Der LOYS Europa System setzt auf unterbewertete Unternehmen in Deutschland, Frankreich & Co.
Der Debatte um den Mehrwert von aktivem Management gegenüber passivem Investieren können die Verantwortlichen der LOYS AG aus Oldenburg nur ein müdes Lächeln abgewinnen. Ihre aktiv gemanagten Fonds outperformen die jeweiligen Benchmarks deutlich. Bestes Beispiel: der europäische Aktienfonds LOYS Europa System. Um fast 25 Prozent hat der von Ufuk Boydak gemanagte Fonds seinen Vergleichs index, den Euro Stoxx 600, seit Auflage im Dezember 2014 abgehängt.
Diese Wertentwicklung zieht Aufmerksamkeit auf sich. Auf 105 Millionen Euro ist das Volumen des vierten Publikumsfonds aus dem Hause LOYS mittlerweile angewachsen. Der Fonds ist damit verstärkt in den Fokus von institutionellen Anlegern gerückt. Diese Großanleger wie etwa Versorgungswerke, Dachfonds und Versicherungen schätzen die konservative Anlagephilosophie und den nachweisbaren Erfolg der Einzeltitelauswahl.
Stockpicker aus Überzeugung
„Aktives Management bietet einen deutlichen Mehrwert. Stockpicking kommt gerade im zunehmend volatilen Umfeld eine wichtige Bedeutung zu“, sagt Boydak, der seit 2015 auch Vorstandsmitglied bei LOYS ist. Er spielt dabei vor allem auf die starken Schwankungen seit der überraschenden Brexit-Entscheidung an. „Im Prinzip ist die-se Situation ein guter Zeitpunkt für Antizykliker. Antizyklisches Handeln heißt dabei jedoch nicht, dass alle Werte, die im Zuge des Referendums gefallen sind, auch Kaufgelegenheiten darstellen“, unterstreicht der Fondsmanager. Stattdessen seien nur solche Titel sinnvolle Kaufchancen, die zu Unrecht abgestraft wurden.
Boydak sucht seine Favoriten europaweit mithilfe des langjährig bewährten Investmentprozesses des Hauses aus. Die volle Konzentration gilt dabei unterbewerteten Qualitätsunternehmen – ähnlich wie es beim ebenfalls erfolgreichen und bekannten LOYS Global System der Fall ist.
Im rund 65 Werte umfassenden Portfolio hat Boydak den Schwerpunkt auf Industrie- und Konsumwerte gelegt. Auffällig dabei: Viele der Titel stammen aus der zweiten Reihe. Hintergrund: Boydak kann hier im Vergleich zu den hochkapitalisierten Unternehmen der Leitindizes leichter interessante Investmentideen aufspüren. „Zudem sind die Fehlbewertungen bei Small- und MidCaps häufig viel größer als bei Blue Chips“, erläutert Boydak.
Zu den Top-Picks gehören aktuell Stada, Implenia und die Deutsche Post. „Allgemein beliebte Titel wie Nestlé werden Anleger in unserem Fonds nicht finden. Die Chancen sehen wir woanders“, so der Fondsmanager. Er kauft vielmehr ertragsstarke Unternehmen mit Substanz, einem stabilen Geschäftsmodell und guten Zukunftsaussichten – und zwar ab einer Unterbewertung von mindestens 30 Prozent zu ihrem fairen Wert.
In der Regel sind die einzelnen Aktientitel mit maximal 2,5 Prozent gewichtet, es soll aber kein Wert dominieren. Denn der Begriff „System“ im Fondsnamen steht für die breite Streuung sowie den stets hohen Investitionsgrad des Fonds von mehr als 90 Prozent.
Deutschland zählt aktuell zu den bevorzugten Anlageländern, dahinter folgen Frankreich und Österreich. Diese Gewichtung ist laut Boydak eher Zufall: „Wir investieren in das gesamte entwickelte Europa.“
Wichtig ist für ihn der langfristige Ansatz des Fonds: Ziel ist, die Unternehmen mindestens drei Jahre im Portfolio zu halten.
Und die Partner der LOYS haben selbst ihr Geld in den Fonds investiert. „Wir verwalten das Vermögen der Anleger so, wie wir es für unser eigenes für richtig halten. Das unterscheidet uns von so manchen anderen Anbietern.“
Ufuk Boydak, Fondsmanager des LOYS Europa System, über sein erprobtes Konzept der Einzeltitelauswahl
DAS INVESTMENT: „Politische Börsen haben kurze Beine“, sagt man. Gilt diese Börsenweisheit angesichts der aktuellen Ereignisse noch?
Ufuk Boydak: Ja, zumindest ein bisschen. Die Entwicklung an den Finanzmärkten hängt in diesen Zeiten tatsächlich vor allem von politischen Entscheidungen ab, wie das Beispiel Brexit zeigt. Und es gibt weitere politische Ereignisse, welche die Märkte in diesem Jahr noch bewegen dürften. Hierzu zählen beispielsweise die Entscheidungen der US-Notenbank FED über Zinserhöhungen, das weitere Vorgehen der EZB sowie die Wahlen in Frankreich und Italien.
Wird Ihre Arbeit dadurch beeinflusst?
Boydak: Wir von LOYS sind auf die Einzeltitelselektion spezialisiert. Insofern orientieren wir uns nicht an solchen Schlagzeilen, sondern suchen gute Unternehmen, die sowohl über ein langfristig erprobtes Geschäftsmodell verfügen, als auch eine stabile Ertragslage vorweisen.
Haben Sie zuletzt größere Veränderungen im Portfolio vorgenommen?
Boydak: Nein. Wir stehen zwar im Moment netto eher auf der Käuferseite, aber große Verschiebungen gibt es nicht. Aus meiner Sicht ist es wichtig, Ruhe zu bewahren. Die Kunst ist es, durch den Nebel hindurchzuschauen und qualitäts- und ertragsstarke Unternehmen zu finden.
In welchen Ländern finden Sie diese?
Boydak: Nach der Brexit-Entscheidung haben wir in Großbritannien sondiert. Aktuell ist auch Italien wegen struktureller Schwierigkeiten der Banken interessant. Zwar kaufen wir keine Bankaktien, aber es gibt Firmen aus anderen Branchen, die zu Unrecht abgestraft wurden.
Von: Heino Reents
Quelle: Das Investment