Das Investment: Mischfonds: “Unterschiedliche Ansätze, aber alle mit Hand und Fuß”

sjb_werbung_das_investment_300_200  SJB | Korschenbroich, 24.04.2013. The winner takes it all: Über 10 Milliarden Euro fließen in nur zwölf Monaten in fünf vermögensverwaltende Fonds. Ein Blick auf die dennoch grundverschiedenen Strategien. Das wundert mich nun wirklich nicht“ – Björn Drescher klingt nicht verblüfft, als er die Namen der Teilnehmer dieser Geschichte erfährt. „Wenn man sich die Performance bei jedem Einzelnen ansieht, dann weiß man, warum er da vorn steht“, meint der Branchenkenner und Chef des Analyseunternehmens Drescher & Cie.

Will heißen, jeder der fünf Fonds hat sich seinen Erfolg verdient. Sie bilden den Auftakt zu einer Serie über die am stärksten abgesetzten Fonds mit deutscher Vertriebszulassung. Es zählen die vom Analysehaus Lipper erfassten Nettozuflüsse über zwölf Monate in Europa. Im ersten Teil geht es um Mischfonds. Es bestätigt sich einmal mehr ein Trend, der schon seit einigen Monaten zu beobachten ist.

Nämlich, dass sich die Fondswelt zunehmend in passive Produkte wie Indexfonds und in sehr aktive Produkte wie eben diese Mischfonds spaltet. Allein diese fünf haben in zwölf Monaten mehr als 10 Milliarden Euro eingesammelt. Weit über 50 Milliarden Euro stecken nun in fünf Strategien. Aber wie sind die derzeit positioniert? Welche Marktmeinungen stecken dahinter?

Drescher sieht die enorme Geldkonzentration skeptisch. Zwar sollen die Fonds Vermögensverwaltungen sein, aber auch sie sind keine Allwetterfonds („So etwas gibt es nicht“). Deshalb warnt er vor zu hohen Erwartungen: „Der Erfolg kommt von pointierten Anlageentscheidungen, und die können auch falsch sein.“ Eine Kombination könne er sich aber gut vorstellen. „Es sind unterschiedliche Ansätze, aber alle mit Hand und Fuß.“

Die größten Gemeinsamkeiten finden sich noch beim Newton Real Return und dem Flossbach von Storch Multiple Opportunities. Deren Managements gehen davon aus, dass das Zinsniveau noch lange Zeit tief bleiben wird. Wer in dieser Situation auf klassische Zinsanlagen vertraut, wird durch die Inflation quasi enteignet, ohne dass er es merkt.

Iain Stewart fährt zweigleisig

„Wenn Investoren eine angemessene Rendite nach Inflation erreichen wollen, müssen sie mehr Risiken in Form von Volatilität eingehen“, sagt Iain Stewart, Teamleiter für globale Fonds bei Newton. Und wer seinen Fonds kauft, der bekommt das auch.

Die Aktienquote rutschte selbst in Krisen nicht unter 40 Prozent. „Wir halten defensive Aktien und Hochzinsanleihen für den besten Weg, Gewinne zu erzielen“, sagt Stewart. Aktuell schließt er sogar eine Deflation nicht aus und hat das Portfolio geteilt. Eine Portion von mehr als 11 Prozent liegt in Staatsanleihen aus Norwegen, Australien und Neuseeland – wo es noch reale Renditen über null gibt.

Im Multiple Opportunities von Bert Flossbach sucht man Anleihen vergeblich. Für ihn gibt es keinen Zweifel, dass Zentralbanken den Markt noch auf Jahre mit Geld fluten und die Zinsen tief halten werden. „Investoren werden in diesem Umfeld nicht umhinkommen, einen Teil ihres Geldes in liquide Sachwerte, vor allem erstklassige Aktien zu investieren statt in Anleihen“, sagt er.

Er spricht gern über die Rückkehr der Nifty Fifty – eine Gruppe von besonders soliden Aktien, die sich überdurchschnittlich gut entwickeln werden (siehe Kasten unten). „Die Sicherheit und Verlässlichkeit solcher Unternehmen wird zu bestimmten Zeiten besonders goutiert. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind Aktien erstklassiger Unternehmen quasi ein Ersatz für vergleichbare Anleihen“, meint Flossbach dazu.Die zweite große Rolle in seinem Portfolio spielt Gold, wobei dessen Gewichtung schon höher war als die aktuellen 13,5 Prozent. Vom jüngsten Kursverlust lässt sich Flossbach nicht verunsichern. Der gehe vor allem auf Verkäufe von kurzfristig orientierten Spekulanten zurück. Gold sei noch immer die „Währung der letzten Instanz“ und sichere gegen bestimmte Szenarios ab, in denen Aktien zumindest zeitweise nicht funktionieren.

