SJB | Korschenbroich, 01.12.2014. Auch 2015 müssen Anleger Risiken eingehen, um Rendite zu erzielen. Welche Anlagen dabei im nächsten Jahr besonders interessant sind – und wovon Investoren lieber die Finger lassen sollten, verrät die Deutsche Bank in ihrem Kapitalmarktausblick.
Die Deutsche Bank rechnet mit einer allmählichen Erholung der Weltwirtschaft. Für das Jahr 2015 sehen die Experten das Weltwirtschaftswachstum bei 3,6 Prozent, wie die Bank in ihrem Kapitalmarktausblick 2015 heute in Frankfurt bekannt gab.
Nach unserer Ansicht ist dies vor allem der rasch wachsenden Wirtschaft in den USA zu verdanken. Europa sehen wir dagegen zurückfallen. Der Reformstau in einigen Ländern und fehlende Investitionen erlauben in Europa im kommenden Jahr nur ein Wachstum von 0,8 Prozent, trotz einer Ausweitung der expansiven Geldpolitik durch die EZB.
Im Bereich der Fiskal- und Reformpolitik dürften die Spannungen wieder zunehmen, wenn keine nachhaltigen strukturellen Fortschritte gemacht werden. Auch für Deutschland geht die Deutsche Bank von 0,8 Prozent Wachstum im kommenden Jahr aus.
Von der erwarteten weltwirtschaftlichen Erholung und stabilen Unternehmensgewinnen werden amerikanische Aktien sowie Werte aus asiatischen Schwellenländern profitieren. Wir sind überzeugt davon, dass auch die Börsenwerte von Dax-Unternehmen 2015 steigen. Ende 2015 sehen wir den Dax bei 11.500 Punkten. Grund dafür ist neben dem Wachstum der Weltwirtschaft der weiter sinkende Kurs des Euro gegenüber dem Dollar.
Vereinzelt bieten deshalb auch Aktien aus Europa noch Potenzial. Im Laufe der kommenden Jahre erwarteten wir eine weitere Aufwertung des Dollars Richtung Parität zum Euro.
Im Umfeld weiter niedriger Zinsen sind Aktien für eine erfolgreiche und langfristige Geldanlage interessant. Ohne Risiko ist auf absehbare Zeit kaum positive Rendite zu erzielen.
Wir raten zu einer nach Anlageklassen, Regionen und Währungsräumen verteilten Strategie. Dazu gehören auch erstklassige Büro- und Einzelhandelsimmobilien, die global weiter vom positiven weltwirtschaftlichen Umfeld profitieren sollten. Gold ist dagegen als Anlage 2015 wenig interessant.
Volkswirtschaft:
Wir denken, dass sich im Jahr 2015 die Wachstumsdynamik, Geldpolitik und Aktienmärkte der USA, Europas und Asiens zunächst weiter auseinander entwickeln werden. Dennoch halten wir die globale Konjunkturerholung für intakt, auch wenn die wichtigsten Regionen der Weltwirtschaft seit Monaten gemischte Daten lieferten.
Die EZB wird im Frühjahr auch Staatsanleihen in ihr Wertpapierankaufprogramm aufnehmen. In der Folge sollte sich die wirtschaftspolitische Debatte in Europa auf die Fiskal- und Reformpolitik verlagern und für zunehmende Volatilität an den Märkten sorgen.
Dank der sehr robusten Entwicklung der US-Wirtschaft wird die Weltwirtschaft im kommenden Jahr aber stärker wachsen als in der Vorperiode, allerdings bleibt das Wachstumstempo noch hinter dem langfristigen Durchschnitt zurück. Für 2015 rechnen wir mit einem Weltwirtschaftswachstum von 3,6 Prozent.
US-Wirtschaft auf Kurs
Die Wirtschaftsdaten aus den USA sind sehr ermutigend. Der US-Aufschwung trägt sich selbst. Das ist ein gutes Zeichen für die Weltkonjunktur. Wir erwarten für das kommende Jahr ein Wachstum in den USA von 3,5 Prozent. Ein Grund dafür ist die Erholung auf dem US-Arbeitsmarkt.
Bis Ende 2015 sollte die Arbeitslosenquote Richtung 5 Prozent sinken. Weiteren Schmierstoff für die US-Wirtschaft bietet das günstige heimische Schieferöl.
Darüber hinaus haben die Firmen ihre Hausaufgaben gemacht: Die Gewinne der Konzerne sind kräftig gestiegen und wachsen robust. Unserer Meinung nach ist das entscheidend für weiteres Kurspotenzial an den Börsen.
China: „Erwachsener Drache“
China verändert sich von einer Investitions- und exportorientierten Nation in eine Konsumund Binnenwirtschaft. Die strukturellen Reformen greifen und das neue China öffnet sich.
Mehr Liberalisierung tut dem Land gut. Voraussichtlich wird sich das Wachstum Chinas 2015 etwas verlangsamen, allerdings auf hohem Niveau. wir erwarten ein stabiles, gesundes Wachstum von 7 Prozent. Hauptgrund für die Wachstumsverlangsamung ist sehen wir in der Wirtschaftspolitik, die nicht mehr ausschließlich auf Expansion zielt, sondern zunehmend auf Nachhaltigkeit.
