SJB | Korschenbroich, 30.06.2015.Der Iran könnte sich zu einem sehr lohnenswerten Investitionsziel entwickeln – wenn die Sanktionen gegen das Land demnächst aufgehoben werden.
Die wiederum sind daran gekoppelt, dass der Iran seine atomare Forschung international transparent macht. Derzeit laufen die Verhandlungen. Schwellenland-Experte Stefan Böttcher von Charlemagne Capital hat Tipps für zukünftige Investoren parat.
Moderner als sein Ruf
Wenn man an den Iran denkt, dann wohl am ehesten an Öl, die mögliche Herstellung von Atomwaffen und an die tägliche Verbrennung von amerikanischen Flaggen.
Doch tatsächlich ist ein Besuch in Teheran, der Hauptstadt, sehr weit von solchen Vorstellungen entfernt: Der Flughafen ist auf dem neuesten Stand und mehrspurige Autobahnen bringen einen direkt in die Stadtmitte. Man bekommt so einen ersten Eindruck dieser lebendigen und florierenden Stadt.
Die Frauen tragen Kopfbedeckungen, aber keine Burkas. Grossbaustellen zieren das Stadtbild und westliche Luxusartikel, wie Taschen von Hermes oder sogar Autos von Bentley, sind dem iranischen Konsumenten zugänglich. Auch gut besuchte Lokale und internationale Restaurants sind an vielen Strassenecken zu finden. Iran weist eine der größten Diskrepanzen zwischen Erwartung und Wirklichkeit auf, die mir in den letzten 25 Jahren auf meinen Reisen durch die Emerging Markets begegnet sind.
Die größten Öl- und Gasreserven weltweit
Wenn die Sanktionen gegenüber dem Iran demnächst möglicherweise enden, würde das unter anderem die Marktöffnung für internationale Investoren bedeuten. Sowohl der Westen und als auch der Iran sind stark an einer Lösung des Stillstandes interessiert. Der Iran hat durch die Sanktionen starke wirtschaftliche Einbußen erfahren müssen, während die westlichen Verbündeten mit Hinblick auf die politischen Konflikte im Mittleren Osten von einer bessere Kooperation mit Iran profitieren sollten.
Die junge Bevölkerung wünscht sich ein Ende der Sanktionen und möchte am globalen Wettbewerb partizipieren. Auch aus diesem Antrieb und der attraktiven Demographie ist der Iran eine interessante Investmentmöglichkeit. Gemessen an der Bevölkerung ist der Iran fast genauso groß wie Deutschland. Das Land besitzt nach Schätzungen der britischen Ölfirma BP die größten Öl- und Gasreserven der Welt.
Aber auch außerhalb des Energiesektors hat der Iran eine diversifizierte und wachsende Wirtschaft vorzuweisen. Neben der robusten Binnenwirtschaft sehen wir im Iran ein besonders großes Potential für den Exportsektor, da die Industrie bereist sehr gut entwickelt ist. Vor den 2012 erlassenen Sanktionen wurden hier 1,3 Millionen Autos produziert. Damit steht der Iran im großen Gegensatz zum gesamten mittleren Osten. Nach dem Ende der Sanktionen könnte auch Deutschland wieder eine große Rolle spielen. In der Vergangenheit bestanden hervorragende Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern.
Wie können ausländische Finanzinvestoren von einer möglichen Eliminierung der Sanktionen profitieren? Der Iran hat eine gut entwickelte Aktienbörse mit einer Marktkapitalisierung von circa 150 Milliarden Euro und täglichen Börsenumsätzen von über 100 Millionen Euro. Derzeit ist dieser Markt ausländischen Investoren allerdings nicht zugänglich und sämtliche Börsenumsätze werden von inländischen Anlegern getätigt – im Gegensatz zu vielen anderen Emerging Markets, bei denen im Durschnitt ausländische Investoren etwa 50 Prozent der Umsätze ausmachen. Eine Öffnung des iranischen Aktienmarktes sollte relativ zeitnah sehr positive Auswirkungen auf die Kurse haben. Die baldige Öffnung könnte ein bedeutender politischer Wendepunkt werden. Auch Finanzinvestoren sollten von dieser Entwicklung profitieren.
Von: Stefan Böttcher
Quelle: DAS INVESTMENT.