Das Investment: „Bei Mischfonds wird sich die Risikobereitschaft der Fondsmanager erhöhen“

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 21.09.2015. Wie setzt ein Vermögensverwalter Mischfonds sinnvoll und gezielt ein? Thomas Lange, Geschäftsführer von Lange Assets & Consulting, erklärt im Interview, welche Überlegungen für ihn entscheidend sind.

DAS INVESTMENT: Zu welchem Anteil setzen Sie Mischfonds in Kundenportfolios ein?

Thomas Lange: Wir haben in unserem Hause eine reine Produktgruppe, die sich ausschließlich vermögensverwaltenden Strategien widmet, wobei wir hier etwas weitergefasst definieren, der eingesetzte Fondsmanager muss sich mehrerer Assetklassen bedienen dürfen, das heißt auch alternative Strategien im Ucits-Mantel fallen für uns darunter.

Die Asset Allokation gilt als Königsdisziplin und Kernaufgabe in der Vermögensverwaltung, bestimmt sie doch zu 80 Prozent die Rendite und sogar zu 95 Prozent das Risiko von Kundenportfolios. Kritiker sagen, dass Vermögensverwalter durch die Wahl von Mischfonds die Kontrolle über die Asset Allocation verlieren beziehungsweise diese bewusst an Dritte abgeben. Was ist Ihre Meinung dazu?

Hier sollte man vielleicht unterscheiden zwischen der Expertise der Asset Allokation selbst, das heißt reine Vermögensverwaltung oder der Expertise der Fondsselektion. Wir verstehen uns im Rahmen dieser Produktgruppe als Family-Officer. Wir wählen und setzen vermögensverwaltende Strategien bewusst ein, wählen somit eine Auswahl der „besten“ externen aktiven Fondsmanager für unsere Mandanten aus. Hierbei spielen sowohl die Anlagerichtlinien der Fonds aber auch das Fondsmanagement selbst eine Rolle. Als Family-Officer obliegt uns die Gewichtung der ausgewählten Fonds als auch die aktive Risikokontrolle und -steuerung – sowohl auf Einzelfonds- als auch auf Portfolioebene.

Warum Mischfonds, wenn reine Aktienfonds doch langfristig eine bessere Rendite erwarten lassen?

Jede Assetklasse hat ihre Zeit, letztendlich ist es eine Frage des Timings und selbstverständlich, ob die Gesamtallokation der Risikoneigung der Kunden entspricht. Für uns steht ganz klar der Kapitalerhalt – auch über die Diversifikation von Assetklassen, im Vordergrund (Risiko vor Rendite).

Wie lassen sich Mischfonds sinnvoll mit Aktien- und Rentenfonds (sowie mit Einzeltiteln) in Kundenportfolios kombinieren? Was sind hierbei die wichtigsten Überlegungen?

Das ist letztendlich eine Frage der strategischen Allokation – wo möchte man Schwerpunkte setzten, suche ich einen Mischfonds, der nur in Nordamerika investiert und diesen kombiniere ich mit einem deutschen Aktienfonds und mische dem noch einen globalen Rentenfonds bei. Andere Überlegungen könnten Korrelationen zu anderen Fonds sein, wobei die Korrelationen von Mischfonds mit „Vorsicht“ zu genießen sind, je nachdem wie aktiv/ flexibel dieser die Aktien- beziehungsweise Rentenquote steuern kann.

Wodurch muss sich ein Mischfonds auszeichnen, um den Weg in Ihre Kundenportfolios zu finden? Und andersherum: Welche Merkmale führen zum Ausschluss eines Mischfonds? Achten Sie auf die Korrelation einzelner Mischfonds zueinander?

In unserem Hause gibt es keine „in Stein gemeißelte“ Checkliste, allerdings steht das Risikocontrolling und die Flexibilität des Fondsmanagements, auf Marktbewegungen reagieren zu können, bei uns stark im Fokus. Bevorzugen tun wir benchmarkunabhängige Konzepte.