Europa hinkt auch 2015 hinterher
Für Europa sieht das jedoch anders aus. Hier stocken dringend nötige Reformen, Investitionen bleiben hinter den Ankündigungen zurück und das Wachstum ist viel zu schwach. Europa droht im Wettbewerb weiter Boden zu verlieren – nicht nur gegenüber den USA, sondern auch gegenüber Asien.
Es wird immer noch zu sehr auf die Fiskal- und Geldpolitik zur Überwindung der Probleme gesetzt. Der langfristige Wachstumstrend kann aber nur durch weitreichende strukturelle Reformen verbessert werden. Erwartungen, dass die EZB die Konjunktur in Europa anschieben kann, dürften enttäuscht werden.
Falls Reformen besonders in Frankreich und Italien weiterhin im Schneckentempo erfolgen, werden wir für 2015 lediglich ein Wachstum von 0,8 Prozent erwarten können. Mehr als 0,8 Prozent dürfte auch die deutsche Wirtschaft im Jahr 2015 nicht zulegen. Neben den geopolitischen Krisen belasten auch die Auswirkungen von Mindestlohn und Rentenpaket im Jahresverlauf das Wirtschaftswachstum.
Kapitalmärkte: Im Kreuzfeuer der Notenbanken
2015 wird geldpolitisch das Jahr der zwei Wege: Während US-Notenbank und Bank of England bereits im Sommer ihre Leitzinsen anheben dürften, könnten in Japan und der Eurozone die unkonventionellen Maßnahmen der Geldpolitik ausgeweitet werden.
Wir rechnen damit, dass die US-Notenbank sehr behutsam vorgehen und die Leitzinsen nur dann anheben wird, wenn sie keine nachhaltige Schwächung der Wirtschaft fürchten muss. Bereits seit Mitte 2014 wertet der US-Dollar deutlich gegenüber den wichtigen Währungen weltweit auf.
2014 war nur der Anfang. Die Aufwertung des Dollars sollte sich weiter fortsetzen. Ein Grund ist der zunehmende Kapitalfluss in US-Renten und –Aktien aus den Niedrigzinsregionen Europa und Japan.
Ende 2015 könnte der Greenback bei 1,15 US-Dollar je Euro stehen. Mittelfristig ist eine Parität zwischen Euro und US-Dollar für möglich.
Zwar sind Aktien aus den USA keine Schnäppchen mehr, aber sie gehören weiter ins Portfolio, vor allem wegen ihrer vergleichsweise schwankungsarmen Entwicklung, die aus sehr soliden Wachstumsaussichten und den stabilen Firmengewinnen resultiert. Auch die asiatischen Schwellenländer werden 2015 wieder zu den wachstumsstarken Regionen zählen. Darüber hinaus sehen wir auch Dax-Werte vom sinkenden Eurokurs und steigenden Weltwirtschaftswachstum profitieren.
Anlageklassen: Renten
Derzeit wenige Chancen vor der Haustür Im Jahr 2014 haben Anleihen positiv überrascht. Wir rechnen jedoch nicht mit einer Wiederholung im kommenden Jahr. Auch wenn die Renditen der 10-jährigen Bunds leicht ansteigen, blieben sie insgesamt niedrig.
Auf der Suche nach höher verzinslichen Renditen am Anleihemarkt sollten Anleger daher ihren Horizont erweitern. Chancen am Rentenmarkt sollte man nicht vor der eigenen Haustür suchen.
Einen Ausweg aus dem Niedrigzinsdilemma liegt etwa in Unternehmensanleihen guter Bonität aus den USA. Für risikofreudigere Anleger sind jedoch Schwellenländeranleihen in lokaler Währung mit rund 6,5 Prozent Zins deutlich interessanter.
Aktien: Unverzichtbar aber schwankungsanfällig
Für eine erfolgreiche Geldanlage sind Aktien unverzichtbar. Anleger sollten sich daher von der aktuellen Berg- und Talfahrt an den Börsen nicht verunsichern lassen, auch wenn die Schwankungsbreite im Jahr 2015 wahrscheinlich noch zunehmen werde.
Trotz aller Widrigkeiten laufe es bei vielen Unternehmen sehr ordentlich. Während die Gewinne amerikanischer und deutscher Unternehmen Rekordwerte erreichen, liegen vor allem europäische Aktien im Vergleich noch unter Gewinntrend.
Europa besitzt 2015 durchaus Überraschungspotenzial – allerdings nach oben und nach unten. Daher bleiben US-Aktien für uns erste Wahl.
Europa: Aussichtsreiche Zykliker
Wir glauben, dass in Europa sich konjunktursensible Aktien besser entwickeln sollten als defensive Titel. Solche zyklischen Aktientitel gewinnen durch das anziehende Wachstum der Weltwirtschaft, einem schwächeren Euro sowie positiven Gewinnerwartungen.
Zudem besteht im historischen Vergleich noch Gewinnpotenzial. Wir empfehlen europäische Aktien aus den Branchen Auto, Bau, Chemie, Medien und Finanzwerte. Dagegen raten wir von Versorgern und Pharmaunternehmen ab.
