Die Flüchtlingsströme aus den Jahren 2015 und 2016 werden in Deutschland für einen zusätzlichen jährlichen Bedarf von rund 185.000 Wohneinheiten sorgen. Zudem wird die Zuwanderung insbesondere in deutschen Großstädten die Nachfrage nach günstigem Wohnraum deutlich verstärken. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie “Schaffen wir das? Immobilienmärkte im Kontext der Flüchtlingskrise“ von Quantum Immobilien.
Rund 1,1 Millionen der 2015 und 2016 ankommenden Flüchtlinge werden als Asylberechtigte mittel- bis langfristig in Deutschland bleiben und so voraussichtlich für einen zusätzlichen jährlichen Bedarf von rund 185.000 Wohnungen sorgen.
Zu diesem Ergebnis kommt einer Studie über Immobilienmärkte im Kontext der Flüchtlingskrise von Quantum Immobilien. Derzeit sind weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Alleine im vergangenen Jahr kamen rund 900.000 Flüchtlinge nach Deutschland, um hier Asyl zu beantragen. Vor diesem hochaktuellen Hintergrund analysiert die 19. Ausgabe des Quantum Focus die Struktur des Flüchtlingszustroms und deren immobilienwirtschaftliche Konsequenzen.
Laut Studie wird die Wohnungsnachfrage der Asylberechtigten dabei deutlich auf die Metropolen und Großstädte gerichtet sein, die bereits heute als angespannte Wohnungsmärkte gelten. Für Hamburg berechnet die Prognose beispielsweise einen Zuzug von 52.000 Personen. Geht man von einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von drei Personen aus, würden so alleine in der Hansestadt über 17.000 Wohnungen für die Asylberechtigten fehlen. Mit Ausnahme von Essen und Dortmund sind auch in anderen Großstädten leerstehende Wohnungen praktisch nicht verfügbar, die theoretisch einen gewissen Anteil des Bedarfs decken könnten.
Für die gewerblichen Immobilienmärkte ist einerseits die Integration der anerkannten Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt maßgeblich. Die Mehrzahl der Flüchtlinge hat allerdings eine geringe Qualifikation und wird nur langsam in den Arbeitsmarkt kommen. Die Effekte für die Bürobeschäftigung werden damit kurz- bis mittelfristig weniger stark sein. Sehr viel stärker wirken sich andererseits aber die Umwidmung von leerstehenden Gewerbeimmobilien und der Verwaltungsausbau zur Bewältigung der Flüchtlingskrise auf die Büromärkte aus. So werden viele dauerhaft leerstehende Bürogebäude zur Unterbringung der Flüchtlinge langfristig durch die Städte angemietet, wodurch sich der Leerstand deutlich reduziert. Auch im Einzelhandel sind schließlich Nachfrageimpulse durch die Zuwanderung beobachtbar, die insbesondere auf das untere Preissegment wie Discounter oder preisorientierte Textilanbieter gerichtet sind.
Andre Scharmanski, Leiter Quantum Research: „Trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen, bringt der Flüchtlingszustrom für die Immobilienwirtschaft vor allem Chancen mit sich: Mehr Einwohner bedingen eine höhere Wohnungsnachfrage, einen zusätzlichen Einzelhandelskonsum und zumindest langfristig auch ein Beschäftigtenwachstum.”
Quelle: DIE IMMOBILIE.