DJE Kapital ist seit 1974 am Markt und startete im Mai mit Solidvest die erste einzeltitelbasierte Online-Vermögensverwaltung in Deutschland. Das neue Angebot sei ein „Bindeglied zwischen dem Fondsangebot und der klassischen Vermögensverwaltung“, erklärt Solidvest-Chef Klaus Pfaller im Interview.
DAS INVESTMENT: Was unterscheidet Solidvest von anderen Online-Vermögensverwaltern?
Klaus Pfaller: Wir sind ein Vermögensverwalter mit 43 Jahren Erfahrung. Denn unsere Firmengeschichte geht bis auf die Gründung der Dr. Jens Ehrhardt Vermögensverwaltung 1974 zurück. Basierend auf dieser langjährigen Erfahrung startete DJE Kapital in diesem Jahr eine Online-Vermögensverwaltung unter dem Namen Solidvest.
Damit sind Sie nicht der erste Anbieter am Markt. Welchen Vorteil bieten Sie gegenüber Ihren Mitbewerbern?
Geldanlage ist Vertrauenssache. Daher betonen wir, kein unbekanntes Start-up zu sein. Stattdessen setzen wir auf das Renommee der DJE Kapital AG, die bereits seit vier Jahrzehnten am Markt ist. Um sich selbst ein Bild von uns zu machen, können uns Kunden jederzeit in unserer Zentrale in Pullach besuchen.
Stichwort Kunden: Wer entscheidet sich für Solidvest? Und machen Sie sich nicht Konkurrenz im eigenen Haus?
Unsere Solidvest-Kunden sind in der Regel jünger als die Mandanten unserer klassischen Vermögensverwaltung. Ihnen ist der Name DJE durch die gleichnamigen Investmentfonds bekannt. Solidvest sehen wir aber nicht als Konkurrenz zu den Fonds. Vielmehr ist es das Bindeglied zwischen dem Fondsangebot und der klassischen Vermögensverwaltung, die erst bei einer Anlagesumme von 500.000 Euro angeboten wird.
Aber inwiefern bieten Sie Ihre Vermögensverwaltung als Online-Angebot an?
Der Unterschied zur klassischen Vermögensverwaltung: Bei uns findet der Kundenkontakt auch digital statt und die Online-Vermögensverwaltung ist bereits ab 25.000 Euro möglich. Darüber hinaus verbinden wir aktives Portfoliomanagement auf Einzeltitelbasis mit dem Komfort der Robo Advisor. Denn auch wir nutzen Algorithmen für die Titelselektion. Unsere Investitionsentscheidungen machen aber weiterhin Menschen.
Wie läuft der Investmentprozess der Menschen bei Solidvest im Detail ab?
Wir greifen auf das Zusammenspiel unseres Teams aus 16 Analysten und des sechsköpfigen Strategieteams aus dem Hause DJE Kapital zurück, das über 11 Milliarden Euro verwaltet. Etwa 90 Aktien und 70 Anleihen-Empfehlungen werden anschließend im Investment-Komitee auf Basis der Solidvest-Selektionskriterien erneut analysiert.
Welche Kriterien legen Sie dabei an?
Die Solidvest-Selektionskriterien sind neben Substanzkennzahlen und den langfristigen Erfolgsaussichten des Geschäftsmodells speziell für Aktien auch die Dividendenrendite, die Kontinuität und das Wachstum der Ausschüttungen, die Managementqualität, die Variabilität des Unternehmens und die Stabilität seines Wachstums. Für Anleihen sind es außerdem die Kriterien Bonität, Verschuldung, Stabilität des Cashflows und die Deckung der Zinszahlungen durch Unternehmensgewinne.
Und wie muss sich ein Anleger den Prozess vorstellen, der zu seinem individuellen Portfolio führt?
Wir investieren nicht marktbreit per Exchange Traded Funds oder Derivaten, sondern nur in Einzeltitel, die in einem Bottom-up-Prozess ausgewählt werden. Dazu führen wir pro Jahr ungefähr 600 Unternehmensbesuche durch, bei denen unsere Experten die aktuelle Marktbewertung, die Marktpositionierung des Unternehmens und die Qualität des Managements sowie Abläufe und Prozesse prüfen. Daraus erstellen wir ein Kernportfolio, aus dem der Kunde etwa 30 Aktien und etwa 20 Anleihen im Portfolio hat.
Inwiefern unterscheidet sich das daraus entstandene Kundendepot vom Portfolio eines international anlegenden Mischfonds?
Wir bieten mehr Transparenz als ein klassischer Fonds, da wir jede Anlageentscheidung gegenüber dem Kunden offenlegen und begründen. Als Zukunftsprojekt planen wir derzeit, ähnlich wie für Fonds auch für Solidvest-Depots Sparpläne anzubieten. Allerdings ist das bei uns nicht ohne ein Anfangsinvestment von mindestens 25.000 Euro möglich, das viele unserer Kunden zunächst zum Ausprobieren wählen.
Und wie stimmen Sie die Portfolios mit der individuellen Risikoneigung Ihrer Kunden ab?
Der Kunde füllt bei uns hierzu einen Online-Fragebogen aus und wird auf dieser Grundlage in eine von vier Risikoklassen eingruppiert. Die Risikoklassen entsprechen unseren vier Mischportfolios mit einer Aktienquote von 25 Prozent beziehungsweise 50, 75 oder 100 Prozent. Die Bandbreiten dürfen nur bis maximal 10 Prozentpunkte unter- oder überschritten werden. Um dies zu gewährleisten werden die Portfolios täglich überwacht und bei Bedarf wieder ausbalanciert. Der Rest des Portfolios wird mit Anleihen und Cash aufgefüllt. Aktuell liegt der Cash-Anteil bei dem offensivsten Portfolio bei etwa 10 Prozent.
Stichwort Anleihen: Welche Zinstitel lohnen sich noch in der aktuellen Marktlage?
Beim Rententeil setzen wir aktuell vor allem auf Unternehmensanleihen, die wir nicht nur nach ihrem Rating auswählen, sondern auch firmenintern nach fundamentalen Kriterien analysieren. Vereinzelt holen wir aber auch Staatsanleihen ins Portfolio. Bundesanleihen meiden wir allerdings zurzeit aufgrund ihrer teilweise negativen Verzinsung. Währungsrisiken werden zwar nicht abgesichert, die Gewichtungen einzelner Devisen in den globalen Portfolios steuern wir aber teilweise über den Rentenanteil.
Und wie stellen sie die Aktienanteile der Mischportfolios zusammen?
Der Kunde kann wählen, wie hoch er Aktien aus zehn verschiedenen Themenfeldern in seinem Aktienanteil gewichten will. Die Investmentthemen heißen Rohstoffe & Chemie, Digitales Leben und Innovation, Dividendenrendite, Ernährung, Demographie & Gesundheit, Infrastruktur & Produktion, Marken & Luxus, Freizeit & Reisen, Spezialsituationen und Skalierbare Geschäftsmodelle.
Von: Christian Hilmes
Quelle: Das Investment