Auch der Dax sollte aufgrund seiner konjunktursensiblen Ausrichtung von einer anziehenden Weltwirtschaft profitieren. Wir rechnen mit einem hohen einstelligen Gewinnwachstum der deutschen Unternehmen und sehen den deutschen Leitindex zum Jahresende 2015 bei rund 11.500 Punkten.
Regional ist auch der spanische Ibex35 interessant. Hier haben Anleger Teil an den positiven Effekten der voranschreitenden Strukturreformen und dem Erstarken der exportorientierten Wirtschaft Spaniens.
USA: Stabil, mit Überraschungspotenzial
Amerika durchläuft derzeit die stärkste Wachstumsphase seit dem Jahr 2003. Mit neuen Kursrekorden untermauerte auch der US-Aktienmarkt in den vergangenen Wochen seine führende Position als Weltbörse.
Der US-Markt ist zwar im Zyklus schon weiter fortgeschritten als Europa, jedoch bleibt er ein Kerninvestment für die Vermögensanlage. Insgesamt sollten sich amerikanische Aktien dank steigenden Konsums und starker Konjunktur stabil entwickeln – und können für positive Überraschungen sorgen.
Wir prognostizieren für den S&P 500 einen Indexstand von 2.150 Punkten. Eine Chance auf zusätzliche Performance birgt die von uns erwartete Aufwertung des US-Dollars. Chancenorientierte Anleger sollten ihren Fokus auf IT-Unternehmen, Pharma- und Finanzwerte legen.
Asset Allocation: Vielfalt ist Trumpf
Bei der Vermögensanlage gilt auch 2015: Nur wer bereit ist, ins Risiko zu gehen, kann im andauernden Niedrigzinsumfeld positive Realrenditen erzielen.
Angesichts der diversen geopolitischen Einflüsse ist es wichtig, Anlagen breit zu streuen und die Märkte im Jahr 2015 sehr genau im Blick zu behalten. So können Anleger flexibel und schnell auf Marktverschiebungen reagieren.
Es wird schwieriger, die wenigen Perlen zu finden. Daher empfehlen wir eine über Anlageklassen, Regionen und Währungsräume diversifizierte Anlagestrategie, die als Grundlage für ein nachhaltig erfolgsversprechendes Portfolio dient.
Zum Jahresanfang halten wir in einem ausgewogenen Wertpapierdepot einen Aktienanteil von mindestens 50 Prozent für sinnvoll. Die Allokation sollte zu jeweils einem Drittel aus USA, Europa sowie Asien bestehen, wobei wir neben Japan die Schwellenländer China, Indien und Indonesien bevorzugen.
Dazu sind auch die Beimischung von Anleihen zu empfehlen. Dabei ist es wichtig, auf ein flexibles Rentenmanagement zu achten. Anleger sollten zudem auf Immobilien setzen und etwas Liquidität vorhalten.
Rohstoffe: Gold kein Krisengewinner
2014 war kein gutes Jahr an den Rohstoffmärkten. Nach unseren Einschätzung bleibt das Renditepotenzial von Rohstoffen auch im kommenden Jahr sehr begrenzt. Wir rechnen 2015 mit Gegenwind über alle Rohstoffklassen hinweg. Die Preise werden wahrscheinlich noch weiter fallen.
Vor allem der starke US-Dollar wirkt sich nachteilig auf alle Rohstoffsegmente aus. So fiel etwa der Goldpreis im November auf ein Vierjahrestief – der Preisverfall droht sich fortzusetzen.
Für 2015 sehen wir daher kaum Potenzial und prognostizieren ein Preisniveau von 1.150 US-Dollar. Gold dürfte weiter an Attraktivität verlieren. In der von uns empfohlenen Asset Allokation finden Rohstoffe aufgrund der insgesamt eher verhaltenen Aussichten derzeit keine Berücksichtigung.
Immobilien: Regional mit Potenzial
Vor dem Hintergrund regional unterschiedlicher Konjunkturaussichten für 2015 rechnen wir auch mit uneinheitlichen Entwicklungen an den Immobilienmärkten. Eine interessante Anlagemöglichkeit stellen erstklassige Büroimmobilien und Einzelhandelsimmobilien dar, die weltweit weiter vom positiven weltwirtschaftlichen Umfeld profitieren sollten.
Über die nächsten fünf Jahre erwarten wir für Büroimmobilien in den großen Metropolen eine Gesamtrendite von 4,5 bis 6,5 Prozent. Im Anlagefokus stehen dabei Objekte mit stabilen Erträgen aus langfristiger Vermietung in den USA, aber auch an ausgewählten Standorten in Europa und Asien.
In Deutschland lohnt sich ein Blick auf die zweite Reihe, den sogenannten B-Städten. Wir rechnen damit, dass sich in Deutschland der Renditeunterschied zwischen Top-Standorten und wachstumsstarken B-Städten weiter verringern wird.
Von: Stefan Schneider & Ulrich Stephan
Quelle: DAS INVESTMENT.