Das Investment: Ein Kommentar zu den Verkaufsgerüchten bei Flossbach von Storch

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 27.08.2014. Die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch zählt zu den besten Adressen Deutschlands. Ohne wirkliche Not hat Bert Flossbach nun sein Unternehmen in die Schlagzeilen gebracht. Es ist nicht das erste Mal. Die Folgen des aktuellen Kommunikations-Desasters können gravierend sein.

Als Hamburger neigt Kurt von Storch zum Understatement. Wer an der Elbe aufwächst und eine der Stadt angepasste Erziehung genießt, der tut sich schwer mit einem zu starken Außenauftritt. Man zeigt nicht, was man hat. „Das tut man nicht“, heißt es im Norden, und diese Zurückhaltung ist elementarer Bestandteil in den Generationsverträgen alter Hamburger Familien. Kurt von Storch ist ein hanseatischer Leisetreter.

Anders in Köln: Bert Flossbach ist Kölner und eher dem offenen Frohsinn zugeneigt. Man zeigt gern, wer man ist. Auf der Rally-Piste und zur Not auch in der BILD-Zeitung (zum Beispiel hier und hier) oder indem man sich beschwert, dass man in der City of London immer noch nicht zum Gesprächsthema geworden ist – trotz der großen Erfolge als Fondsmanager. Bert Flossbach ist ein kölscher Lautsprecher.

Das ungleiche Paar hat sich aber gefunden und sehr gut eingependelt: Der ruhigere Hamburger auf der Kundenberatungsseite, der offensive Kölner als sehr erfolgreicher Fondsmanager. Nur ein Thema wurde offenbar suboptimal vergeben: die Kommunikation. Wenn sich Flossbach der BILD-Zeitung hingibt, zieht sich bei von Storch alles zusammen. Auch der wuchtige Außenauftritt von Philipp Vorndran passt in der hohen Frequenz nicht zu dem dezenten von Storch.

Doch von Storch konnte den fahrenden Zug nicht auf kontrollierbare Geschwindigkeit runterbremsen. Mit jetzt fatalen Folgen: Locker und offen plauderte Bert Flossbach mit dem Manager-Magazin-Redakteur Sven Clausen  über einen Verkauf des Unternehmens. Einmal gesagt, ist so was nicht wieder einzufangen. Nun ist es raus. Es wird kräftig relativiert und dementiert. Ein typischer, wenn auch nicht zielführender Reflex. Jeder weiß jetzt, dass es stimmt. Ein einmal freigegebenes Statement, das dann wieder zurückgenommen wird, kann nur als taktisches Manöver gewertet werden. Alles andere ergibt keinen Sinn. Und mit Flossbach hat ja auch nicht der Hausmeister gesprochen, sondern der Gründer, der wie kein anderer informiert und mittendrin ist.

Wer von Storch kennt, kann sich vorstellen, wie er nach dem Interview innerlich zusammengebrochen ist. Ohne Not bringt sein Partner das Unternehmen in größte Schwierigkeiten. Kunden werden verunsichert sein und müssen mit viel Mühe bearbeitet werden. Klingt nach vielen Überstunden, die maximal zur Schadensbegrenzung taugen aber keinen Gewinn bringen. Gab es bisher eine jahrelange Serie eher guter bis sehr guter Nachrichten zum Unternehmen, hat Flossbach dem Unternehmen jetzt eine schwerwiegend negative Nachrichtenlage verpasst.

Inwieweit der hohe Unternehmenswert darunter leiden wird, zeigt sich in den kommenden Wochen. Grob gerechnet und marktüblich liegt der Kaufpreis bei einem Achtzigstel der Assets under Management. Bei 16 Milliarden Euro verwalteten Anlegergeldern wären das 200 Millionen Euro. Rechnet man da noch den Erfolgs- und Markenfaktor sowie die Kundenanbindungen drauf, könnten es sogar um die 250 Millionen Euro sein. Flossbach und von Storch halten je 42 Prozent. Ein Verkauf dürfte also für einen vollen Kühlschrank bis ans Lebensende reichen.

Jetzt ist diese hübsche Verkaufssumme allerdings in Frage gestellt. Was das für die Partnerschaft bedeutet, wissen wir nicht. Dass man bei diesen Summen entspannt bleibt, wäre wünschenswert. Man darf von Storch hier Weitsicht und eine nach außen gelebte Ruhe zutrauen. Nach seinem Inneren darf man nicht fragen.

So schön die Nachricht für Journalisten auch ist, bleibt es aber ein Gebot der Fairness, das Ganze ausgewogen zu bewerten: Selbst wenn verkauft werden sollte, wird kein Käufer, der bei Sinnen ist, Bert Flossbach freikaufen. Im Gegenteil: Er wird so fest wie möglich ans Unternehmen gebunden werden und somit weiterhin als Fondsmanager mit Volldampf arbeiten. Für Kunden ändert sich also nichts. Wer Bert Flossbach kennt, weiß, dass es ihn weiter stark nach außen drängen wird. Und dass er, wenn er kassiert hat, mit gleicher Leistung weitermachen wird. Für beides gilt: Er kann einfach nicht anders.

Von: Peter Ehlers

Quelle: DAS INVESTMENT.

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