SJB | Korschenbroich, 25.06.2015. Trotz der vielen Krisenherde auf der Welt und den aufgeblähten Notenbankbilanzen kennt der Goldpreis seit knapp vier Jahren nur eine Richtung: abwärts. Doch wie kann das sein? Und wann wird das Edelmetall wieder im Wert steigen? Wir haben den Investmentspezialisten Max Otte gefragt.
DAS INVESTMENT: Aufgeblähte Notenbankbilanzen, Griechenland-Drama, ISIS-Terror, Ukraine: Wie kann es sein, dass Gold bei so viel Krise und Papiergeld seit knapp vier Jahren immer billiger wird? Liegt es nur an der nicht vorhandenen Inflation und dem drohenden Zinsanstieg?
Max Otte: Die Inflation ist wohl vorhanden, zum Beispiel bei Vermögenspreisen im Häuser- und Aktienbereich. Die Verbraucherpreisinflation wird teilweise über die Statistik versteckt. Der Goldpreis steigt nicht, weil die westlichen Notenbanken schon fast eine sozialistische Zwangspolitik gegen das Gold und auch gegen Bargeld betreiben. Wann diese Politik unhaltbar wird, ist schwer vorherzusehen.
Hat der Goldpreis auf aktuellem Niveau einen Boden erreicht und was muss passieren, damit er wieder alte Höhen erklimmt?
Ich denke, dass tatsächlich ein Boden erreicht wurde. Ich denke, dass der Goldpreis wirklich nicht viel tiefer fallen kann, denn viele Goldförderer sind so gerade im Breakeven, einige sind auch nicht mehr wirtschaftlich. Bereits auf dem jetzigen Niveau wird es zu einer Verknappung des Angebots kommen.
Wann rechnen Sie mit einem nachhaltigen Anstieg des Goldpreises?
Wann, wann, wann? Das sind Fragen, die Sie einem Value-Investor besser nicht stellen. Wir sind massiv in Goldminen engagiert. Derzeit macht es keine Freude, glauben Sie mir. Aber der Anstieg wird kommen, sobald der Westen seine Zwangsbewirtschaftungsmaßnahmen aufgeben muss.
Noch vor nicht allzu langer Zeit rieten Vermögensverwalter zu einem Goldanteil im Depot von 10 oder sogar 20 Prozent. Wie haben Sie vor zwei, drei Jahren gedacht? Hat sich daran etwas geändert?
Absolut nicht! Gold ist die Versicherung gegen Extremszenarien. Die stellen Sie auch sonst nicht alle zwei Jahre in Frage.
Von: Felix Hannemann
Quelle: DAS INVESTMENT.