Kriterien – wie die Höhe des Fondsvolumens und damit einhergehend die Liquidität einzelner Assetklassen – sind für uns gegebenenfalls Kriterien für einen Ausschluss. Zu große Mittelzuflüsse gehen in der Regel mit schlechterer beziehungsweise seitwärtstendierender Performance einher.
Korrelationen einzelner Mischfonds zueinander tracken wir nur in Sonderfällen. Für uns spielen eher die Korrelationen der Mischfonds zu den einzelnen Märkten beziehungsweise Assetklassen eine Rolle.

Welche konkreten Mischfonds stehen bei Ihnen aktuell ganz oben auf der Liste?

4Q Special Income – hierbei handelt es sich um einen flexiblen Mischfonds frei von jeglichen Benchmark-Zwängen. Er investiert im Wesentlichen in Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge, Squeeze-Outs sowie Unternehmensanleihen. Auch dürfen je nach Marktsituation auch Wandelanleihen oder Aktien beigemischt werden. Der Fonds hat ein attraktives Rendite-/ Risikoverhältnis und hat das 2. Quartal dieses Jahres ausgesprochen gut „überstanden“, als einer der wenigen der Gruppe der Mischfonds.

Weiter gehört der First Private Wealth zu unseren Favoriten. Auch bei diesem Fonds handelt es sich um einen flexiblen Ansatz von einer kleinen Fondsboutique aus Frankfurt. Das Team setzt sich zur Aufgabe kapitalmarktunabhängige Erträge durch Kombination von unkorrelierten Strategien zu erwirtschaften.

Laut BVI-Statistik haben Mischfonds bereits einen Marktanteil von 24 Prozent erreicht und mittlerweile Rentenfonds überholt. Worauf führen Sie diesen Trend zurück, wie lange wird er weitergehen und wohin wird er führen?

Der Trend ist ganz klar darauf zurückzuführen, dass wir seit mehr als zwei Dekaden sinkende Zinsen erfahren und diese in Europa gen 0 Prozent tendieren. Es wird für Rentenmanager zunehmend schwieriger ein, zufriedenstellendes Risiko-/ Renditeprofil zu erzielen. Allerdings sind die guten Jahre der Mischfonds auch endlich. Die letzten Jahre konnten die Mischfonds über immer weiter sinkende Zinsen hohe Kursgewinne verbuchen und haben teilweise weit über ihr eigentliches Risiko-/ Renditeprofil Gewinne erzielt. Wir sind dieses Jahr in der Schweiz bei negativen Zinsen angekommen.

Kursgewinne aus älteren Anleihen wird es nur noch vereinzelt geben. Unseres Erachtens wird es auch für die Mischfonds schwieriger, an die Renditen der Vorjahre anschließen zu können. Wir können in den einen oder anderen Konzepten bereits feststellen, dass risikoreichere Assets (wie zum Beispiel Hochzinsanleihen) höher gewichtet werden, um die Rendite stabil zu halten, oder auch dass allgemein die Aktienquote im Rahmen der Anlagerichtlinien historisch ausgeweitet wird. Wir gehen bei den Mischfonds davon aus, dass sich vielfach die Risikobereitschaft der Fondsmanager erhöhen wird.

Flaggschiff-Fonds oder kleine Mischfonds-Perlen: Welche Rolle spielt die Fondsgröße bei der Portfolio-Qualität?

Auch hier: Diversifikation ist und bleibt Bestandteil einer sinnvollen Allokation. Ein Flaggschiff-Fonds ist nicht umsonst Flaggschiff-Fonds! In der Regel haben diese Manager über längere Zeiträume eine sehr gute relative Performance gezeigt. Es bleibt abzuwarten, ob der eine oder andere Fonds mit den extrem hohen Mittelzuflüssen, die wir bereits dieses Jahr gesehen haben – von teilweise über 30 Prozent der Fondsvolumen, und wir reden hier von Milliarden – umgehen kann und nicht die Perfomance darunter leidet. Wir setzen sowohl Flaggschiff-Fonds als auch kleine Mischfonds-Perlen ein, tracken aber auch die Fondsvolumen regelmäßig und haben ein waches Auge auf die relative Performance zu den Mitbewerbern.

Von: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

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