SJB | Korschenbroich, 29.06.2015. Der Goldpreis kennt trotz der vielen Krisenherde auf der Welt und den aufgeblähten Notenbankbilanzen seit knapp vier Jahren nur eine Richtung: abwärts. Ist ein Ende der Talfahrt in Sicht? Und was muss passieren, damit es wieder nach oben geht? Fünf Finanz- und Rohstoffexperten geben Antworten.
DAS INVESTMENT: Hat der Goldpreis auf aktuellem Niveau einen Boden erreicht und was muss passieren, damit er wieder alte Höhen erklimmt?
Maximilian Uleer, Portfoliomanager Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim: Wir erwarten, dass die US-Notenbank Fed im Laufe des Jahres die Zinsen anheben wird. Der Goldpreis sollte dann weiter fallen. Erholen sollte er sich dagegen, wenn die Zinserhöhung in den USA ausbleibt oder es in Europa tatsächlich zu einem Austritt Griechenlands aus der Währungsunion (Grexit) kommt.
Robert Hartmann, Gründer des Goldhändlers Pro Aurum:Am Spot-Markt in London wird jeden Tag eine komplette Gold-Jahresproduktion gehandelt. Kurzfristig bestimmen diese Finanztransaktionen den Preis. Die Goldspekulanten haben jedoch einen großen Gegenspieler: die Goldkäufer in Asien. Aus meiner Sicht sollte die asiatische Nachfrage auf einem hohen Niveau bleiben. Wenn dann noch in anderen Wirtschaftsregionen die physische Nachfrage anzieht, muss das mittelfristig positive Auswirkungen auf den Goldpreis haben.
Frank Schallenberger, Rohstoffexperte bei der LBBW: Ich denke, die Chance ist ganz gut, dass ein Boden im Bereich 1150 bis 1200 US-Dollar gefunden wird. In Richtung alte Höhen wird es dann gehen, wenn sich die Fundamentaldaten wieder verbessern – und da gibt es momentan immerhin ein paar Hoffnungsschimmer für die Goldbullen.
Martin Siegel, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Stabilitas: Nach der Korrektur seit 2011 ist der Goldpreis tatsächlich seit Anfang 2014 dabei, einen Boden zu bilden. Auf Eurobasis befindet sich der Goldpreis bereits in einem kurzfristigen Aufwärtstrend. Alle wesentlichen Parameter, die zum Ausbruch der Finanzkrise 2008 geführt haben, haben sich in den letzten Jahren massiv weiter verschlechtert.
Es ist also nur eine Frage der Zeit, dass die Zusammenbruchskrise des Finanzsystems wieder aufbricht. In dem zu erwartenden Umfeld, dürfte der Goldpreis weit über die Höchststände aus dem Jahr 2011 ansteigen.
Max Otte, Ökonom und Fondsmanager: Ich denke, dass tatsächlich ein Boden erreicht wurde. Ich denke, dass der Goldpreis wirklich nicht viel tiefer fallen kann, denn viele Goldförderer sind so gerade im Breakeven, einige sind auch nicht mehr wirtschaftlich. Bereits auf dem jetzigen Niveau wird es zu einer Verknappung des Angebots kommen.
Von: Felix Hannemann
Quelle: DAS INVESTMENT.