In einer exklusiven Kooperation mit der B2B-Direktbank Ebase wirft DAS INVESTMENT monatlich einen Blick in mehr als eine Million Kundendepots der angeschlossenen Fondsberater. Im Gespräch nennt Ebase-Chef Rudolf Geyer die wichtigsten Trends im Juni 2016.
Die bei der B2B-Direktbank Ebase angeschlossenen Fondsvermittler betreuen mehr als eine Millionen Kundendepots mit einem Volumen von insgesamt rund 26 Milliarden Euro. In einer exklusiven Kooperation liefert Ebase DAS INVESTMENT Daten zu Handelsaktivitäten und Mittelzuflüssen – sowohl zu Fondskategorien als auch auf Einzelfondsebene. Fondsdepots für institutionelle Kunden und die der betrieblichen Altersversorgung werden in der Auswertung nicht berücksichtigt.
Herr Geyer, welche Entwicklungen aus Ihrer Juni-Depotanalyse haben Sie am meisten überrascht?
Eine Überraschung war sicherlich, dass im Juni bei Mischfonds zum ersten Mal in den vergangenen 12 Monaten Verkäufe überwogen haben. Zwar geht es hier nur um ganz leichte Abflüsse, aber bisher waren Mischfonds ja eindeutig die Topseller-Kategorie unter den aktiv gemanagten Fonds. Wenn man die Daten näher ansieht, wird deutlich, dass sich das Feld aufteilt. Es gibt weiterhin Mischfonds mit hohen Zuflüssen, aber daneben auch Produkte mit deutlichen Abflüssen.
Fondsberater-Depot-Analyse: Handelsaktivitäten und Kaufquotienten im Juni 2016
Die Daten spiegeln die Handelsaktivitäten und Kaufquotienten aller bei der B2B-Direktbank ebase angeschlossenen Fondsberater bzw. deren dort verwaltete Kundendepots wider.
Die Handelsaktivität basiert auf dem Handelsvolumen und lässt unmittelbare Rückschlüsse auf den aktuellen Jahrestrend zu. Ein Wert von über 100 steht für eine überdurchschnittliche Handelsaktivität der Fondsberater im Vergleich zum mittleren monatlichen Handelsvolumen des Vorjahres; ein Stand unter 100 zeigt eine unterdurchschnittliche Handelsaktivität an. Lesebeispiel: Im Juni 2016 betrugen die Umsätze bei ETFs 101 Prozent des Vorjahresdurchschnitts, lagen also um 1 Prozent darüber.
Veränderungen der Mittelzuflüsse und Mittelabflüsse bei den Unterkategorien Fondstyp und Region werden über den Kaufquotienten ausgedrückt. Dabei werden die monatlichen Mittelzuflüsse des Berichtszeitraums in Relation zu den monatlichen Mittelabflüssen gesetzt. Bei einem Kaufquotienten über 1 überwiegen die Mittelzuflüsse, bei einem Kaufquotienten unter 1 die Mittelabflüsse.
Die Handelsaktivitäten der Fondsberater sind in den meisten Kategorien von relativ niedrigen Niveaus kommend stark gestiegen. Wie interpretieren Sie diese Aktivität und was sind die Hauptgründe dafür?
Dass sich die Handelsaktivitäten im durchaus turbulenten Monat Juni so stark erholen, war sogar zu erwarten. Es gab ja einige Entscheidungen, wie etwa die EU-Abstimmung in Großbritannien oder die Wahlen in Spanien. Die US-Notenbank Fed hat zwar keinen Zinsentscheid getroffen, aber klargemacht, dass deutliche Zinserhöhungen in weiter Ferne liegen. Ich kann mir vorstellen, dass im Juni viele Umschichtungen vorgenommen wurden, die in den Monaten davor aufgeschoben wurden. Viele Berater oder deren Kunden, die direkt in den Depots handeln, haben wahrscheinlich gedacht: Die Datenlage ist zwar nicht einfach, aber immerhin ist jetzt eine Basis vorhanden, um Entscheidungen zu treffen.
Fundflows in Deutschlands Fondsberater-Depots seit Januar 2015
Die Daten spiegeln die Handelsaktivitäten aller bei der B2B-Direktbank ebase angeschlossenen Fondsberater bzw. deren dort verwaltete Kundendepots wider.
Der Fundflow-Faktor zeigt an, um wie viel Prozent die Mittelzuflüsse die Mittelabflüsse übersteigen (bei Nettomittelzuflüssen in der Kategorie) bzw. um wie viel Prozent die Mittelabflüsse die Mittelzuflüsse übersteigen (bei Nettomittelabflüssen in der Kategorie). Lesebeispiel: Im Juni 2016 überstiegen die Mittelabflüsse bei aktiven Fonds die Mittelzuflüsse um 7,6 Prozent.
Dennoch haben die Berater im Juni in Summe mehr Fondsanteile verkauft als gekauft. In welchen Kategorien haben Sie die höchsten Nettoverkäufe beobachtet und wo haben sich die Berater gegen den Gesamttrend mehrheitlich Fondsanteilen aufgestockt?
Bei aktiv gemanagten Fonds haben leicht die Verkäufe überwogen, das ist richtig. Bei Mischfonds waren die Verkäufe unterm Strich gering, viel deutlicher waren sie bei Rentenfonds. Das ist allerdings angesichts eines Umfeldes von negativen Renditen bei vielen Staatsanleihen nicht unbedingt überraschend. Hohe Nettokäufe haben wir bei Fonds mit Schwerpunktanlagen in den USA und Asien gesehen. Dort werden die Wirtschaftsaussichten aktuell noch besser als in Europa gewertet, deshalb macht es durchaus Sinn, sich dort zu positionieren. Sehr hohe Nettokäufe weisen weiter börsennotierte Indexfonds (ETFs) auf. Der Trend der Umschichtungen von aktiven zu passiven Fonds geht also unvermindert weiter.
Von: Felix Hannemann/Victor Gonzalez
Quelle: Das Investment