Hans-Jörg Naumer ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors. Für DAS INVESTMENT kommentiert er regelmäßig das Geschehen an den Finanzmärkten.
Definiert der Anleger Sicherheit nicht als Schwankungsbreite der Kurse, sondern als Kaufkrafterhalt, so waren Aktien in der Historie über zehn Jahre oder mehr sicherer als Anleihen. Wie unsere über mehr als 200 Jahre zurückreichende Analyse zum US-Aktienmarkt zeigt, betrug die niedrigste 30-Jahres-Rendite real bei Aktien im Zeitraum 1903 bis 1933 immerhin 2,8 Prozent pro Jahr, die höchste 10,6 Prozent pro Jahr in der Periode 1857 bis 1887.
Ganz aktuell:
Hätte ein Aktionär 1985 US-Aktien gekauft, hätte er einen realen Vermögenszuwachs von knapp 7,9 Prozent pro Jahr verbuchen können. Bei Zeiträumen von 10 und 30 Jahren war dagegen das Risiko eines realen Vermögensverlustes bei US-Staatsanleihen durchaus gegeben.
So verzeichneten Anleger in Treasuries von 1934 bis 1964 und den Folgeperioden bis 1985 – die Zeit der finanziellen Repression – negative reale Renditen. In der Spitze betrug der Verlust über einen Zeitraum von 30 Jahren bei zehnjährigen Staatspapieren real minus 2 Prozent pro Jahr (1950 bis 1980). Das Eingehen von höheren Risiken wurde offensichtlich bei Aktien belohnt. Aktien brachten unter Berücksichtigung der Kaufkraft ein höheres Maß an Sicherheit als Anleihen.
Noch besser:
Hätte ein Investor im Jahr 1800 einen US-Dollar in Treasuries investiert, so hätte er bis Ende 2015, kaufkraftbereinigt, etwas über 1.550 US-Dollar erzielt. Aus Aktien wären im selben Zeitraum mehr als 1,4 Millionen in realer Kauf-kraft geworden.
Von: Hans Jörg Naumer
Quelle: DAS INVESTMENT.