SJB | Korschenbroich, 09.02.2015. Der erste Monat des Jahres 2015 ist rum. DAS INVESTMENT.com hat Wirtschaftsprofessor und Vermögensverwalter Max Otte nach seinen Eindrücken des Januars gefragt.
DAS INVESTMENT.com: Welche Zahl oder Statistik hat Sie im Januar am meisten beeindruckt oder überrascht?
Max Otte: Irgendwann ging eine beiläufige Meldung der ukrainischen Regierung durch die Presse, dass 60 bis 70 Prozent des ukrainischen Kriegsmaterials zerstört sind. Diese zeigt, dass hier ein veritabler Krieg geführt wird. Die Diskussion um mögliche amerikanische Waffenlieferungen lassen mich Schlimmes für Europa befürchten. Das hat auch Einfluss auf mein Investmentverhalten.
Welche Assetklasse wird aus Ihrer Sicht zurzeit unverhältnismäßig stark und zu Unrecht gehypt?
Die Risiken bei Anleihen sind überhaupt nicht eingepreist. Die Geldpolitik der westlichen Notenbanken fährt langsam vor die Wand, und die 10-jährige Bundesanleihe notiert bei lächerlichen 0,35 Prozent! Die meisten Anleihen sind grotesk überteuert beziehungsweise rentieren zu niedrig. Ein Hype im klassischen Sinne ist es aber nicht, eher staatliche Zwangswirtschaft und Marktmanipulation.
Was war für Sie im vergangenen Monat die Top- beziehungsweise Flop- Aktien?
Top sind weiterhin Qualitätstitel, die anscheinend neue Bewertungsniveaus erreichen. Flop sind europäische Aktien mittlerer Qualität, die zwar bereits sehr billig waren, aber noch weiter gefallen sind.
Man lernt nie aus: Was haben Sie im vergangenen Monat gelernt? Welche neue Erkenntnis in Bezug auf die Kapitalmärkte oder Ihre Arbeit haben Sie gewonnen?
Die Lage wird kritischer. Wir haben 2012 und 2013 mit europäischen Zyklikern gut verdient, aber die fundamentalen Risiken steigen weiter. Wir bauen hier fundamentale Risiken ab, obwohl die Bewertungen oftmals noch sehr niedrig sind.
Würden Sie Ihrem Patenkind jetzt gerade Gold(-aktien) zum Geburtstag schenken?
Nicht nur meinem Patenkind, sondern auch meinen Kindern. Goldaktien sind auf dem niedrigsten Niveau seit über 20 Jahren. Die Welt ist voller Krisen, und der Goldpreis ist niedrig – das passt nicht zusammen.
Von: Annika Teerling
Quelle: DAS INVESTMENT.