Das Investment: Olgerd Eichler: „Wir haben die Talsohle erreicht“

sjb_werbung_das_investment_300_200  SJB | Korschenbroich, 07.07.2009. Auch einen Star-Fondsmanager wie Olgerd Eichler können Finanzkrisen wie die im vergangenen Jahr überraschen. Seine Fähigkeiten als Stockpicker bleiben trotzdem unbestritten.

Im Gespräch mit DAS INVESTMENT.com verrät der Fondsmanager von der Boutique Mainfirst, welche Börsenphasen er am liebsten mag, warum er Bankaktien gekauft hat und wie es nun weitergeht.

DAS INVESTMENT.com: Herr Eichler, Sie sagten im vergangenen Herbst, der Dax werde nicht unter 5.000 Punkte fallen.

Olgerd Eichler: Oje. Stimmt, da habe ich übel daneben gelegen. Aber ich werde wohl immer wieder mal falsch liegen. So ist das nun mal. Ich bin halt kein Aktienstratege sondern überzeugter Stockpicker. Zum Glück liegt der Schwerpunkt meiner Arbeit nicht auf volkswirtschaftlichen Prognosen sondern der Auswahl guter Aktien. Und die hat ja trotz meiner Fehlprognose sehr gut funktioniert, denn der MainFirst Classic Stock Fund hat in den letzten Quartalen ununterbrochen den Aktienindex Dow Jones Euro Stoxx geschlagen.

DAS INVESTMENT.com: Hat Sie das Ausmaß der Krise überrascht?

Eichler: Ja, natürlich, Ausmaß und Tempo. Was im vergangenen Jahr eingetreten ist, war ein Eins-zu-Fünfzig-Ereignis. Ich hoffe nicht, dass ich so etwas noch einmal erleben werde.

DAS INVESTMENT.com: Fiel es Ihnen schwer, Ihren Anlageansatz in der Krise beizubehalten?

Eichler: Ich habe keinen starren Investmentansatz, sondern versuche, immer auf die verschiedenen Marktlagen zu reagieren. Das ist wie ein Autofahrer, der auch mit Regen, Schnee oder trockener Fahrbahn zurecht kommen muss.

DAS INVESTMENT.com: Und bei welchem Wetter fahren Sie am liebsten?

: Bei trockenem. Es ist einfacher, 20 Prozentpunkte Outperformance zu erzielen, wenn der Markt beispielsweise um 100 Prozent steigt, als weniger zu verlieren, wenn er fällt. Und es ist nicht nur einfacher, es ist auch angenehmer.

DAS INVESTMENT.com: Als Sie Ende 2007 den Mainfirst Classic Stock Fund übernahmen, bewegte sich der noch gut sechs Monate mit dem Index mit.

Eichler: Richtig, ich brauchte eine Weile, um das Portfolio umzustrukturieren. Normalerweise konzentriere ich mein Portfolio sehr stark und weiche gravierend von der Benchmark ab. Deshalb bin ich auch von Union Investment zu Mainfirst gegangen. Hier habe ich mehr Freiheiten.

DAS INVESTMENT.com: Wenn Sie also Daimler ins Portfolio kaufen wollen, brauchen Sie niemanden um Erlaubnis zu fragen?

Eichler: Nein, ich bin sozusagen mein eigener Chef und kann vor allem die Größe der Position frei bestimmen. Trotzdem muss ich mich natürlich an einige Sicherheitsrichtlinien halten.

DAS INVESTMENT.com: Sie sind kurz nach dem Jahreswechsel massiv in Bankaktien eingestiegen, und hatten dabei offenbar ein sehr gutes Händchen. Wie kam’s?

Eichler: Wenn Sie am Markt jede Menge Analysten haben, die sagen „Oh Gott, oh Gott, die Banken“, und Portfoliomanager schimpfen „Nie wieder Banken“ und „Das sind alles Verbrecher“, dann weckt das ganz intuitiv meine Neugier.

DAS INVESTMENT.com: Ein Anflug von Behavioral Finance?

Eichler: Ich würde es eher Erfahrung nennen. Wenn einer Branche niemand mehr eine Chance zubilligt, dann stelle ich mir die Frage, wer aus dieser Branche die Gewinner der Krise sind.

DAS INVESTMENT.com: Die wären?

Eichler: Die Geldhäuser, die grundsolide aufgestellt sind und die zu Unrecht vom Markt abgestraft wurden. Ein gutes Beispiel ist die Hypothekenbank Aareal Bank. Mit einem Anteil von fast 10 Prozent die größte Position im MainFirst Classic Stock Fund. Die Aktie kommt von 40 Euro, notiert gerade unter 8 Euro und hat einen Buchwert von etwa 33 Euro. Die Bank hatte ihre eigene Krise schon vor fünf Jahren, ging aus ihr mit neuem Management gestärkt hervor und hat im vergangenen Jahr durchweg schwarze Zahlen geschrieben.

DAS INVESTMENT.com: Und warum ist die Aktie so stark gefallen?

Eichler: Sie ist eine Hypothekenbank, die zusammen mit den Problemen anderer Hypothekenbanken wie Countrywide und Hypo Real Estate abgestraft wurde. Ich denke, selbst bei skeptischer Betrachtung wäre ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,6 angemessen. Und dann hätte sich der Kurs immerhin verdoppelt.

DAS INVESTMENT.com: Wagen Sie doch zum Abschluss bitte eine Prognose.

Eichler: Ich bin sehr sicher, dass sich die Wirtschaft bald wieder fängt oder zumindest leicht erholt. Die Talsohle haben wir meiner Meinung nach erreicht, sodass wir uns in der zweiten Hälfte der Krise befinden. Der Aktienmarkt wird nach dem Anstieg wohl noch eine Weile tief Luft holen. Ich glaube aber, dass wir noch in diesem Jahr einen weiteren Schub nach oben bekommen werden.

Zur Person Olgerd Eichler:

1988 bis 1993: Universität Freiburg und Trier, MBA an der Clark University, USA

1993 bis 1995: Financial Controller bei Aldi und Toys ´R´ Us

1995 bis 2000: Anlageberater gehobenes Privatkundengeschäft bei Citibank

2000 bis 2007: Fondsmanager bei Union Investment, unter anderem für den Uninordamerika (WKN: 975007) und Uniglobal (WKN: 849105)

Seit 2007: Fondsmanager bei Mainfirst für den Mainfirst Classic Stock Fund (WKN: 722755) und Mainfirst Top European Ideas Fund (WKN: A0MVL0)

Andreas Scholz

Quelle: DAS INVESTMENT.

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