SJB | Korschenbroich, 16.04.2008. Unsere kleine Farm: Immer mehr Pensionskassen und Hedge-Fonds kaufen sich Bauernhöfe, Weiden und Ackerland. Über geschlossene Fonds können sich erstmals auch deutsche Privatanleger beteiligen. Wenn Tom Dobell morgens sein Büro betritt, hat er bereits einiges an Arbeit hinter sich und mitunter Matsch an den Schuhen: Der M&G-Fondsmanager bewirtschaftet in seiner Freizeit einen Bauernhof in Stour Valley, rund 80 Kilometer nordöstlich von London. Der studierte Landwirt kümmert sich um eine Rinderherde und baut Kartoffeln, Weizen und Zuckerrüben an.
Immer mehr Banker aus der Londoner City entdecken ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft: Hobby-Bauern sind mittlerweile die größte Käufergruppe für britisches Farmland. „Man sollte aber nicht erwarten, Geld damit zu verdienen“, sagt Devisenhändler Andrew Wiley, der 3 Millionen Pfund für einen Bauernhof in Gloucestershire gezahlt hat: „Im Grunde muss man davon ausgehen, eine Menge Geld auszugeben und eine Menge Fehler zu machen.“
Professionelle Käufer von Höfen, Äckern und Weiden aus Banken und Fondsgesellschaften sehen das anders. Sie wollen gezielt vom Landwirtschafts-Boom profitieren. Das Argument für den Acker ist dabei das gleiche wie das für ein Investment in Rohstoff-Futures und Agrar-Aktien: „Wir gehen davon aus, dass die hohen Rohstoffpreise auch zu steigenden Preisen für Land führen werden“, sagt Marc Duschenes, Chef der britischen Immobiliengesellschaft Braemar. Duschenes sucht derzeit nach Anlegern für einen 20-Millionen-Pfund-Fonds, der in Ackerböden und Weideflächen in Großbritannien investieren soll.
Quantensprung der Farm-Erträge
Tatsächlich erleben Farmland-Erträge derzeit „einen Quantensprung“, erklärt Murray Wise, Chef des US-Farmland-Investors Westchester Group. Die Hancock Agricultural Investmentgroup, einer der größten Farmland-Manager für institutionelle Anleger in den USA, hat in den vergangenen Jahren durchschnittliche Erträge von fast 30 Prozent jährlich erwirtschaftet. Zum ersten Mal seit 30 Jahren steigen die Preise für Farmland von Iowa bis Argentinien schneller als die für Apartments in New York.
Die Pariser Hedge-Fonds-Gesellschaft Pergram Finance will daher verstärkt auf den Acker bauen. Für den vor drei Jahren gestarteten Farmland-Fonds Campos Orientales will Managerin Deborah Rockabrand weitere 60 bis 80 Millionen Dollar einsammeln – „von vielen Privatanlegern, die von traditionellen Anlageklassen desillusioniert sind“. Damit würde sich das Fondsvolumen verdoppeln. Campos Orientales investiert vor allem in südamerikanisches Weideland. Rund die Hälfte wandelt der Fonds dann in Ackerland um. Die Manager des Fonds kümmern sich um die Herden, um den Anbau auf dem Acker und die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte.
Mit auf Landpartie ist auch die deutsche Fondsgesellschaft DWS. Neben ihren Agrar-Publikumsfonds gibt es ein Produkt, das direkt auf Acker baut. Der DWS Global Agriculture Land & Opportunities (ISIN: KY G28 87V 108 6) wurde im Juli 2007 auf den Cayman-Islands aufgelegt, wird von Singapur aus gemanagt und ist nur als Private Placement zu haben. Er investiert derzeit in Farmen in Australien und Sambia. Manager Desmond Sheehy will sich mit dem aktuell knapp 94 Millionen Dollar schweren Fonds darüber hinaus an weiteren nicht börsennotierten Farm-Firmen in verschiedenen Ländern beteiligen. Ein Teil des Fondsvermögens landet zudem in Agrar-Aktien – Sheehy bedient sich dafür des Publikumsfonds DWS Global Agribusiness (WKN: DWS 0BU), in den er Ende Februar 29 Prozent des Fondsvermögens investiert hatte.
Produkte für Privatanleger
DWS-Sprecher Claus Gruber betont, dass deutsche Privatanleger den Fonds grundsätzlich nicht kaufen können – obwohl es im Private-Placement-Memorandum einen achtseitigen Anhang zum deutschen Steuerrecht gibt. Nicht auszuschließen ist aber – wenn auch nicht von DWS bestätigt –, dass die Gesellschaft den Fonds über ihre neue Tochter für geschlossene Fonds DWS Access künftig einem breiteren Publikum zugänglich macht: Auch der Global Timber Fund, das erste Access-Produkt, ist ein geschlossener Fonds, der auf einen Hedge-Fonds aufsetzt.
Bei der Berenberg Bank werden Anleger heute schon fündig, wenn sie direkt in Farmland investieren wollen und das nötige Kapital von 350.000 Dollar für das Private Placement mitbringen: Berenberg bietet derzeit gemeinsam mit der Agriworld-Gruppe den Farminvest 1 an. Agriworld managt bereits seit 1991 US-Farmland und betreut heute Äcker im Wert von 190 Millionen Dollar vorwiegend im Mississippi-Delta in den USA.
Auch der Farminvest investiert in Farmland im fruchtbaren Delta. In den Bundesstaaten Arkansas, Louisiana und Mississippi sollen vor allem Reis und Baumwolle, Mais, Sojabohnen und Weizen wachsen. Der Ertrag, den die Feldfrüchte bringen, kommt den Anlegern jährlich in Form von Pachtzahlungen der Farmer zugute, die das Land bewirtschaften.
Pacht plus Wertsteigerung
Berenbergs Spezialist für alternative Investments, Sandy Hotowetz, rechnet mit jährlichen Ausschüttungen von 3 bis 5 Prozent aus den Pachteinnahmen. Die zweite Ertragsquelle ist die Wertsteigerung des Bodens, die in den zurückliegenden Jahrzehnten laut Hotowetz bei gut 6 Prozent im Jahr lag und den Anlegern am Ende der Fondslaufzeit von 10 bis 15 Jahren zufließt, wenn der Boden wieder verkauft wird. Im Lauf des Jahres will die Hamburger Bank einen geschlossenen Fonds für ein breiteres Publikum platzieren, der nach exakt dem gleichen Muster funktionieren soll.
Noch einen Schritt weiter will der Hamburger Vermögensverwalter Aquila Capital gehen. Ein für Herbst geplanter geschlossener Fonds soll weltweit in Weiden und Äcker investieren. Externe Manager vor Ort werden das Land bewirtschaften, sodass den Anlegern nicht bloße Pachtzahlungen, sondern die tatsächlichen landwirtschaftlichen Erträge zufließen. „Dafür wollen wir über verschiedene Regionen und Anbauarten diversifizieren“, sagt Aquila-Geschäftsführer Dieter Rentsch. Das Wichtigste, um die Erträge sicherzustellen, sei allerdings nicht die Region, sondern der Farm-Manager: „Es gibt schlaue Bauern, und es gibt faule Bauern.“
Christopher Nachtweh
Quelle: DAS INVESTMENT.