Das Investment: „Nachhaltigkeit ist ein Wiesel-Wort“

In unserer Serie über die Pläne der Fondsgesellschaften für 2019 äußert sich Oliver Morath, Vertriebsleiter bei Flossbach von Storch über Zweifel am Nachhaltigkeits-Boom, seine Fondstipps und eine Parallele zur Finanzkrise.

Welche Fondskategorien stehen bei Ihnen im kommenden Jahr vertrieblich vorn?

Oliver Morath: Weiterhin unsere Multi-Asset-Fonds. Weil wir davon überzeugt sind, dass ein breit diversifiziertes Portfolio robust genug sein kann, auch turbulente Börsenphasen weitgehend schadlos zu überstehen, ohne dabei sämtliche Renditepotenziale zu opfern. Wir unterscheiden dabei zwischen unseren Multi-Asset-Fonds mit festgelegten Investitionsquoten und der sehr flexiblen Multiple-Opportunities-Strategie (ISIN: LU0323578657).

Welche einzelnen Fonds oder Fondsgruppen stehen außerdem im Fokus?

Morath: Der Flossbach von Storch – Bond Opportunities (LU0399027613) beispielsweise. Weil er zeigt, dass sich mit einem Anleihefonds, der einen sehr aktiven Investmentansatz verfolgt, auch im Niedrigzinsumfeld langfristig attraktive Renditen erzielen lassen.

Außerdem hätte ich gerne einen antizyklischen Tipp für 2019.

Morath: Das lässt sich leider nicht seriös vorhersagen, schon gar nicht auf Sicht von zwölf Monaten.

Das Thema Nachhaltigkeit, also ESG hat ja nun schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel und wird immer wieder mal hervorgeholt. Was ist dieses Mal anders?

Morath: Der politische Wille, auch diesen Bereich zu reglementieren, erscheint heute viel stärker als in der Vergangenheit. Ob das, was gerade diskutiert und geplant wird, sich dann langfristig auch als sinnvoll erweist, sei mal dahingestellt. Ich habe da meine Zweifel.

Welcher Ansatz für ESG ist Ihrer Meinung nach der beste? Wann gibt es endlich Standards?

Morath: Keiner der diskutierten. Allein das Wort Nachhaltigkeit – ein Wieselwort, bei dem alles Mögliche herein- und wieder herausinterpretiert werden kann. Nachhaltigkeit lässt sich deshalb auch nicht in Kriterien zwängen. Schon gar nicht, wenn sie dann eher schlecht als recht von den Nachhaltigkeits-TÜV-Beauftragten, den Ratingagenturen, testiert werden.

Wozu Rating-Gläubigkeit führen kann, haben wir bereits in der jüngeren Vergangenheit, vor Ausbruch der Finanzkrise, schmerzhaft erfahren müssen. Auch damals hatten viele Investoren blind darauf vertraut, dass ein AAA-Rating bombensicher sei – von wegen! Die Parallelen zu damals sind beunruhigend.

Am Ende ist es doch so, dass ein Unternehmen nur dann nachhaltig sein kann, wenn es nachhaltig erfolgreich wirtschaftet. Also kein ökologischer Erfolg ohne den ökonomischen! Dem sollte viel mehr Bedeutung geschenkt werden als irgendwelchen Pseudostandards, die zwar gut klingen, aber in Wahrheit der Sache kein bisschen dienen.

Nennen Sie mir bitte ein Thema, das 2019 besonders wichtig für die Fondsbranche wird oder ist.

Morath: Die Nachhaltigkeitsdebatte wird sicherlich eines dieser Themen sein und möglicherweise disruptiv auf die Branche wirken.

Ist Donald Trump Ende 2019 immer noch Präsident?

Morath: Seine Amtszeit ist dann offiziell noch nicht zu Ende. Möglicherweise folgt eine zweite. Alles andere ist Spekulation. Oder wissen Sie etwa mehr?

Von: Andreas Harms

Quelle: Das Investment

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