Pressemitteilung Allianz Global Investors: Alte Bekannte / Anleihen: Bewertung & Sensitivitätsmaße

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 31.07.2015.

Die abgelaufene Kalenderwoche begann gleich mit einem Paukenschlag. Der chinesische Aktienmarkt verzeichnete mit -8,5% seinen stärksten Tagesverlust seit Juni 2007 bzw. seinen zweitgrößten Verlust überhaupt in seiner Geschichte, trotz der anhaltenden Stützungsmaßnahmen von chinesischer Regierung und Notenbank. Wie so oft bekräftigte die chinesische Regierung (durch die Wertpapieraufsicht) ihre Unterstützung für die Märkte, dennoch erreichte die Volatilität am chinesischen Aktienmarkt zuletzt fast ein neues 20-Jahres-Hoch.

Aussagen der Regierung zur möglichen Ausweitung des Währungsbandes als Reaktion auf die schwachen Export- und Handelsdaten verdeutlichen ein weiteres Mal die zugrunde liegende Wachstumsschwäche der chinesischen Wirtschaft – u.a. fiel der vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auf ein neues 15-Monats-Tief. Zu den Sorgen eines stärkeren Übergreifens auf die Realwirtschaft kommen anhaltende Kapitalabflüsse, steigende Lebensmittelpreise und eine mögliche Verlangsamung der laufenden Liberalisierung des Finanzmarktes. So nannte die für die Wirtschaftssteuerung zuständige Behörde die Wachstumsdynamik “unzureichend”.

Übertragungseffekte auf die globale Konjunktur scheinen bis dato (noch) limitiert zu sein, das widerspiegelt auch die laufende Q2-Berichtssaison, wenngleich erste Exportwerte in Europa und den USA zuletzt unter Druck kamen. Da konnten in der abgelaufenen Woche auch keine guten Konjunkturindikatoren aus Deutschland (wieder angestiegener ifo-Konjunkturklimaindex) oder aus den USA (spürbarer Anstieg der Aufträge langlebiger Gebrauchsgüter) helfen. Neben China dürften uns aber über die kommenden Wochen u.a. noch zwei weitere „alte“ Bekannte begegnen.

1. US-Zinspolitik: Aussagen der US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen vor dem Kongress-Ausschuss deuteten einmal mehr den „dovischen“ Grundton der Fed-Mitglieder an, was die Wahrscheinlichkeit zuletzt hat weiter steigen lassen, dass sich die erste Leitzinserhöhung der US-Notenbank (Fed) im September – wie von uns erwartet – abzeichnet. Auch wenn Janet Yellen verdeutlichte, dass die Fed voraussichtlich eher eine Geldpolitik der kleinen Schritte verfolgen werde als später und damit schneller an der Zinsschraube zu drehen, könnte die erste Leitzinserhöhung seit 2006 zu erhöhter Volatilität an den globalen Kapitalmärkten führen.

2. Griechenland: Auch wenn es zuletzt etwas ruhiger wurde rund um das Thema Griechenland, könnten die anstehenden Verhandlungen über ein neues drittes Rettungspaket zu einer erneuten Hängepartie werden. Klar ist, Griechenland sollte isoliert betrachtet werden und mögliche Übertragungseffekte auf andere EU-Peripheriestaaten dürften limitiert sein. Risiken der Implementierung beschlossener Austeritätsmaßnahmen sollten allerdings nicht ungeachtet bleiben, bevor die Verhandlungen abgeschlossen werden können, so dass dieser „alte“ Bekannte immer für eine Überraschung gut ist.

Mit Blick auf die kommende Kalenderwoche dürften vor allem folgende Makrodaten von Interesse sein: In den USA steht zu Beginn der Woche der vielbeachtete ISM- Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe an (Mo), gefolgt von den Auftragseingängen der US-Industrie (Di). Jedoch dürften insbesondere die US-Arbeitsmarktdaten primär im Fokus der Marktteilnehmer stehen (Mi-Fr), sind sie doch ein entscheidender Gradmesser hinsichtlich der zukünftigen Fed-Zinsentscheidung.

Im Euroraum stehen insbesondere die Einzelhandelsumsätze (Mi) sowie die Austragseingänge der deutschen Industrie (Do) und damit verbunden die deutsche Industrieproduktion (Fr) im Fokus. Auch die deutschen Exportzahlen (Fr) dürften im Kontext der Wachstumsschwäche Chinas Beachtung finden. In UK ist neben dem Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes (Mo), der Zinsentscheid der Bank of England (Do) von Interesse. Wir gehen hier von einer ersten Zinsanhebung um die Jahreswende aus.

Während in Japan das Geldmengenwachstum (Di) und die geldpolitische Erklärung der Bank of Japan (Fr) zu nennen sind, werden zahlreiche Einkaufsmanagerindizes aus den Emerging Markets veröffentlicht, umgeben von Zinsentscheidungen in Australien, Indien und Thailand.

In den kommenden Wochen dürften die internationalen Kapitalmärkte insbesondere von den drei Themen geprägt werden: China, die US-Zinspolitik und Griechenland. Bei niedrigem Volumen könnte es somit schnell zu erhöhter Volatilität kommen, doch blickt man auf die Technik, scheinen sich Investoren bereits zuletzt vorsichtiger positioniert zu haben: Der Anteil der „Unentschlossenen“ liegt gemäß der American Association of Individual Investors in den USA bei über 40% und die Relative-Stärke-Indizes in den G4-Staaten signalisieren weder ein überkauftes noch überverkauftes Niveau.

Seien Sie auf den „Besuch“ vorbereitet, meint Ihr
Stefan Scheurer

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