2017 ist Geschichte und im neuen Jahr haben wir den ersten Monat bereits erfolgreich abgeschlossen. Erfolgreich insofern, dass viele Assetklassen, die 2017 zu einem erfolgreichen Jahr gemacht haben, nahtlos weiter steigen. Doch hier und da scheinen nun einige Marktteilnehmer zu realisieren, dass 2018 eventuell ganz anders wird als gedacht. Donald J. Trump ist seit über einem Jahr im Amt und hat sein erstes Amtsjahr mit einem Paukenschlag beendet. Er hat eine Steuerreform auf den Weg gebracht, von der niemand erwartet hat, dass sie überhaupt auf den Weg gebracht werden könnte. Erleben wir also gerade ein letztes Aufbäumen an den Weltbörsen bevor es auch mal nach unten geht oder ist das erst der Startschuss zu einer weiter andauernden Rallye?
Dazu einige Gedanken vorab: Trump verfolgt die Idee des „America First“, hat aber zuletzt auf dem World Economic Forum in Davos klargestellt, dass das nicht nur ein „Amercia only“ bedeutet. Ein kluger Schachzug von ihm wenn die Wirtschaftselite zuhört. Denn welcher CEO lässt sich die üppigen Steuergeschenke der USA denn noch entgehen, wenn er oder sie dadurch den Unternehmensgewinn steigern kann? Ersten Berichten zufolge sollen die Gespräche zwischen Trump und den Mächtigen der Wirtschaft äußerst positiv verlaufen sein. Trumps Idee, die USA aus innen heraus zu erneuern, könnte durchaus vielversprechend sein, ich habe darüber im November 2016 kurz nach der Wahl berichtet. Eine Erneuerung aus innen heraus baut stark auf Zweitrundeneffekte in einer Volkswirtschaft auf. Mit Hilfe der Steuerreform und der darin enthaltenen Möglichkeit zur sofortigen Abschreibung von Investitionen werden diese anziehen.
Ansteigende Investitionen erzeugen Nachfrage, schaffen Arbeitsplätze, steigern das Konsumentenklima und verbessern auch die Zukunftserwartungen, was wiederum zu steigenden
Ausgaben, höheren Investitionen und weiter ansteigender Nachfrage führt. So funktionieren Volkswirtschaften, im Grunde sehr simpel. Die psychologischen Effekte einer Steuerreform sind jedoch nicht zu unterschätzen. Sobald die Arbeitnehmer merken, dass sie mehr Geld zur Verfügung haben und dass ihre Löhne steigen, werden diese optimistischer in die Zukunft blicken und ihre Ausgaben erhöhen. An dieser Stelle lauert nun ein volkswirtschaftliches Phänomen, vor dem viele Angst haben, es aber meistens nicht einschätzen können. Die Rede ist von der Inflation und den Inflationserwartungen. Eine steigende Nachfrage führt in der Regel zu Preisanhebungen was wiederum zu Anpassungen der erwarteten Inflation führt. Mäßige Preisanpassungen sind meiner Meinung nach gut für die Wirtschaft, da sie die Wirtschaftskreisläufe etwas beschleunigen, Investitionen werden nicht wie in einer Deflation zurück gehalten sondern mit Aussicht auf Erfolg getätigt.
Woher könnte Inflation kommen? In den USA aus der oben beschriebenen Perspektive, außerhalb der USA könnte Inflation durch Wechselkursbewegungen erzeugt werden. Das Kapital fließt dorthin, wo es auf fruchtbaren Boden stößt. Wenn die globalen Kapitalströme sich nun in Richtung USA bewegen, wird das zu einem Erstarken des USD führen. In Kombination mit einer restriktiveren Notenbankpolitik und möglichen Zinserhöhungen ist das durchaus eine Möglichkeit. Für die europäische Währung bedeutet das im Umkehrschluss eine Abschwächung, denn die EZB kann dem Zinspfad der FED (noch) nicht folgen. Europa ist nach wie vor von massiven strukturellen Ungleichgewichten geprägt und aktuell wird diese Situation noch durch eine massiv überhitzende Konjunktur in Deutschland gefördert. Inwiefern Europa seine strukturellen Probleme lösen kann, werden wir sehen. Aktuell sieht es so aus, als ob der Aufschwung noch etwas tragen wird bevor es zu einem Abkühlen kommt.
Bleibt die große Frage was mit dem Rest der Welt passiert, wenn der US Dollar aufwertet. Ein Blick zurück kann da helfen, denn diese Situation hat die Welt schon einige Male erlebt. Krisen in Lateinamerika wurden oftmals durch einen Anstieg des USD und den damit verbundenen Anstieg der Verschuldung (in USD) hervorgerufen. Noch ist es nicht so weit, aber die Situation erinnert an die unter Präsident Reagan in den 80er Jahren.
Was bedeutet das für den Anleger? Anleger sollten die Währungssituation genau beobachten und ihre Allokation entsprechend anpassen. Es muss nicht unbedingt schlecht sein, wenn der USD stärker wird, allerdings könnten mögliche Zinsanstiege in USD Verwerfungen hervorrufen. Doch dieses Mal sind es die südeuropäischen Länder, die nach wie vor zu hoch verschuldet sind und zusätzlich noch unter wirtschaftlichen Problemen leiden. Wenn der Boom in den nordeuropäischen Ländern abflaut, dann werden die ungelösten Probleme wieder sichtbar. Ein starker USD in Verbindung mit Zinsanstiegen und einer restriktiveren Notenbankpolitik wird von den südeuropäischen Volkswirtschaften gefürchtet und wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Anstieg der Volatilität führen. Anleger sollten also nicht Angst haben, dass Sie eventuell den letzten Kursanstieg verpassen, denn wenn die Volatilität von ihrem extrem niedrigen Niveau anspringt, dann können die Kurse auch mal schneller als gedacht fallen.
2018 könnte demnach ein gutes Jahr für long/short-Strategien sein, denn es ist unwahrscheinlich, dass dieses hohe Tempo auf dem Weg nach oben gehalten werden kann. Gute, aktive Fondsmanager sollten in der Lage sein, eine Titelselektion so vorzunehmen, dass im Falle eines Volatilitätsanstieges dennoch ein Ertrag generiert wird. Eine Anlage in long/short-Strategien könnte zudem „die Angst, etwas zu verpassen“ reduzieren.
Hagen-Holger Apel, Dipl. Volkswirt DNB Asset Management
Hagen-Holger Apel ist seit Juli 2015 bei DNB Asset Management S.A. als Senior Portfolio Manager beschäftigt. Herr Apel ist Diplom-Volkswirt (LMU München) und Certified International Investment Analyst der DVFA Frankfurt. Er ist nahezu 10 Jahre am luxemburgischen Finanzplatz tätig und spricht Deutsch, Englisch und Schwedisch.