Das Investment: Wo sich in Indien Investments lohnen

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 12.05.2014. 82 Prozent der indischen Anleger gehen davon aus, dass ihr Aktienmarkt 2014 zulegt. Die anstehenden Wahlen stimmen auch Mark Mobius positiv: Weniger Korruption, mehr Aktion muss das Reformziel lauten. Eine kaufkräftige, wachsende Mittelschicht und steigende Ausgaben für Konsumgüter und Dienstleistungen sind Indiens Chance.

In Indien strömen diesen Monat rund 800 Millionen Wähler an die Urnen. Das Wahlverfahren wird sich über mehrere Wochen hinziehen. Am indischen Aktienmarkt zeigt sich in letzter Zeit Optimismus unter den indischen Anlegern. Nach einer Phase des Politikstaus und eines brachliegenden Potenzials sind wir für Indien ebenfalls wieder zuversichtlich.

Wahlprognosen stellen wir zwar für gewöhnlich nicht, doch diese Wahl könnte für Indien eine historische Bedeutung haben. Seit Indien 1947 von der Kolonialherrschaft unabhängig wurde, war die Kongresspartei die dominierende politische Kraft im Land. Die Ergebnisse dieser Wahl könnten jedoch einen beispiellosen Umbruch bewirken. Sollten die indische Volkspartei Bharatiya Janata Party (BJP) unter Führung von Narendra Modi und ihre Bündnispartner gewinnen, würde die national-demokratische Allianz (NDA) die Macht im Einflusszentrum des Landes übernehmen. Modi ist zwar nicht unumstritten, doch seine Erfolge im westindischen Bundesstaat Gujarat, dessen Ministerpräsident er elf Jahre lang war, werden von vielen positiv bewertet.

Jüngste Umfrageergebnisse lassen vermuten, dass sich die Inder ähnliche Fortschritte auch für den Rest des Landes wünschen.

Inder beurteilen die wirtschaftlichen Aussichten ihres Landes positiv

Nach einer aktuellen Umfrage des Pew Research Center ist die Mehrheit der Inder unzufrieden mit den Entwicklungen im Land. Nicht einmal 30 Prozent äußerten sich zufrieden. Die Unzufriedenheit zieht sich durch alle Generationen und Einkommensniveaus und beide Geschlechter. Wir werden sehen, wie sie sich bei der Auszählung der Stimmen auswirkt. Interessanterweise belegte die Pew-Umfrage trotz der allgemeinen Unzufriedenheit, dass die meisten Inder die wirtschaftlichen Aussichten ihres Landes positiv beurteilen. Das entspricht offenbar den Erwartungen, dass Indiens BIP-Wachstum mit prognostizierten 5,4 Prozent für 2014 und 6,4 Prozent für 2015 die Raten der letzten Jahre übertreffen dürfte.

Große Erwartungen auch für den Aktienmarkt

Besonders optimistisch schätzen indische Anleger den Ausblick für ihren Aktienmarkt ein, aber auch ihre eigenen finanziellen Aussichten. Aus der Franklin Templeton-Umfrage 2014 Global Investor Sentiment Survey (GISS) ging hervor (DAS INVESTMENT berichtete), dass von den 22 berücksichtigten Ländern indische Anleger ihren heimischen Markt am zuversichtlichsten bewerteten.

82 Prozent der indischen Anleger gehen davon aus, dass ihr Aktienmarkt 2014 zulegt. Unter den GISS-Befragten äußerten über 50 Prozent der indischen Anleger die Absicht, sich verstärkt in heimischen (indischen) Aktien zu engagieren. Damit zeigen indische Anleger im zweiten Jahr in Folge die größten Hoffnungen auf das Erreichen ihrer Finanzziele.

Reformen nach dem Motto: weniger Korruption, mehr Aktion

Als Investoren hoffen wir natürlich, dass sich diese Marktprognosen bewahrheiten, obwohl es dafür offensichtlich keine Garantie gibt. Das indische Problem ist in unseren Augen vor allen Dingen, dass die aktuelle Regierung die Reformen nicht rasch genug zu Wege gebracht hat, die viele als nötig erachten, um das ganze Land voranzubringen. Auf einzelstaatlicher Ebene konnten wir Fortschritte erkennen, auf Landesebene nicht.

Wir denken, dass in Indien schlicht und ergreifend ein Reformbedarf nach dem Motto besteht: weniger Korruption, mehr Aktion. Und mit dieser Ansicht stehen wir nicht allein. Der Umfrage des Pew Research Center zufolge halten über 80 Prozent der Inder korrupte Politiker und Geschäftsleute in Indien für ein großes Problem. Sie beklagen den politischen Stillstand, der eine Lösung der indischen Wirtschaftsprobleme verhindert.

Bürokratie und Bildung sind die zwei wichtigsten Reformbereiche

Zwei Bereiche halten wir für besonders reformbedürftig. Der erste betrifft die enorm hohen Hürden für ausländische Investitionen in Indien. Es gibt viel zu viel Bürokratie. Der Papierkram muss reduziert werden. Der zweite Bereich ist die Bildung. Unseres Erachtens muss das Bildungsniveau der gesamten Bevölkerung angehoben werden. Natürlich gibt es in Indien herausragende Universitäten und viele gebildete, qualifizierte Bürger. Doch unserer Ansicht nach haben viele Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu den Chancen, die Bildung eröffnet. Das bedeutet, dass das Land sein Humankapital nicht ausschöpft.

Mit der Mittelschicht wächst auch Indiens Verbrauchermarkt stark

Als Investoren konzentrieren wir uns auf Unternehmen und Branchen, die das enorme intellektuelle Potenzial der Bevölkerung nutzen beziehungsweise daraus Kapital schlagen. Wir interessieren uns vor allem für Unternehmen, die in Lage sind, dieses intellektuelle Potenzial zu exportieren, und die nicht so stark von den Investitionsbarrieren betroffen sind, wie sie andere Branchen wie Bergbau beeinträchtigen.

Nach unserer Auffassung gibt es auf jeden Fall eine Menge Aspekte, die Indiens Zukunft in positivem Licht erscheinen lassen. Die Sparquote ist in Indien relativ hoch, die junge Bevölkerung sorgt für positive demografische Impulse. Dabei ist der Abhängigkeitsquotient niedriger als in vielen Industrieländern, und die Wirtschaft ist mit einem starken Dienstleistungssektor recht gut diversifiziert. Auch verfügt Indiens Mittelschicht über erhebliches Wachstumspotenzial, was bedeutet, dass das Land ein noch größerer Verbrauchermarkt werden könnte.

Bei den aktuellen Wirtschaftswachstumsraten ist davon auszugehen, dass in 20 Jahren rund 291 Millionen Menschen aus der Armut in die Mittelschicht aufgestiegen sind. Diese Art von Wachstum bringt in aller Regel höhere Ausgaben für Konsumgüter und Dienstleistungen mit sich. So hat beispielsweise der Mobilfunk in Indien sprunghaft zugenommen.

Ein Schlussgedanke

Eine Anmerkung habe ich noch zum Franklin Templeton Global Investor Sentiment Survey. Dass über die Hälfte aller befragten Anleger aus sämtlichen Ländern in diesem Jahr konservativer investieren möchte, obwohl die Ertragserwartungen für das Jahr durchaus optimistisch ausfielen, lässt tief blicken. Natürlich sollte jeder seine Handlungen an seinen Hoffnungen orientieren – doch das gilt für jeden Lebensbereich, nicht nur für die Kapitalanlage.

Von: Mark Mobius

Quelle: DAS INVESTMENT.

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