übertragungsmechanismen mögen relativ gering sein, unsere Kollegen in den USA weisen darauf hin, dass die Kommunalobligationen („municipals“) aus Puerto Rico nur 2% des Gesamtmarktes dieser Anlageklasse ausmachen, aber eine zunehmende Risikoaversion der Anleger gegenüber diesem Segment könnte auch die Obligationen anderer US-Staaten in Mitleidenschaft ziehen.
? Bleibt die Berichtssaison, die von Quartal zu Quartal ihre Fortsetzung sieht. Während sich das Revisionsmomentum bei den Analystenschätzungen für Europa leicht verschlechtert hat, verbesserte es sich für die US-Werte merklich. Bisher ist die Saison wie erwartet im Schnitt freundlich gelaufen. Von den knapp 25% der Unternehmen aus dem S&P 500, die ihre Quartalsberichte bereits vorgelegt haben, haben 72% positiv überrascht. Ein respektabler Wert! In der kommenden Woche ist der Datenkalender wieder gut gefüllt, wobei vermehrt Unternehmen aus Europa berichten.
In der Gesamtsicht verspricht das eine Woche mit wenigen Störfeuern zu werden. Konjunktur und Gewinne dürften sich für Risiko behaftete Anlageformen positiv auswirken, während gleichzeitig die unverändert expansive Geldpolitik bei Niedrig-/Negativzinsen für Anlagedruck sorgt.
Das technische Bild steht dem kaum im Wege. Die Breite des An-stiegs am Aktienmarkt hat – gemessen an der Advanced-Decline-Linie – global zuletzt etwas nachgelassen, während die Risikofreude der Anleger nach unseren Berechnungen insgesamt noch hoch ist.
Gleichzeitig zeigt der Anteil der „Bullen“ unter den privaten Anle-gern der USA, dass dieses Camp zwar Zulauf erhalten, aber längst noch nicht besorgniserregende Ausmaße angenommen hat.
Fortsetzung folgt.
Bleiben Sie dran, meint Ihr
Hans-Jörg Naumer, Global Head of Global Capital Markets & Thematic Research