Auch Didier Saint-Georges rechnet mit der Nifty-Fifty-Story. „Deren Rückkehr ist aber schon recht weit fortgeschritten. In den USA und Europa haben defensive Titel und große Unternehmen die Zykliker weit hinter sich gelassen“, so das Mitglied des Managementkomitees bei Carmignac Gestion. Das könne sicher noch eine Weile weitergehen, allerdings wirkten die Bewertungen schon recht hoch.

Vorsicht wegen schlaffer Wirtschaft

Die Manager des Carmignac Patrimoine, Edouard Carmignac und Rose Ouahba, dürfen nur bis zu 50 Prozent des Kapitals in Aktien investieren. Derzeit ist die Quote mit 37 Prozent relativ niedrig, weil die Erholung der US-Wirtschaft wieder etwas erlahmt. Auch von der Rezessionsfront in Europa kommt noch immer nichts Gutes.

Dagegen besteht seit Dezember eine währungsgesicherte Position in japanischen Aktien, die die Kursanstiege in Yen direkt in Euro um-wandelt. Japan schwächt derzeit gezielt seine Währung, was bei Exportwerten für Kursaufschläge sorgt. Rentenseitig setzt das Carmignac-Team unter anderem auf Unternehmensanleihen aus den Euro-Peripherieländern mit noch vernünftigen Risikoaufschlägen. Systemrisiken seien ja weitgehend ausgeschaltet.

Deutlich weniger makromäßig ist dagegen Guy Stern unterwegs, dessen Standard Life Global Absolute Return Strategies durch Zuflüsse institutioneller Anleger in die Topseller-Liste gelangt ist. Stern will ihnen Sicherheit und Rendite in allen Situationen liefern. Das Portfolio wirkt wie ein unsortiertes Sammelsurium, ist es aber nicht. „Durch einzelne Analysen und Berechnungen entsteht ein Universum aus 45 bis 60 Anlageideen, die alle Geld bringen sollen. Die stellen wir zu einem Portfolio zusammen, sodass die Renditen unverändert bleiben, die Risiken aber minimiert werden“, erklärt Stern.

Das Ganze solle ein sehr stabiles Gebäude werden, das trotz-dem die benötigte Rendite schafft. Ein wichtiges Thema ist derzeit die Frage, was rohstoffreiche Länder mit ihrem Reichtum anstellen. Stern: „Mexiko ist beispielsweise ein ölreiches Land. Es nutzt die Einnahmen, um die Fiskalpolitik zu stützen. Das lässt die Währung aufwerten, weshalb wir sie über mexikanische Staatsanleihen im Portfolio haben.“ Den Kanadischen Dollar hat Stern dagegen gegenüber dem US-Dollar geshortet. Das Überangebot an Immobilien und die hohen privaten Schulden in Kanada gefallen ihm nicht

Nur der Risikobeitrag zählt

Um das Gesamtrisiko steuern zu können, gewichtet Stern die Positionen nach ihrem Risikobeitrag. Das macht auch der Manager des Invesco Balanced-Risk Allocation, Scott E. Wolle – zumindest grundsätzlich. Er verkneift sich jede Art von Marktprognosen und verteilt das Geld auf Anleihen, Aktien und Rohstoffe, sodass jede Kategorie das gleiche Risiko beisteuert.

Davon darf er zwar deutlich abweichen, „allerdings ist der Renditebeitrag des taktischen Prozesses relativ gering“, so der Manager. Untergewichtet hat er derzeit Rohstoffe. Die Auswahl von Positionen richtet sich danach, ob sie das Gesamtrisiko senken können und ob sie langfristig eine Rendite erwarten lassen. Das Invesco-Team erstellt dazu jährlich eine Research-Agenda, die Elemente aus- und einsortiert.

Erfahren Sie auf der nächsten Seite mehr über die fünf Fonds im Kurzporträt.

Von: Andreas Scholz

Quelle: DAS INVESTMENT.

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