Das Investment: Trotz Griechenland-Problematik: Fondsmanager sind heiß auf europäische Aktien

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 23.02.2015. Von Griechenland-Krise keine Spur. Fondsmanager sind ganz wild auf Europa und schichten fleißig um. Wir haben internationale Anlagespezialisten nach ihrer Meinung gefragt.

Der Ausblick für Europa sieht so gut aus wie seit 2009 nicht mehr. Das ist das Ergebnis des jüngsten Global Growth Outlook von Bank of America Merril Lynch. Demnach glauben 81 Prozent der befragten Fondsmanager, dass die europäische Wirtschaft dieses Jahr wachsen wird.

Deshalb haben 51 Prozent Europa als Top-Region für Aktien über einen 1-Jahres-Horizont gewählt. Im Januar waren es lediglich 18 Prozent. 55 Prozent sind hier bereits übergewichtet.

Vor allem auf die Eurozone sind die Investoren ganz wild. Märkte außerhalb des Euros sind hingegen nicht sonderlich beliebt. Im vergangenen Monat sahen die Manager noch Frankreich und Italien als schlechteste Länder an, nun wollen 42 Prozent Großbritannien und die Schweiz dieses Jahr untergewichten. Auch Schweden stehen sie eher pessimistisch gegenüber.

Das Geld, das die Investoren in Europa stecken, ziehen sie laut der Umfrage vor allem aus den USA ab. Hier haben lediglich noch 6 Prozent ein Übergewicht in Aktien. Damit verloren US-Papiere 19 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat.

Stephen Thornber, Portfoliomanager des Threadneedle Global Equity Income Fund

„Wir haben europäische Aktien übergewichtet“, bestätigt Stephen Thornber, Portfoliomanager desThreadneedle Global Equity Income Fund. „Die jüngsten Umschichtungen in europäische Werte haben wir finanziert, indem wir US-Aktien auf neutral heruntergestuft haben.“ Der US-Aktienmarkt sei inzwischen relativ hoch bewertet, wenn man seine Outperformance betrachte. Aber auch der Einfluss des stärkeren Dollars auf die US-Unternehmensgewinne sei beunruhigend. „Europa hingegen profitiert von einigen Ereignissen, die für deutlichen Rückenwind sorgen“, so Thornber weiter. „Dazu gehören ein schwächerer Euro, niedrigere Ölpreise und das EZB-Programm zur quantitativen Lockerung.“ Es sei gut möglich, dass das europäische BIP-Wachstum in diesem Jahr erstmals nach vielen Jahren wieder nach oben korrigiert wird. „Die europäischen Unternehmensgewinne werden durch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit infolge der schwächeren Währung unterstützt, und die Bewertungen sind relativ attraktiv“, erklärt Thornber. „Interessanterweise sind die Gewinnkorrekturen in Europa gerade in den positiven Bereich gedreht, wenn auch nur schwach.“

In Europa gefallen dem Portfoliomanager des Threadneedle Global Equity Income Fund vor allem globale Marken und multinationale Konzerne. „Das deutsche Premium-BekleidungsunternehmenHugo Boss zum Beispiel ist gering verschuldet, und ein starker Cashflow ermöglicht hohe Dividendenausschüttungen“, geht Thornber ins Detail. „Aktuell liegt die Dividendenrendite bei 4 Prozent, Gewinn und Dividende dürften um 13 Prozent zulegen.“

Ken Van Weyenberg, Anlagespezialist Asset Allocation bei Candriam

„Die Europäische Zentralbank beginnt mit Quantitative Easing und das Wachstum zieht allmählich an“, sagt Ken Van Weyenberg, Anlagespezialist Asset Allocation bei Candriam Investors Group. „Bislang ist es in den Kursen noch nicht eingepreist.“ Bei einer Risikoprämie in Höhe ihres langfristigen Durchschnitts und dem derzeitigen Trendwachstum von 1 Prozent seien Aktiengewinne von über 20 Prozent möglich. „Hinzu kommt, dass europäische Aktien noch nicht zu hoch bewertet sind, insbesondere im Vergleich zu Anleihen, deren Renditen so niedrig sind wie selten“, ergänzt Van Weyenberg. US-Aktien seien hingegen mittlerweile fair bewertet.

Norman Boersma, Manager des Templeton Growth (Euro) Fund

„Europäische Aktien werden weiter mit erheblichen Bewertungsabschlägen gehandelt – zu einer Zeit, in der erste quantitative Lockerungen und bessere Kreditkonditionen die verhaltene Anlegerstimmung und die Unternehmensgewinne beflügeln könnten“, sagt Norman Boersma, Manager des Templeton Growth (Euro) Fund. „Andererseits haben sich die Aktienkurse in den USA von ihrem Tiefststand aus verdreifacht, die Unternehmensgewinne sind historisch hoch und die Geldpolitik wird nach jahrelangem außergewöhnlichem Entgegenkommen der Zentralbank verschärft.“ Unter diesen Bedingungen gehe jeder Wall-Street-Analyst davon aus, dass US-Aktien 2015 zulegen. Das wäre dann das erste Mal in der Marktgeschichte seit 1871, dass US-Aktien sieben Jahre in Folge steigen. Boersma könne nicht voraussehen, wann Europa nachhaltig anzieht. „Wir sind jedoch absolut überzeugt davon, dass es über unseren langfristigen Anlagehorizont dazu kommen wird“, so der Fondsmanager weiter.

Denise Kißner, Produktspezialistin beim DWS Top Dividende

„In den vergangenen Wochen sind die Nettomittelzuflüsse in Europäische Aktien positiv“, erklärt Denise Kißner, Produktspezialistin beim DWS Top Dividende. „Auch die US-amerikanischen Investoren engagieren sich wieder verstärkt am europäischen Aktienmarkt.“ Der Nordamerikaanteil (inklusive Kanada) sei in den vergangenen Monaten beim DWS Top Dividende jedoch stabil geblieben. „Unser Engagement in Nordamerika beläuft sich auf derzeit rund 42 Prozent“, sagt Kißner. „Der Anteil von Euroland im Portfolio beläuft sich auf knapp 24 Prozent, UK 11 Prozent und Schweiz 9 Prozent.“

Angesichts des aktuellen Umfelds negativer Zinsen erwartet die Produktspezialistin des DWS Top Dividende ein besonders günstiges Jahr für Anlagen in Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen und solider Bilanzqualität. „Aufgrund der geldpolitischen Lockerung der Zentralbanken sind die Aktienmärkte unserer Meinung weiterhin gut unterstützt“, so Kißner weiter. „Auf den aktuellen Bewertungsniveaus und der Politik des lockeren Geldes sehen wir gerade in Euroland derzeit Unternehmen mit attraktiven Dividendenparametern.“

Michael Hartnett und Manish Kabra von Bank of America Merril Lynch

„Die EZB hat die weltweite Deflationsangst erfolgreich verschwinden lassen“, sagt Michael Hartnett, Investmentstrategiechef bei Bank of America Merril Lynch zur Umfrage. „Die Stimmung am Markt ist den Fundamentaldaten bei europäischen Aktien voraus“, ergänzt seine Kollegin Manish Kabra, Strategin für europäische Aktien. „Kein einziger Bär ist mehr übrig.“ Sie gibt aber auch zu bedenken, dass der Markt sich nun schnell erholen müsse, damit die Bullen glücklich bleiben.

Bank of America Merril Lynch befragt monatlich 196 internationale Fondsmanager mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 559 Milliarden US-Dollar (492 Milliarden Euro).

Von: Annika Teerling

Quelle: DAS INVESTMENT.

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