Ökoworld|Hilden, 11.12.2014.
Bis vor kurzem ist er nicht durch große Ideen aufgefallen, mit denen er die Herausforderungen der Energiewende in Deutschlands größtem Energieversorger meistern wollte.
Auf dem Programm stand der übliche Eintopf aus Sparprogrammen, Verkauf von Unternehmensteilen oder der Expansion im Ausland. Jetzt hat EON-Chef Johannes Theyssen Analysten und Aktionäre mit einem Befreiungsschlag überrascht: Künftig soll sich der Energiekonzern ausschließlich auf das Geschäft mit Ökostrom konzentrieren, Gas- und Stromnetze betreiben und Energiedienstleistungen betreiben. Einem Kernspalter gleich will er EON zerschlagen und sich von sämtlichen alten Atom-, Kohle- und Stromkraftwerken trennen und diese zusammen mit dem Rohstoffgeschäft und dem Energiehandel in eine unabhängige Gesellschaft auslagern.
Damit bricht Theissen mit dem lange gepflegten Branchen-Mantra des integrierten Stromversorgers. Die Produktion von Strom in Großkraftwerken war sowohl eine lukrative Einnahmequelle wie auch die Daseinsberechtigung für EON und Co. Jetzt kann mit großen Gas- und Kohlekraftwerken kaum noch Geld verdient, und die verbleibenden Atommeiler müssen bis spätestens 2022 abgeschaltet werden. Die Aufspaltung in E-ON und E-OFF, wie Jürgen Flauger es im Handelsblatt genannt hat, soll bis 2016 abgeschlossen sein und die neue Gesellschaft an die Börse gebracht werden.
EON soll in Zukunft ohne die klassischen Energieträger auskommen und könne dies auch, ist Theissen sich sicher. Was sich wie ein strategischer Aufbruch in eine sonnige erneuerbare Zukunft liest, scheint in Wahrheit eine Kapitulation zu sein. Nicht vor der staatlichen Energiepolitik, sondern vielmehr vor dem eigenen Versagen.
Erinnern wir uns an 2001: EON-Lenker Ulrich Hartmann setzte seine Unterschrift unter einen Vertrag mit der Bundesrepublik Deutschland, der unter dem Schlagwort „Atom-Konsenz“ den Ausstieg Deutschlands aus der Nutzung der Kernenergie besiegeln sollte. Obwohl die damalige Oppositionsführerin Angela Merkel prompt verkündete, den Atomausstieg nach einem Regierungswechsel wieder rückgängig machen zu wollen, legte Hartmann viel Wert darauf, nicht auf eine künftige Wende-Wende in der Atompolitik spekulieren zu wollen. Dennoch waren alle Atomstromer überrascht und vollkommen unvorbereitet, als ausgerechnet Angela Merkel den deutschen Atomkraftwerken 2011 endgültig den Saft abdrehte. Keiner, auch nicht Hartmanns EON, hatte sich auf die Energiewende vorbereitet. Das Thema Erneuerbare Energien spielte in ihrem Strommix auch 10 Jahre nach dem Atomkonsens keine nennenswerte Rolle.
Der radikale Plan zur Neuaufstellung wurde an der Börse prompt mit einem deutlichen Kurssprung belohnt. Umweltverbände und Politik befürchten jedoch in seltener Einigkeit, dass EON mit der Abspaltung von „E-OFF“ auf dem Weg zur Gründung einer „Atom-Bad-Bank“ ist. Es wächst die Sorge, ob der hochverschuldete Konzern künftig in der Lage sein wird, den Abriss der alten Atomanlagen zu bezahlen oder ob der Staat am Ende doch mit Steuergeldern einspringen muss.
Die Rückstellungen für den erforderlichen Rückbau beziffert EON auf rund 14,5 Mrd. EUR. Die komplett auf die die neue (E-OFF) Gesellschaft übertragen werden sollen. Gelder, die jedoch nicht verfügbar auf Konten liegen, sondern investiert worden sind, beispielsweise in konventionelle Großkraftwerke, deren Profitabilität leidet. Der Wert vieler Anlagen ist dramatisch gesunken. Ob die Rückstellungen künftig uneingeschränkt mobilisiert werden können oder ob die abgespaltete Gesellschaft in der Lage sein wird, Geld nachzuschießen, steht in den Sternen: Schließlich werden in ihr die unlukrativen Geschäftsfelder EONs gebündelt. Ginge das Unternehmen pleite, wären auch die Rückstellungen weg. Dann wäre der Plan, eine öffentlich rechtliche Atomausstiegsstiftung zu gründen – den Theissen übrigens wieder auf die Tagesordnung gebracht hat – in der Umsetzung und EON fein raus. In bester Vergesellschaftungsabsicht wären die unluktrtiven Altlasten entsorgt und die Reste des atomaren Abenteuers an der Börse endgelagert, während EON sich regeneriert und unbelastet in eine erneuerbare Zukunft blickt. Die unkalkulierbare Zeche lastet dann natürlich auf den Steuerzahlern.
Einmal mehr wird deutlich, welche unkalkulierbaren Risiken auf „nichtnachhaltigen“ Wirtschaftspraktiken lasten können, die letztendlich nicht nur die Steuerzahler, sondern auch Anleger negativ treffen können. Zukunftsorientiertes Investieren in Unternehmen, deren Manager die gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen bereits heute in ihrer nachhaltigen Unternehmensstrategie berücksichtigen, leistet einen deutlichen Beitrag, diese Risiken auch im Depot zu minimieren und beachtliche Renditen zu erzielen. Unternehmen, wie sie unsere Spezialisten bei ÖKOWORLD für die ÖKOWORLD-Fonds aussuchen und zu renditestarken Portfolios kombinieren. Informationen aus erster Hand zu unseren Fonds bekommen Sie natürlich jederzeit gerne von meinen Kollegen und mir. Rufen Sie einfach an und vereinbaren Sie ein Gespräch.
Zum Jahresschluss wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein harmonisches Weihnachtsfest und natürlich auch einen guten Start in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.
Ralph Prudent, Geschäftsführer