Das Investment: Ein Hoch auf Biotech: Das sind die Tops & Flops unter den Aktienfonds 3 Jahre

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 19.11.2014. Mit den besten Biotech-Fonds konnten Anleger ihr Kapital in den vergangenen drei Jahren mehr als verdreifachen. Wer dagegen 2011 mit Goldminen das große Geld machen wollte, braucht möglicherweise eine Schocktherapie – und weiter viel Geduld.

Manchmal braucht es einfach Zeit. Wer sich kurz nach der Jahrtausendwende verlocken ließ, in einen der damals beinahe wöchentlich neu auf den Markt kommenden Biotech-Fonds zu investieren, verlor erst einmal viel Geld – zumindest auf dem Depotauszug.

TOPS & FLOPS AKTIENFONDS 3 JAHRE: ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE

Rang  –  Fonds  –   Perf. 3 Jahre  –   Perf. 5 Jahre  –  Perf. 2014  –  Vol. in Mio. €

1) Bellevue Funds (Lux) BB Biotech     248,5%     254,7%     48,4%     43
2) DWS Biotech    236,6%     318,0%     46,7%     324
3) UBS (Lux) Equity Fund Biotech     235,4%     308,1%     52,8%     895
4) Credit Suisse (Lux) Biotechnology Equity Fund     234,4%     294,1%     41,2%     163
5) Candriam Equities L Biotechnology     234,2%     348,7%     44,6%     484
6) PPF CP Global Bio-Pharma Fund     230,4%     315,7%     41,7%     36
7) Julius Baer Biotech Fund     229,9%      303,1%     41,3%     93
8) DekaLux-Bio-Tech CF     229,7%     276,7%     44,0%     222
9) Espa Stock Biotec     226,8%     319,6%     43,2%     101
10) Franklin Biotechnology Discovery Fund     215,1%     325,2%     43,1%     2135
11) SEB Concept Biotechnology     212,6%     324,9%     43,0%     258
12) RH & F Global Life Sciences Fund     201,9%     274,8%     44,4%     28
13) Janus Global Life Sciences Fund     179,4%     249,0%     40,6%     277
14) Pictet Biotech     173,4%     190,1%     32,9%     1155
15) JPM Global Healthcare     172,7%     263,0%     33,0%     2064

Wer unbeirrt durchhielt, sah anschließend entnervt zu, wie sich andere Branchen wesentlich schneller von den Folgen der Dotcom-Blase erholten. Schlimmstenfalls gab es dann in einer der nächsten Krisen den Stuhl vor die Tür gestellt: Nach 2008 bereinigten viele Gesellschaften ihr Angebot, und für ein nur noch 10 oder 20 Millionen Euro großes Biotech-Produkt war mitunter kein Platz mehr in der Palette. Falls doch, fiel die Bilanz ernüchternd aus. Selbst einer der langfristig besten Fonds des Sektors, der im Mai 2000 aufgelegte Candriam Equities Biotechnology, schaffte in den elfeinhalb Jahren bis November 2011 gerade einmal eine durchschnittliche Rendite von 0,6 Prozent.

Die Geduld verloren? Vor dem vermeintlich drohenden großen Euro-Crash alles verkauft? Pech gehabt. Denn danach ging die Post ab. Zwischen November 2011 und November 2014 holte Candriam-Manager Rudi van den Eynde ein Plus von 234 Prozent heraus (siehe Tabelle). Auf die vierzehneinhalb Jahre bis Mai 2000 zurückgerechnet immerhin eine Rendite von 8,9 Prozent. Nicht eben sensationell, aber durchaus respektabel.

Noch 14 Prozentpunkte besser als der Candriam Equities Biotechnology schnitt in den vergangenen drei Jahren der bis vor kurzem von Tazio Storni gemanagte Bellevue Funds (Lux) BB Biotech ab. Dort von der ersten Stunde an dabei gewesen zu sein, hätte sich richtig gelohnt: Da der Fonds erst im Mai 2009 aufgelegt wurde, ergibt sich eine Start-Ziel-Rendite von 26,8 Prozent.

Indes: Von „Ziel“ zu sprechen, kommt den meisten auf Biotechaktien spezialisierten Fondsmanagern erwartungsgemäß nicht in den Sinn. „Auch in den kommenden Jahren können Anleger an diesem Zukunftstrend kräftig mitverdienen“, betont etwa Christian Lach. Der langjährige Mitarbeiter der auf die Gesundheitsbranche spezialisierten Vermögensverwaltung Adamant hat Storni im Zuge der Übernahme von Adamant durch Bellevue Ende Oktober abgelöst – und kehrt damit zu alter Wirkungsstätte zurück: Bereits von 2001 bis 2008 arbeitete der studierte Biochemiker für Bellevue. Unterstützung bekommt Lach künftig von seinen bisherigen Adamant-Kollegen Samuel Stursberg und John Manieri sowie vom Team der börsennotierten Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG, die ebenfalls zu Bellevue gehört.

Als wesentlichen Wachstumstreiber der kommenden Jahre sieht Lach den demographischen Wandel. Weil der Anteil der über 60-Jährigen an der Weltbevölkerung stetig steige, erhöhten sich auch die Ausgaben für Medikamente. Und knapp die Hälfte aller neu zugelassenen Medikamente stamme mittlerweile aus den Labors von Biotechfirmen – Tendenz weiter steigend. Lach: „Das gilt vor allem für bislang unheilbare Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf wie Krebs oder genetisch bedingte seltene Erkrankungen.“

Vor diesem Hintergrund hält der Bellevue-Manager auch das mittlerweile erreichte Kursniveau nicht für zu teuer: „Aktuell bewertet die Börse die profitablen Biotech-Firmen mit dem 20-fachen des für 2015 erwarteten Gewinns. Vor allem bei den Unternehmen, die in den genannten Themenkreisen tätig sind, liegen die für die kommenden Jahre zu erwartenden Wachstumsraten darüber.“

Zusätzlichen Kursauftrieb erhalte der Biotech-Sektor durch eine latente Übernahmephantasie. Bedingt durch den anhaltenden Ablauf von Patenten stünden die großen Pharma-Konzerne auch in den kommenden Jahren unter Druck, ihre Produktpipeline über die Akquisition von Unternehmen aufzufüllen, die gerade die Zulassung für Medikamente mit großem Umsatzpotenzial erhalten hätten. Lachs Fazit: „Biotech-Aktien gehören in jedes diversifizierte Anlegerportfolio.“

Eine Aussage, die so vor drei Jahren – auf das eigene Anlagesegment bezogen – sicher auch von den meisten Managern eines Goldaktienfonds zu hören gewesen wäre. Mit welchen Folgen, zeigt die Tabelle: Seit November 2011 fielen in diesem Segment Verluste von teilweise über 70 Prozent an.

Die von Bellevue-Manager Lach skizzierten rosigen Zukunftsaussichten von Biotech-Fonds muss diese Bestandsaufnahme keineswegs trüben. Aber vielleicht ermutigt umgekehrt Goldminen-Fans die Erfahrung der Biotech-Jünger, dass es manchmal einfach Zeit braucht, bis ein Investment aufgeht. Wer diese Zeit nicht hat, sollte sich von dem einen wie von dem anderen Markt fernhalten. Eine aktuelle Bestandsaufnahme des Goldminen-Markts liefert ein Interview mit Joachim Berlenbach, Manager des Earth Gold Fund UI: „Jetzt mit zwei Fingern den Puls fühlen statt mit einem“

Von: Egon Wachtendorf

Quelle: DAS INVESTMENT.

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